Lernhilfen - Institut für Pädagogische Psychologie
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Lösungsalgorithmen und Selbstinstruktionen als <strong>Lernhilfen</strong><br />
Schülern mit Rechtschreibschwierigkeiten fehlt es häufig an zulänglichen orthographischen<br />
Kompetenzen, weil sie die betreffenden Verschriftungsregeln nicht kennen oder<br />
nicht sicher anwenden können. Rechtschreibförderung muss deshalb versuchen, den <strong>für</strong><br />
sie bislang unzureichend verlaufenen Erwerb orthographischer Kompetenzen gezielt zu<br />
korrigieren, zu vervollständigen oder nachzuholen. Hierzu gilt es bei den betroffenen<br />
Schülern zweierlei Lernprozesse einzuleiten, zu organisieren, auszugestalten und miteinander<br />
zu verknüpfen – nämlich ihnen orthographische Regelkenntnisse zu vermitteln sowie<br />
mit ihnen lernstrategische Verhaltensmuster zur erfolgreichen Anwendung dieser<br />
Kenntnisse zu erarbeiten (Mannhaupt 1999; Naumann 1997; Scheerer-Neumann 1988).<br />
Aus tätigkeits- bzw. kognitionspsychologischer Sicht erscheint hier<strong>für</strong> insbesondere ein<br />
Förderungskonzept sinnvoll, das orthographische Regelmäßigkeiten algorithmisch als<br />
planvolle Abfolge einzelner Entscheidungsschritte veranschaulicht. Die Schüler erhalten<br />
so materialisierte Lösungsmuster, die sie in die Lage versetzen sollen, sich das <strong>für</strong> sie bedeutsame<br />
Regelwissen in überschaubaren Handlungssequenzen zu erarbeiten. Unter dieser<br />
Voraussetzung lassen sich dann Strategien einüben, mit denen das erworbene Regelwissen<br />
in korrespondierende Verhaltensroutinen überführt werden kann. Die orthographische<br />
Lösungshandlung muss deshalb von der Tätigkeitsebene in das Bewusstsein der<br />
Schüler verlagert und als Denkschema habitualisiert werden. Strategieerwerb vollzieht<br />
sich somit durch pädagogisch initiierte und gesteuerte Verinnerlichungsprozesse. Dazu ist<br />
es aneignungstheoretisch unbedingt erforderlich, die zu erlernende Handlung von der äußeren<br />
in die innere Sprache zu übertragen, indem der orthographische Lösungsweg vollständig<br />
versprachlicht und seine Anwendung von den Schülern vorerst laut kommentiert<br />
wird – bis sie ihn so gut beherrschen, dass sie seinen Ablauf allmählich verkürzen und seine<br />
sprachliche Begleitung zunehmend ausblenden können (Galperin 1967; Mannhaupt<br />
1992).<br />
Didaktisch-methodisch muss ein solches Förderungskonzept systematische <strong>Lernhilfen</strong><br />
vorhalten, mittels derer die orthographischen Verschriftungsregeln (Naumann 1999) verständlich<br />
rekonstruiert und in ihrer Anwendung eindeutig verbalisiert werden können.<br />
Als in dieser Hinsicht umfassend einsetzbare Lernhilfe haben sich visualisierte Lösungsalgorithmen<br />
bewährt (Faber 2001, 2002c, 2003b, 2004a,b,c). Sie stellen den betreffenden<br />
Lösungsweg in graphisch-symbolischer Form als verbindlichen Handlungs- bzw. Denkplan<br />
dar, der den Schülern als Arbeitsblatt vorliegt. In einer festgelegten Schrittfolge von verbalen<br />
Selbstinstruktionen (Lauth 2001) wird ihre Aufmerksamkeit auf das kritische Wort zentriert<br />
und eine reflexive Lösungshandlung eingeleitet, das jeweilige Rechtschreibproblem<br />
als konkrete Fragestellung bestimmt, zur Klärung dieser Fragestellung einen algorithmischen<br />
Lösungsweg mit eindeutigen Entscheidungskriterien entfaltet und die Lösung der<br />
kritischen Wortstelle in eine entsprechende Schreibhandlung überführt.<br />
Das Arbeiten mit dem solchen Lösungsplänen muss von der Lehrkraft zunächst eingehend<br />
erläutert und wiederholt laut denkend vorgemacht werden. Die Schüler wenden sie anfangs<br />
ausnahmslos laut denkend an. Dabei fahren sie den von ihnen ermittelten Lösungsweg<br />
Schritt <strong>für</strong> Schritt auf dem entsprechenden Algorithmusblatt mit Farbstift nach. Bei<br />
Fehlern oder Unsicherheiten unterbricht die Lehrkraft den Bearbeitungsvorgang und beginnt<br />
gemeinsam mit dem Schüler den richtigen Lösungsweg zu sondieren, wobei sie den<br />
richtigen Handlungsschritt gegebenenfalls wieder modellhaft demonstriert. Sowohl durch<br />
die laut gedachten Selbstinstruktionen als auch durch das farbige Markieren des gewählten<br />
Lösungswegs sollte es den Schülern besser gelingen, ihr Lösungsverhalten zu verlangsamen<br />
und mögliche impulsive Rateversuche eher durch reflexive Handlungsmuster<br />
<strong>Lernhilfen</strong><br />
Kopiervorlagen zur systematischen Rechtschreibförderung<br />
pdf-Datei (© Faber 2004) – Seite 22