05.01.2013 Aufrufe

11 Elektromagnetische Schwingungen und Wellen

11 Elektromagnetische Schwingungen und Wellen

11 Elektromagnetische Schwingungen und Wellen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>11</strong> <strong>Elektromagnetische</strong> <strong>Schwingungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Wellen</strong><br />

<strong>11</strong>.1 <strong>Elektromagnetische</strong>r Schwingkreis<br />

Ein elektromagnetischer Schwingkreis besteht aus einer Induktivität L <strong>und</strong> einem<br />

Kondensator C (LC-Kreis) Lädt man den Kondensator auf <strong>und</strong> schaltet die äußere Quelle<br />

dann ab, so fließt durch die Spule durch die Spule der Entladestrom I0.<br />

Dieser zeitlich veränderliche Strom führt zu einem veränderlichen B-Feld, das eine Spannung<br />

induziert, die den Strom nach Entladen des Kondensators in die gleiche Richtung weitertreibt,<br />

so dass sich der Kondensator mit der entgegengesetzten Polung wieder auflädt. Treten keine<br />

Verluste auf (R= 0) dann ist die Ladungsmenge gleich groß wie am Anfang. Anschließend<br />

findet der Vorgang in entgegengesetzter Richtung statt. Da im Schaltkreis immer Verluste<br />

durch ohmschen Widerstand auftreten, tritt in einem solchen Schwingkreis immer eine<br />

gedämpfte Schwingung auf, d.h. R + L sind parallel zu C geschaltet.<br />

Man kann allerdings den Energieverlust durch eine geeignete Schaltung ausgleichen, die die<br />

Energie synchronisiert zuführt (vgl. Staudt 2).<br />

Die mathematische Beschreibung ist analog zur mechanischen Schwingung einer Masse m.<br />

162


Analogien:<br />

1 2<br />

pot. E. m Epot =<br />

2 kx 1 2 1 1 Q<br />

↔ el. Energie geladener Kondensators E el = CU = QU =<br />

2 2 2 C<br />

kin.E. m<br />

2 m ↔ magnet. Energie durch das in Spule erzeugte B-Feld Em<br />

1 2<br />

= LI<br />

2<br />

1 2<br />

v<br />

Reibung ↔ ohmscher Widerstand<br />

m�L x�Q I � v<br />

1<br />

k �<br />

C<br />

R�R (Reibung entspricht ohmschemWiderstand)<br />

Kirchhoffsche Maschenregel:<br />

Q dI<br />

− L = RI<br />

C dt<br />

dQ<br />

Mit I = ergibt sich die homogene DGL 2. Ordnung<br />

dt<br />

L =<br />

2<br />

d I dI 1<br />

2<br />

dt dt C<br />

+ R + I = 0<br />

Lösung: I(t) = I0 e -βt cos (ωt + ϕ)<br />

I0: Amplitude des Stroms zu Beginn der Schwingung<br />

R<br />

β : Dämpfungskostante β =<br />

2L<br />

ω: Kreisfrequenz ω= 2<br />

1 R<br />

− 2<br />

LC 4L<br />

= ω − β<br />

ω0: Eigen-/Resonanzfrequenz<br />

2 2<br />

0<br />

Legt man an den Schwingkreis eine äußere Wechselspannung U = U0 cos ωt an, so tritt dort<br />

(nach einem Einschwingvorgang) eine erzwungene Schwingung des Stroms mit der Frequenz<br />

ω auf.<br />

2<br />

163


Für die Stromamplitude gilt<br />

I0<br />

=<br />

U 0<br />

2<br />

⎛ 1 ⎞ 2<br />

⎜ωL− ⎟ + R<br />

⎝ ωC<br />

⎠<br />

Die Phasenverschiebung ϕ zwischen Strom <strong>und</strong> Spannung ist tan ϕ =<br />

1<br />

ωL<br />

−<br />

ωC<br />

R<br />

Wie in der Mechanik tritt bei ω0 ein Maximum, eine Resonanz auf, die Phasenverschiebung<br />

ist dort gerade null. Für ω < ω0 eilt der Strom der Spannung voraus (ϕ → -90°), für ω > ω0 die<br />

