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Kein Folientitel - Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

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Differentialdiagnose<br />

Obstipation / Diarrhoe<br />

Medizinische Klinik der<br />

königlichen<br />

<strong>Universität</strong> <strong>Greifswald</strong><br />

1456 1856<br />

Markus M. Lerch / Matthias Kraft<br />

Abteilung Gastroenterologie, Endokrinologie und Ernährungsmedizin<br />

<strong>Ernst</strong> <strong>Moritz</strong> <strong>Arndt</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Greifswald</strong>


Obstipation<br />

Bedeutsam ?<br />

1998 wurden in Deutschland Laxantien im<br />

Wert von 112 Mio. Euro verkauft<br />

Prävalenz: 40 % > 60. LJ<br />

bei Pflegebedürftigen > 60 %


Obstipation - Differentialdiagnose<br />

kolorektale Erkrankungen<br />

Stenose<br />

intestinale Pseudoobstruktion<br />

M. Hirschsprung (Dysganglionse)<br />

metabolisch / endokrin<br />

Hypothyreose<br />

Hyperparathyreoidismus<br />

Diabetes mellitus<br />

Hypokaliämie / Hyperkalzämie<br />

Intoxikation (Blei, Vitamin D)<br />

Medikamente<br />

Antikonvulsiva,<br />

Antidepressiva (anticholinerg)<br />

Cholestyramin, Spasmolytika<br />

Antazida (aluminiumhaltig)<br />

Opiate, Eisenpräparate<br />

Neurologisch<br />

Multiple Sklerose<br />

M. Parkinson<br />

Querschnittlähmung<br />

idiopathische oder funktionelle Obstipation


funktionelle Obstipation<br />

Definition nach ROM II Kriterien 1999<br />

≥ 2 der folgenden Symptome innerhalb der<br />

letzten 12 Monate während mindestens 12<br />

Wochen<br />

1. Pressen bei > 25 % der Stuhlgänge<br />

2. harter Stuhlgang bei > 25 % der Stuhlgänge<br />

3. Gefühl der unvollständigen Entleerung bei > 25 % der Stuhlgänge<br />

4. Gefühl der anorektalen Obstruktion bei > 25 % der Stuhlgänge<br />

5. Notwendigkeit der manuellen Unterstützung bei > 25 % der Stuhlgänge<br />

6. weniger als 3 Stuhlgänge pro Woche


funktionelle Obstipation<br />

Ursache<br />

1. mangelnde Ballaststoffzufuhr<br />

2. mangelnde Flüssigkeitszufuhr<br />

3. Unterdrückung des Defäkationsdranges<br />

4. Schädigung des enterischen NS durch Laxantien<br />

5. verminderte körperliche Aktivität<br />

als alleinige Ursache durch keine Studie belegt<br />

Coenen et al., Am. J. Gastroenterol. 1992


funktionelle Obstipation<br />

Typen<br />

70 % haben eine normale Kolontransitzeit<br />

30 % pathologische Kolontransitzeit<br />

– davon:<br />

30 % mit langsamer Kolontransitzeit<br />

slow transit constipation<br />

70-90 % Frauen<br />

Ursache wahrscheinlich Neuropathie<br />

70 % weisen eine Ausgangsobstruktion auf<br />

outlet-obstruction<br />

Ballaststoffe<br />

ohne<br />

gesicherte<br />

Wirkung<br />

149 Patienten, Zeitraum 6 Wochen tgl. Plantego ovata Samen �<br />

56 % keine Besserung, 22 % Symptomreduktion, 22 % Symptomfreiheit<br />

beste Wirkung bei Pat. mit normaler Kolontransitzeit<br />

(Voderholzer et al. , Am. J. Gastroenterol. 1997


funktionelle Obstipation<br />

Therapieoptionen<br />

• Stufe 1: ballaststoffreiche Kost, allgemeine Maßnahmen<br />

