Regional- und Minderheitensprachen in Deutschland - des ...
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2. Friesisch<br />
2.1. Sprachgebiet<br />
Friesisch<br />
Nordfriesisch wird im B<strong>und</strong>esland Schleswig-Holste<strong>in</strong> von etwa 8.000 bis<br />
10.000 Menschen an der Westküste <strong>des</strong> Kreises Nordfriesland, auf den<br />
vorgelagerten Inseln Föhr, Amrum, Sylt <strong>und</strong> den Halligen sowie auf<br />
Helgoland gesprochen. Ostfriesisch, genauer Saterfriesisch, wird heute im<br />
B<strong>und</strong>esland Niedersachsen <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de Saterland von etwa 2.000<br />
Personen gesprochen. Es ist e<strong>in</strong>e der kle<strong>in</strong>sten Sprach<strong>in</strong>seln Europas.<br />
Das Westfriesische (Frysk) wird <strong>in</strong> der niederländischen Prov<strong>in</strong>z Fryslân<br />
von über 400.000 Menschen gesprochen <strong>und</strong> ist dort als zweite Reichssprache<br />
anerkannt.<br />
2.2 Herkunft <strong>und</strong> Entwicklung der Sprache<br />
Friesisch ist wie das Nieder- <strong>und</strong> Hochdeutsche, das Niederländische <strong>und</strong><br />
das Englische e<strong>in</strong>e eigene westgermanische Sprache <strong>und</strong> ke<strong>in</strong> deutscher<br />
oder dänischer Dialekt. Geme<strong>in</strong>sam mit dem Englischen bildet sie das<br />
Nordseegermanische (Ingwäonisch). Die Verwandtschaft mit dem<br />
Englischen lässt sich noch heute an zahlreichen Wörtern ablesen. Im<br />
Friesischen der Insel Sylt zum Beispiel heißt hören „hiir“ (englisch hear),<br />
lassen „let“ (englisch let) <strong>und</strong> Mittwoch „w<strong>in</strong>jsdai“ (englisch Wednesday).<br />
Das Nordfriesische stand e<strong>in</strong>st unter dänisch-jütischem E<strong>in</strong>fluss, auch<br />
bezüglich <strong>des</strong> Wortschatzes. Junge heißt zum Beispiel auf Dänisch „dreng“,<br />
auf Föhr <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Bök<strong>in</strong>gharde jeweils „dr<strong>in</strong>g“. Feuer heißt auf Dänisch<br />
„ild“, auf Föhr „ial“, <strong>in</strong> der Bök<strong>in</strong>gharde „iijl“.<br />
Im Mittelalter hatte das friesische Siedlungs- <strong>und</strong> Sprachgebiet se<strong>in</strong>e<br />
größte Ausdehnung erlangt. Es reichte an der südlichen Nordseeküste<br />
fast vom Rhe<strong>in</strong>delta bis über die Weser h<strong>in</strong>weg. Zwischen dem 13. <strong>und</strong><br />
16. Jahrh<strong>und</strong>ert war das „Altfriesische“ auch offizielle Schriftsprache. Aus<br />
dieser Zeit s<strong>in</strong>d vor allem umfangreiche Rechtstexte überliefert. Se<strong>in</strong>e<br />
Ausstrahlungskraft büßte das Friesische aber spätestens e<strong>in</strong>, als die Friesen<br />
als führen<strong>des</strong> Handelsvolk der Nordsee von der Hanse mit ihrer niederdeutschen<br />
Geschäftssprache abgelöst wurden.<br />
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