Spannung dem Strom (ϕ → + 90°)<br />

.<br />

164


<strong>11</strong>.2 Gekoppelte Schwingkreise<br />

2 induktiv gekoppelte LC-Kreise verhalten sich analog zu 2 gekoppelten Federn/Pendeln. Wie<br />

in der Mechanik erhält man eine Schwebung. Lädt man den Kondensator des 1. Kreises auf,<br />

fängt dieser an zu schwingen. Über die Kopplung fängt der 2. Kreis an zu schwingen,<br />

wodurch dem 1. Kreis Energie entzogen wird, bis nur noch der 2. Kreis schwingt, dann kehrt<br />

sich der Vorgang um. Man erhält Schwebungen nur bei zwei nahe beieinander liegenden<br />

Eigenfrequenzen. Wie bei den Federn sind diese dadurch charakterisiert, dass in einem Fall<br />

die Systeme (Mechanik: Masse; hier: Ströme) in Phase (ϕ = 0°) bzw. gerade in Gegenphase<br />

(ϕ =180°) oszillieren. Die Schwebefrequenz ist wieder ωs = ωII - ωI<br />

165


<strong>11</strong>.3 Offener Schwingkreis: Hertzscher Dipol, elektromagnetische <strong>Wellen</strong><br />

Ein gerader Draht kann als offener Schwingkreis angesehen werden, wenn in ihm Ladungen<br />

von einem zum anderen Ende oszillieren (Hertzscher Dipol)<br />

Der Hauptunterschied zwischen geschlossenem <strong>und</strong> offenen Schwingkreis liegt im<br />

elektromagnetischen Feld. Im geschlossenen Kreis ist das elektrische Feld überwiegend auf<br />

das Innere des Kondensators konzentriert, das magnetische Feld auf das Innere der Spule.<br />

Beim offenen System reichen beide weit in den Raum hinein. Ändern sich Strom- <strong>und</strong><br />

Ladungsdichte zeitlich, ändern sich die Felder.<br />

Man kann die Ladungen im Leiter dadurch oszillieren lassen, dass man ihn induktiv an einem<br />

Sender ankoppelt, dessen Frequenz ν so gewählt sein muss, dass sich gerade stehende<br />

Ladungswellen ausbilden können. Die Länge � muss also x ⋅ λ 2 sein mit λ=c/ν . An den<br />

Drahtenden muss die Stromstärke null sein.<br />

Man stellt fest, dass sich E - <strong>und</strong> B- Feld im Nahfeld (direkt beim Dipol) anders verhalten als<br />

im Fernfeld.<br />

166


Nahfeld:<br />

• räumliche <strong>und</strong> zeitliche Phasenverschiebung von Strom <strong>und</strong> Spannung sind λ/4 bzw. T/4<br />

• E– <strong>und</strong> B- Feld sind 90° phasenverschoben<br />

• E- <strong>und</strong> B –Feld stehen senkrecht aufeinander<br />

Nach dem Anregen fließt ein sich ändernder Strom, der von einem sich ändernden B-Feld<br />

umgeben ist. Dieses induziert an den Enden eine Spannung, in deren E-Feld die Ladung<br />

beschleunigt wird... .<br />

Amperesches Durchflutungsgesetz 0 µ Bds I =<br />

+ Faradaysches Induktionsgesetz<br />

Fernfeld:<br />

∫�<br />

d<br />

Ed s =− Bd A<br />

dt<br />

� ∫ ∫<br />

Das Fernfeldverhalten versteht man nur, wenn man das Amperesche Durchflutungsgesetz um<br />

einen Term erweitert, der besagt, dass ein sich zeitlich änderndes E-Feld von einem B-Feld<br />

umgeben ist (siehe Lehrbücher).<br />

1 d<br />

� ∫ Bds= µ 0I + EdA<br />

2<br />

c dt∫<br />

Der 2. Term heißt Maxwellscher Verschiebestrom.<br />

Hat man also ein zeitlich variables B-Feld vorliegen, ist dieses von einem ebenfalls zeitlich<br />

veränderlichen E-Feld umgeben, das wiederum von einem zeitlich veränderlichen B-Feld<br />

umgeben ist.....⇒ Man erhält eine sich ausbreitende Verkettung von E- <strong>und</strong> B-Feldern, die<br />

durch <strong>Wellen</strong>gleichungen beschrieben werden ⇒ elektromagnetische Welle.<br />