• Stufe 2: Ballaststoffpräparate<br />

• Stufe 3: Quell – und Füllstoffe<br />

• Stufe 4: Laktulose (Bifiteral)<br />

• Stufe 5: Reservemedikation<br />

•osmotisch wirkende Laxantien (MgSO4)<br />

•Glaubersalz Na2SO4<br />

•keine Antrachinone oder Hydragoga


funktionelle Obstipation<br />

ballaststoffreiche Kost (schrittweiser Aufbau !!)<br />

Vollkornbrot 200 g/24h<br />

Ersatz Weißmehl durch Vollkornmehl<br />

ungeschälter Reis, Vollkornnudeln<br />

Obst und Gemüse (5 x Tag eine Handvoll)<br />

Hülsenfrüchte (Cave: Blähungen)<br />

Reduktion erhöhten Fleischkonsums<br />

Weizen oder Haferkleie (3 x 10 g /24h) (150 ml / EL)<br />

Leinsamenschrott (15-40 g / 24h)<br />

Backobst


funktionelle Obstipation<br />

1. Quell- und Ballaststoffe<br />

wasserlöslich: Psyllium, Plantago (Flohsamen), Guar, Pektin<br />

wirken über kurzkettige FS (bakterieller Abbau)<br />

� Blähungen<br />

wasserunlöslich: Methylzellulose, Leinsamen, Kleie<br />

wirken über bulking (Wassereinstrom)<br />

� Verstopfung wenn nicht ausreichend Flüssigkeit<br />

2. Osmotische Laxantien<br />

salinisch: Magnesiumsalze Bitter und Glaubersalz � Cave: NI<br />

Natriumphosphat<br />

Zucker: Laktose / Laktulose Bifiteral, Lactuflor<br />

Glykol, Mannitol Importal


funktionelle Obstipation<br />

3. Antiabsorptiva / sekretorische Laxantien<br />

Antrachinone: Liquidepur, Regulax � Daueranwendung / hohe Dosierg.:<br />

Dehydratation, Hypokaliämie,<br />

Schädigung der intest. Innervation<br />

Bisacodyl: Laxobera Bisa, Dulcolax � Daueranwendung:<br />

Agiolax, Laxoberal Hypokaliämie und<br />

Darmträgheit<br />

Natriumpicosulfat: � Daueranwendung:<br />

Hypokaliämie und<br />

Darmträgheit


funktionelle Dyspepsie<br />

Sybtypen der funktionellen Dyspepsie<br />

Refluxtyp Ulkustyp Motilitätstyp Aerophagietyp<br />

epigastrische<br />

Schmerzen<br />

Nacht –<br />

Nüchtern<br />

schmerz<br />

saures Aufstoßen epigastrischer<br />

Druckschmerz<br />

Symptomaggravation<br />

Alkohol<br />

saure Getränke<br />

scharfe Speisen<br />

Bücken und Liegen<br />

frühes<br />

Sättigungsgefühl<br />

Bläh- und<br />

Völlegefühl<br />

Übelkeit Rülpsen<br />

Meteorismus<br />

gelegentlich<br />

Roemheld-<br />

Syndrom<br />

gehäuft trockenes<br />

Schlucken<br />

gelegentlich<br />

Obstipation<br />

modif. nach Jones R., Lydeard, S, BMJ.,1989


funktionelle Dyspepsie<br />

Dyspepsie:<br />

Symptomkomplex, lokalisiert im Bereich der Oberbauchorgane<br />

im Vordergrund stehen:<br />

Schmerzen �Ulkustyp<br />

Sodbrennen, Aufstoßen �Refluxtyp<br />

Völlegefühl, Übelkeit, Brechreiz<br />

Meteorismus, frühzeitiges Sättigungsgefühl<br />

Synonym:<br />

Reizmagensyndrom<br />

nicht-ulzeröse Dyspepsie<br />

funktionelle Magenbeschwerden<br />

chronische Dyspepsie<br />

Stasetyp


funktionelle Dyspepsie<br />

25 % der Bevölkerung leiden an Dyspepsie<br />

nur ca. 20 % konsultieren den Arzt<br />

Aetiologie nicht sicher bekannt<br />

Viszerale Hypersensibilität (Dehnung, Säureperzeption)<br />

Motilitätsstörung<br />

postprandiale antrale Hypomotilität<br />

verzögerte Magenentleerung<br />

gastraler elektrischer Rhythmus (Tachygastrie, EGG)<br />

