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Lernhilfen - Institut für Pädagogische Psychologie

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Kooperative Fehlerexploration<br />

Schüler mit anhaltenden Rechtschreibschwierigkeiten haben infolge ihrer oftmals langfristig<br />

kumulierten Misserfolgserfahrungen mit der Zeit leistungsthematische Selbsteinschätzungen<br />

entwickelt, die vorrangig durch entsprechend herabgesetzte Kompetenzannahmen<br />

und eingeschränkte Bewältigungserwartungen gekennzeichnet sein dürften. Ihre eigene<br />

Rechtschreibung nehmen sie (zumeist im interindividuellen Vergleich mit ihren Mitschülern)<br />

nahezu zwangsläufig als unzureichend und schwach wahr – d.h. mögliche intraindividuelle<br />

Unterschiede innerhalb ihrer eigenen Rechtschreibleistungen werden von ihnen<br />

häufig nicht (mehr) realisiert und konkrete Anhaltspunkte zur gezielten Verbesserung ihrer<br />

Kompetenzen nicht (mehr) erkannt. Gerade aber eine derart differenzierende Sichtweise,<br />

die ausdrücklich nach den eigenen relativen Stärken und Schwächen fragt, hilft genaue<br />

Möglichkeiten <strong>für</strong> individuell notwendige Veränderungen zu erkennen. Eine in diesem Sinne<br />

schülerzentrierte Rechtschreibförderung sollte daher die einschlägigen Erfahrungen<br />

des Schülers thematisieren und erkunden, indem sie eine differenzierte Analyse der bestehenden<br />

Leistungsprobleme initiiert – und gemeinsam mit dem Schüler anforderungs- bzw.<br />

fehlerspezifisch umschriebene Änderungsperspektiven exploriert. Der Schüler wird also<br />

kooperativ in die Diagnose seiner Schwierigkeiten einbezogen und in der Folge an der<br />

Planung geeigneter Förderungsschritte beteiligt. Dazu wird er zu Beginn der Förderung<br />

gebeten, anhand eines entsprechenden Rasters (Kopiervorlage 01) die Art und die Häufigkeit<br />

seiner eigenen Rechtschreibfehler zu berichten – und zwar weitgehend nach folgendem<br />

Gesprächsmuster:<br />

• „Wir wissen beide, dass du Schwierigkeiten im Rechtschreiben hast, weil du zu viele Fehler machst. Dadurch<br />

wissen wir aber noch nicht, was wir gegen diese Fehler machen könnten…<br />

• Wir müssten deine Fehler erst genauer kennen… Die meisten Erfahrungen mit deinen Fehlern hast natürlich<br />

du, also solltest du mich erst einmal schlau machen und mir von deinen<br />

Erfahrungen erzählen…<br />

• Warum das so wichtig ist? Wir wissen beide, jedes Wort kann man nur auf eine<br />

bestimmte Weise richtig schreiben… Nehmen wir einmal das Wort Ball: So ist es<br />

richtig, man kann aber auch Fehler machen… zum Beispiel diesen Fehler, also<br />

nur mit einem l… oder diesen Fehler, also klein… oder diesen Fehler… Manchmal<br />

kommt es auch vor, dass man mehrere Fehler gleichzeitig macht...<br />

• Es kann also vorkommen, dass zwei Schüler dieses Wort falsch<br />

kck<br />

kck<br />

fv<br />

fv<br />

groß<br />

klein<br />

�<br />

schreiben, aber jeder einen anderen Fehler gemacht hat…<br />

Wenn bestimmte Fehler öfter gemacht werden, weiß man, dass<br />

man etwas gegen sie tun muss… weil sie von selbst meistens<br />

nicht verschwinden.<br />

• Wenn wir herausbekommen, welche Fehler du oft und welche Fehler du nicht so oft<br />

machst, dann können wir auch besser überlegen, gegen welche Fehler wir was unternehmen<br />

sollten...<br />

• Mir ist klar, dass du dich nicht an alle Fehler, die du in der letzten Zeit gemacht hast,<br />

gleich gut erinnern kannst. Ich habe deshalb dieses Blatt mitgebracht, auf dem man alle<br />

wichtigen Arten von Fehlern, also alle wichtigen Fehlerstellen zusammen sieht… Jedes<br />

Kästchen zeigt eine bestimmte Fehlerstelle… Du gibst <strong>für</strong> jede Fehlerstelle an, ob sie dir<br />

oft passiert oder nicht. Dabei zählt nur deine eigene Meinung. Wenn du meinst, dass<br />

eine Fehlerstelle oft vorkommt, kreuzt du das Fehlerkästchen einfach an…“<br />

Ball����<br />

Bal<br />

ball<br />

Bahl<br />

Pall<br />

bal<br />

Die gemeinsame Bearbeitung dieser Fehlerstellen greift also die subjektiven Sichtweisen<br />

des Schülers (einschließlich seiner etwaigen Fehleinschätzungen) auf und ermöglicht so<br />

einen ersten anforderungs- wie personbezogenen Gesprächsanlass zur Einleitung der<br />

Förderung. Sie dürfte genügend gegenstandsspezifische Informationen liefern, die es im<br />

weiteren Förderungsverlauf dann durch die Erhebung und Auswertung geeigneter Leistungsdaten<br />

allmählich zu präzisieren bzw. zu verifizieren gilt.<br />

<strong>Lernhilfen</strong><br />

Kopiervorlagen zur systematischen Rechtschreibförderung<br />

pdf-Datei (© Faber 2004) – Seite 4

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