167


2 2<br />

∂ E 1 ∂ E<br />

= ;<br />

2 2 2<br />

∂xc ∂t<br />

Lösung: ebene, harmonische <strong>Wellen</strong><br />

E = E0 sin ( kx ± ω t)<br />

B = B0 sin ( kx ± ω t)<br />

2 π<br />

k = ,ω = 2πν = 2 π / T<br />

λ<br />

2 2<br />

∂ B 1 ∂ B<br />

= 2 2 2<br />

∂xc ∂t<br />

• E – <strong>und</strong> B-Feld sind im Fernfeld in Phase ↔ Nahfeld<br />

• E – <strong>und</strong> B-Feld stehen wie im Nahfeld senkrecht aufeinander.<br />

• E –, B-Feld <strong>und</strong> Ausbreitungsrichtung bilden in dieser Reihenfolge eine Rechtsschraube.<br />

• Ausbreitungsgeschwindigkeit im Vakuum<br />

v0=<br />

1<br />

ε µ<br />

= ν ⋅ λ0<br />

0 0<br />

λ0 : <strong>Wellen</strong>länge im Vakuum<br />

• Ausbreitungsgeschwindigkeit im Medium<br />

v=<br />

1<br />

=<br />

c c<br />

= νλ =<br />

εµ n<br />

εεµµ r 0 r 0 r r<br />

n= εµ r r heißt Brechungsindex <strong>und</strong> ist materialabhängig ⇒ s. später<br />

168


• Die Energie der elektromagnetischen Welle ist<br />

1 2 1 1 2<br />

W = Wel + Wmag = ε0E<br />

+ B<br />

2 2 µ 0<br />

2<br />

= 0E ε (da beide Anteile gleich groß sind)<br />

E =<br />

1<br />

B = c ⋅ B<br />

εµ<br />

0 0<br />

Man definiert die Energiestromdichte oder Intensität I:<br />

2 2 1<br />

I = ε0⋅c⋅ E = ε0c<br />

EB = EB<br />

µ<br />

Poyntingvektor S:<br />

S =<br />

1<br />

E× B<br />

µ<br />

0<br />

0<br />

zeigt in Ausbreitungsrichtung, der Betrag gibt die Intensität an.<br />

Zusammenfassung Nahfeld/Fernfeld:<br />

169


Wichtig: Auch schwingende molekulare Dipole sind Hertzsche Dipole, die elektrisch<br />

magnetische <strong>Wellen</strong> empfangen <strong>und</strong> senden können!<br />

Abstrahlcharakteristik<br />

Man findet I ∼ sin 2 ϑ , d.h. ein Toroid um den Dipol<br />

⇒ In Dipolrichtung findet keine Abstrahlung statt.<br />

⇒ Die meiste Intensität findet man senkrecht zum Dipol.<br />

Da es sich um eine Art der Energieausbreitung handelt, wird die Strahlung mit zunehmendem<br />

Abstand gedämpft.<br />

Wie mechanische <strong>Wellen</strong> können auch elektro-magnetische <strong>Wellen</strong> reflektiert werden,<br />

besonders gut an metallischen Wänden. Dort muss die Randbedingung E = 0 erfüllt sein, so<br />

dass die Amplitude des E-Feldes ihr Vorzeichen wechseln muss (Phasensprung = π). Dadurch<br />

kompensieren sich die E-Vektoren der ein- <strong>und</strong> auslaufenden Welle in jedem Augenblick. Da<br />

sich die Ausbreitungsrichtung ebenfalls umgekehrt <strong>und</strong> E-, B-Feld <strong>und</strong> Ausbreitungsrichtung<br />

eine Rechtsschraube bilden, gibt es beim B-Feld keinen Phasensprung. Ein- <strong>und</strong> auslaufende<br />

<strong>Wellen</strong> bilden stehende E- <strong>und</strong> B-<strong>Wellen</strong>. Die Bäuche der E-<strong>Wellen</strong> fallen dabei mit den<br />

Knoten der B-<strong>Wellen</strong> zusammen <strong>und</strong> umgekehrt.<br />

170


<strong>11</strong>.4 Polarisation elektromagnetischer <strong>Wellen</strong><br />