Reflux (gastroösophageal, duodenogastral)<br />

Hyperazidität<br />

H. pylori ??<br />

psychologische Auffälligkeiten<br />

keine sichere Assoziation zu Nahrung und Genussmittel<br />

30 – 82 %


funktionelle Dyspepsie<br />

Dyspepsie<br />

!! gelegentlich vegetative Symptome<br />

Palpitationen<br />

Myogelosen<br />

vasomotorischer Kopfschmerz<br />

Schlafstörungen<br />

Medikamente:<br />

NSAR<br />

Eisenmedikation<br />

Makrolide<br />

Prostaglandinanaloga<br />

Alarmsymptome<br />

• Fieber > 38,5 °C<br />

• Nachtschweiß<br />

• Leistungsknick<br />

• Gewichtsabnahme > 3 kg<br />

• rez. Erbrechen<br />

• Blut im Stuhl<br />

• Hämatemesis<br />

• Dysphagie


funktionelle Dyspepsie<br />

Diagnose: Ausschlussdiagnose<br />

Erkrankung Symptome<br />

Ulkus ventriculi / duodeni Symptome gleich, meist H.p. positiv<br />

Magenkarzinom Alarmsymptome<br />

GERD Sodbrennen, Aufstoßen, nur 1/3 erosive Veränderungen<br />

Reizdarm Stuhlunregelmäßigkeiten, Entleerungsprobleme<br />

funkt. Gallenwegsbeschwerden<br />

chron. Pankreatitis<br />

Z.n. CCE, DHC erweitert, Sphincter-Oddi Dyskinesie<br />

(SOD), postprandial rechtseitige Oberbauchschmerzen<br />

Medikamente NSAR, Erythromycin, Prostaglandinanaloga, Eisen<br />

psych. Erkrankung Depression, somatiforme Störungen<br />

Systemerkrankungen Diabetes mellitus, KHK, Sklerodermie, Intestinalangina<br />

M. Crohn Entzündungszeichen, orale Aphthen<br />

eosinophile Gastroenteritis typischer Histologiebefund


funktionelle Dyspepsie<br />

Diagnose:<br />

Labor: BKS, BB, AST, g-GT, BZ, Amylase/Lipase, Harnstoff,<br />

TSH, Hämoccult<br />

> 45 LJ.<br />

Alarmsymptome<br />

Endoskopie<br />

Schmerzen oder<br />

Unbehagen,<br />

Dyspepsie<br />

Patient mit nicht abgeklärten<br />

dyspeptischen Beschwerden<br />

< 45 LJ.<br />

keine Alarmsymptome<br />

Therapieversuch<br />

maximal 4-6 Wo.<br />

Sodbrennen<br />

= GERD<br />

Therapie als GERD


funktionelle Dyspepsie<br />

Therapie<br />

Eradikation fraglich, nur 7 % Ansprechraten<br />

Prokinetika Cisaprid gut, in Deutschland nicht zugelassen<br />

Domperidon gut, I-a / B<br />

Metoclopramid gut, II-b / B<br />

H 2 Blocker II-b, B<br />

Antidepressiva s. Reizdarm II-b, C<br />

Bismut / Wismut gutes Ansprechen<br />

Iberis amara alkohol. Extrakt I-b, B; genauso gut wie Cisaprid<br />

Entschäumer Simethicon I-b, B<br />

Kümmelöl, Pfefferminzöl I-b, B


Diarrhoe<br />

Definition<br />

> 3 x tgl., dünnflüssig, > 200g/d<br />

akut vs. chronisch (> 2 Wochen)<br />

Steatorrhoe<br />

> 7g Fett / 24h<br />

Pseudo-Diarrhoe<br />

< 200 g/d, erhöhte Stuhlfrequenz<br />

Inkontinenz<br />

paradoxe Diarrhoe<br />

– teilweise flüssige Stuhlgänge, distale Stenose<br />

– � Tumorleiden muss ausgeschlossen werden


Diarrhoe - Pathophysiologie<br />

Flüssigkeitsvolumen im Darm übersteigt<br />

Resorptionskapazität des Dickdarmes<br />

Ursachen<br />

• osmotisch wirksame<br />

Substanzen<br />

• sekretorische Diarrhoe<br />

• gestörte Darmmotilität<br />

• Exsudation von Blut, Schleim,<br />

Proteinen der entzündeten<br />

Darmwand


Gallensäureverlustsyndrom<br />

