05.01.2013 Aufrufe

Regional- und Minderheitensprachen in Deutschland - des ...

Regional- und Minderheitensprachen in Deutschland - des ...

Regional- und Minderheitensprachen in Deutschland - des ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Friesisch<br />

Im Jahr 1786 hieß es dann <strong>in</strong> der Vorrede zu e<strong>in</strong>em altfriesischen Wörterbuch,<br />

die „vor wenigen Jahrh<strong>und</strong>erten noch blühende friesische Sprache“<br />

sei <strong>in</strong> Ostfriesland „nunmehr völlig ausgestorben“. Ganz zutreffend war<br />

dieser Bef<strong>und</strong> nicht. Erst kurz nach dem Zweiten Weltkrieg starb der letzte<br />

<strong>in</strong> Ostfriesland lebende Ostfriesisch-Sprecher.<br />

Nur im Saterland, im oldenburgischen Landkreis Cloppenburg, blieb als<br />

letzter Rest <strong>des</strong> Alt-Ostfriesischen das Seeltersk, Saterfriesisch, erhalten.<br />

Hier sprechen noch <strong>in</strong> den Ortschaften Ramsloh (Roomelse), Scharrel<br />

(Schäddel), Sedelsberg (Seedelsbierich) <strong>und</strong> Strückl<strong>in</strong>gen (Strukelje) knapp<br />

2.000 Personen die emsfriesische M<strong>und</strong>art Saterfriesisch.<br />

Die ostfriesische Herkunft der Saterfriesen lässt sich durch Sprachvergleiche<br />

mit den altostfriesischen Rechtsquellen <strong>des</strong> Mittelalters ableiten. Das<br />

Saterland wurde spätestens im 11. Jahrh<strong>und</strong>ert von Ostfriesen besiedelt<br />

<strong>und</strong> war als Insel <strong>in</strong>mitten von unzugänglichen Mooren bis <strong>in</strong>s 20. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> fast vollständig von der Außenwelt abgeschirmt. Um 1300<br />

gehörte es als freie friesische Landgeme<strong>in</strong>de zu den friesischen Rechtsgebieten<br />

der „Sieben Seelande“. Durch ihre geografische Lage begünstigt,<br />

konnten die Saterländer lange ihre Freiheit behaupten. Diese geografisch<br />

<strong>und</strong> politisch besondere Lage hat wohl wesentlich dazu beigetragen, dass<br />

die Saterländer ihre Sprache beibehalten haben, als sich der Sprachwechsel<br />

der Ostfriesen zum Niederdeutschen um 1500 vollzog. 1814 verlor das<br />

Saterland se<strong>in</strong>e Privilegien <strong>und</strong> wurde dem Großherzogtum Oldenburg<br />

zugeschlagen. Das starke Zusammengehörigkeitsgefühl drückte sich aber<br />

weiter <strong>in</strong> der Sprache aus. Noch 1950 war die Sprache so verwurzelt, dass<br />

viele Flüchtl<strong>in</strong>gsk<strong>in</strong>der Saterfriesisch erlernten. Später rieten aber die<br />

meisten Lehrer Eltern <strong>und</strong> K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glich, das Hochdeutsche zu<br />

verwenden.<br />

Im Jahre 2006 erschien <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

die erste Briefmarke <strong>in</strong> friesischer Sprache.<br />

Die friesischen Bezeichnungen für den<br />

vor 50 Jahren gegründeten Friesenrat<br />

werden auf Sater-, Nord- <strong>und</strong> Westfriesisch<br />

wiedergegeben, jeweils <strong>in</strong> den Farben<br />

Ost-, Nord- <strong>und</strong> Westfrieslands.<br />

21

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!