Ein Hertzscher Dipol strahlt nicht in alle Raumrichtung gleichmäßig aus! Die Polarisation<br />

einerelektromagnetischen Welle ist durch die Richtung des elektrischen Vektors E definiert.<br />

Eine Lichtwelle, deren E-Vektor immer nur in einer Ebene schwingt, heißt linear polarisiert.<br />

Der B-Vektor steht im Vakuum immer senkrecht auf dem E –Vektor beide sind in Phase. E<br />

<strong>und</strong> B stehen senkrecht auf der Ausbreitungsrichtung k, man redet deshalb von<br />

Transversalwellen. (Häufig wechselwirkt überwiegend der elektrische Anteil der Welle.)<br />

Läuft der E –Vektor (<strong>und</strong> damit auch der B-Vektor) auf einer Schraubenlinie um die<br />

Ausbreitungsrichtung, spricht man von zirkular polarisiertem Licht.<br />

Eine zirkular polarisierte Welle kann man als Überlagerung von zwei aufeinander senkrecht<br />

stehenden linear polarisierten <strong>Wellen</strong> mit gleicher Amplitude <strong>und</strong> der Phasendifferenz π/2 =<br />

λ/4 auffassen. Sind die beiden Amplituden nicht gleich, so erhält man elliptisch polarisiertes<br />

Licht.<br />

171


Ebenso kann linear polarisiertes Licht als Überlagerung einer links-(l-) <strong>und</strong> rechts (r-) zirkular<br />

polarisierten Welle aufgefasst werden, die gleiche Amplitude <strong>und</strong> Umlauffrequenz haben.<br />

Es gibt Stoffe, die die lineare Polarisation um einen Winkel α drehen können. Solche Stoffe,<br />

die meist sog. chirale (asymetrische) C-Atome enthalten, heißen optisch aktiv. Da Rohrzucker<br />

optisch aktiv ist <strong>und</strong> die Rotation ∆α = α0 ⋅ c ⋅d proportional zur Konzentration c ist, kann<br />

172


man so die Konzentration von Zuckerlösungen bestimmen (Saccharimetrie). α0 ist das<br />

spezifische Drehvermögen, d die Länge des Lichtweges in der Lösung.<br />

Atome <strong>und</strong> Moleküle strahlen ebenfallselektromagnetische Strahlung aus, da in ihnen<br />

Ladungen oszillieren. Hat man viele Atome/Moleküle vorliegen, dann wird in alle<br />

Raumrichtungen statistisch abgestrahlt, man erhält unpolarisiertes Licht. Normalerweise hat<br />

man unpolarisiertes Licht vorliegen, das man anschließend polarisiert ⇒ später.<br />

173


<strong>11</strong>.5 Spektrum elektromagnetischer Strahlung<br />

Es gibt elektromagnetische <strong>Wellen</strong> in einem sehr großen <strong>Wellen</strong>längenbereich.<br />

Monochromatisches (einfarbiges) Licht wird durch Angabe der <strong>Wellen</strong>länge λ bzw. der<br />

Frequenz ν angegeben:<br />

ν ⋅ λ = c<br />

c = 2,99792458 ⋅ 10 8 m/s ≈ 3 ⋅ 10 8 m/s � Lichtgeschwindigkeit im Vakuum<br />

Sichtbares Licht: ca. 400 nm (violett) bis ca. 800 nm (rot)<br />

Viele Gesetze lassen sich (phänomenologisch) ableiten, ohne den <strong>Wellen</strong>charakter des Lichtes<br />

im Detail zu beachten ⇒ geometrische Optik, Kap. 12.<br />

Man stellt fest, dass man bei mikroskopischer Betrachtung der optischen Prozesse Licht<br />

entweder als Welle betrachten muss (<strong>Wellen</strong>optik) oder als Photon, d.h. als Teilchen. Ein<br />

Photon ist ein Lichtquant der Energie hν (h=6,626 10 -34 Js, Plancksches Wirkungsquantum).<br />

Licht wird in dieser Quantenoptik als Photon-Ensemble betrachtet. Das Nebeneinander von<br />

<strong>Wellen</strong>- <strong>und</strong> Teilchen-Charakter heißt Dualität des Lichtes <strong>und</strong> ist gegensatnd der<br />

Quantenmechanik<br />

174

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!