NaCl-Resorption<br />

Cl - Sekretion<br />

Anstieg freier<br />

Gallensäuren<br />

Folgen einer verminderten intestinalen<br />

Gallensäurenresorption<br />

Anstieg der GS-Konzentration im Kolon<br />

Steigerung der<br />

Oxalatresorption<br />

bakterielle Dekonjugation<br />

der Gallensäuren<br />

Anstieg des<br />

Glyzingehaltes<br />

Vermehrter Anfall<br />

von Oxalat<br />

lithogene<br />

Galle<br />

Gallensäurenmangel<br />

verminderte<br />

Mizellenbildung<br />

Diarrhöe Nephrolithiasis Cholezystolithiasis Steatorrhoe


akterielle Fehlbesiedlung<br />

Mukosa-<br />

Läsionen<br />

aggraviert<br />

Bakterielle Übersiedlung des Dünndarmes<br />

Luminale Metabolisierung von Nahrungsbestandteilen und Gallensäuren<br />

Proteinabbau zu<br />

NH3 und Ketosäuren<br />

Gewichts -<br />

verlust<br />

Diarrhoe<br />

> 200 g / d<br />

Kohlenhydrate zu<br />

kurzkettigen FS<br />

SCFA<br />

D-Laktatazidose<br />

Fettsäuren zu<br />

Hydroxyfettsäuren<br />

Fett-Malassimilation<br />

Steatorrhoe<br />

> 7 g/d<br />

Oxalat –<br />

niere<br />

Gallensäuren -<br />

dekonjugation<br />

Vitamin<br />

ADEK Mangel<br />

Vitamin B 12<br />

Verbauch<br />

makrozyt.<br />

Anämie


Diarrhoe -<br />

• wann Abklärungsbedürftig ??<br />

– akute Diarrhoe<br />

• persistieren > 3 Tage<br />

• hohes Fieber > 39°C<br />

• Abgang von Blut und Schleim, Tenesmen (Krämpfe)<br />

• immunsupprimierte Patienten<br />

• alte Patienten, Dehydratation<br />

• Auslandsaufenthalt<br />

– chronische Diarrhoe (> 2 Wochen)<br />

• immer


akute Diarrhoe - Synopsis


chronische Diarrhoe - Synopsis


Reizdarmsyndrom<br />

Funktionelle Darmerkrankung, einhergehend mit abdominellen<br />

Schmerzen, Veränderungen der Stuhlgewohnheit und<br />

Meteorismus<br />

Charakteristischer Komplex verschiedener intestinaler Symptome<br />

Chronisch-funktionelle Erkrankung mit fehlender<br />

krankheitsspezifischer Letalität<br />

Beginn meist schleichend im frühen Erwachsenenalter 30.-50. LJ.<br />

w:m 2-3:1<br />

Merke: Das Reizdarmsyndrom ist eine Ausschlussdiagnose.<br />

Es stellt mit bis zu 50% der Patienten die häufigste<br />

Diagnose in gastroenterologischen Fachpraxen dar


Reizdarmsyndrom - Klinik<br />

Buntes Bild der klinischen Symptomatik<br />

z. T. Wechsel der Beschwerden.<br />

3 prädominaten Typen des RDS:<br />

Obstipationsprädominante Form<br />

Diarrhoeprädominante Form<br />

Schmerz -/ meteorismusprädominante Form


Reizdarmsyndrom - Pathogenese<br />

Bei ca. 1/5 der Patienten wird eine durchgemachte Darminfektion<br />

als Ursache angenommen<br />

Neuromodulation wichtiger Botenstoffe: Serotonin, Substanz P,<br />

Nervenwachstumsfaktor,<br />

Gestörte intestinale Flora mit vermehrter Gasbildung


Reizdarmsyndrom – Pathogenese Modell<br />

externe<br />

sensorische<br />

Reize<br />

gestörte<br />

Motilität<br />

Vaguskerne<br />

vagale<br />

parasympathische<br />

Bahnen<br />

erhöhte Vigilanz<br />

für viszerale Empfindung<br />

5 HT-Afferenzen<br />

Sympathikus<br />

enterisches Nervensystem<br />

Entzündung, Immunzellen, Peptide, Zytokine, Kinine<br />

psychosoziale<br />

Stressoren<br />

