Regional- und Minderheitensprachen in Deutschland - des ...

Vorwort
„Die Sprache eines Volkes ist der hellste Spiegel seines Gemütes und seines
Lebens; wer sich der Sprache seines Volkes entfremdet, entfremdet sich seines
Volkes selbst.“ Dieses Zitat von Ernst Moritz Arndt gilt gleichermaßen für die
Mehrheitssprache wie für die Regional- und Minderheitensprachen.
Deutschland hat 1992 in Straßburg als einer der ersten Vertragspartner
die Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen unterzeichnet.
Sie ist seit dem 1. März 1998 für die ersten fünf Staaten, die sie
ratifiziert haben, in Kraft. Aus europäischer Sicht sollen mit der Charta die
in einem Vertragsstaat gesprochenen Regional- oder Minderheitensprachen
als europäisches Kulturerbe geschützt und gefördert werden. Minderheitensprachen
im Sinne der Charta sind Sprachen, die von den Angehörigen
einer traditionellen Minderheit gesprochen werden, während
Regionalsprachen in einem eingrenzbaren Gebiet herkömmlicherweise
neben oder anstatt der Mehrheitssprache verwendet werden, ohne dass
sich ihre Sprecher als nationale Minderheit verstehen.
Aufgabe der Vertragsstaaten ist es, den Anwendungsbereich der Charta
im Einzelnen festzulegen. In Deutschland wurden die Regionalsprache
Niederdeutsch sowie die Minderheitensprachen Dänisch, Ober- und
Niedersorbisch, Nord- und Saterfriesisch sowie das Romanes der deutschen
Sinti und Roma unter den Schutz der Charta gestellt. Auf der Grundlage
der „Lindauer Absprache“, die die Mitwirkung der Länder beim Abschluss
völkerrechtlicher Verträge regelt, wurde der Anwendungsbereich der
Charta mit den betroffenen Bundesländern abgestimmt.
Sprache ist einerseits ein Kommunikationsmittel in Wort und Schrift.
Sprache ist darüber hinaus aber vor allem geistige und kulturelle Heimat.
Die Kultur, die Bedürfnisse, die Hoffnungen und die Alltäglichkeiten
spiegeln sich in der Sprache wider. Sprache ist also identitätsstiftend. Dies
gilt in besonderem Maße für die Sprachen von nationalen Minderheiten.
Um ihre Kultur und ihre Traditionen zu bewahren, ist der Erhalt ihrer
Sprache eine unabdingbare Voraussetzung.
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