spinale Sensibilisierung<br />

splanchnische<br />

sympathische<br />

Bahnen<br />

viszerale<br />

Hyperalgesie<br />

periphere<br />

Sensibilisierung


Reizdarmsyndrom<br />

Diagnose<br />

ROM-II-Kriterien (Thompson et al.), Konsensus Leitlinien DGVS 1999<br />

Symptome über mindestens 12 Wochen, auch intermittierend<br />

Abdominelle Schmerzen in den vorausgegangenen 12 Monaten oder<br />

Schmerzen mit min. 2 der nachfolgenden Charakteristika:<br />

Besserung nach Defäkation und/oder<br />

Schmerzbeginn assoziiert mit einem Wechsel der Stuhlkonsistenz<br />

und/oder<br />

Schmerzbeginn assoziiert mit einem Wechsel der Häufigkeit der<br />

Stuhlfrequenz<br />

Assoziiert mit einem Gefühl der Distension und/oder Flatus


Reizdarmsyndrom<br />

Basisdiagnostik<br />

Labor: BSG/CRP, Blutbild und Differentialblutbild,<br />

Leberfermente, Cholestaseparameter, Elektrolyte<br />

Retentionsparameter, BZ, SD-Werte<br />

Mikrobiologische Untersuchungen:<br />

pathogene Bakterien, Parasiten/-eier, Viren<br />

3 x Hämoccult, Urinstatus<br />

Abd.-Sonographie<br />

komplette Koloskopie (terminales Ileum!)<br />

ggf. Gastroskopie mit tiefer DD-Biopsie<br />

bei Frauen Ausschluss gynäkologischer Ursachen


Reizdarmsyndrom<br />

Weiterführenden Spezialdiagnostik:<br />

Orientierung an prädominanter Symptomatik<br />

H 2 -Atemteste (Laktose, Glukose, Sorbit, Fruktose), D - Xylose Test<br />

antroduodenale Manometrie<br />

CT-Abdomen, Abdomen-Übersichtsaufnahme, DD- / MR - Sellink<br />

Defäkographie, anorektale Manometrie, Beckenfunktionsteste<br />

Kolon- und Dünndarmtransitzeitmessung<br />

Duodenalsaftgewinnung (z.B. Lamblien, Wurmeier)<br />

75 SeCAT-Test Gallensäureverlustsyndroms<br />

ERC/ERP, Elastase im Stuhl, Stuhlfettausscheidung


Reizdarmsyndrom<br />

Merke Alarmzeichen mit Hinweis auf organische Erkrankungen<br />

schließen ein RDS aus:<br />

Blutabgang<br />

Gewichtsabnahme<br />

Merke Im Verlauf sollte jede vom Patienten geschilderte<br />

Änderung der Symptome ernst genommen werden �<br />

erneute Überprüfung der Diagnose RDS<br />

Merke Vor jeglicher Therapie sollte eine Aufklärung des Patienten<br />

darüber erfolgen dass keine lebensbedrohliche Erkrankung<br />

vorliegt. Die Akzeptanz dieser Aussage sollte seitens des<br />

Patienten rückversichert werden. Die Grundlage der<br />

Therapie stellt eine stabile Arzt-Patienten Beziehung dar.


Reizdarmsyndrom - Ernährungstherapie<br />

begrenzte Möglichkeit der diätetischen Beeinflussung<br />

die Kost sollte sich an den Empfehlungen der DGE zu einer gesunden<br />

Ernährung orientieren � Ziel: Vermeidung von Mangelernährung<br />

Eleminationsdiät falls kausaler Zusammenhang mit bestimmten<br />

Nahrungsmitteln nachweisbar oder vermutet<br />

Symptom-auslösend:<br />

30-35 % Milch und Milchprodukte, Pilze und<br />

Weizenerzeugnisse,<br />

20-35 % Eier, Kaffe und Schokolade<br />

10-20 % Nüsse, Zitrusfrüchte, Tee und Hafererzeugnisse<br />

Meiden von Fruktose und Sorbit (in 50 % Besserung der Symptome)


Reizdarmsyndrom - Ernährungtherapie<br />

Obstipation:<br />

Ballaststoffreiche Kost,<br />

Einsatz von Ballaststoffpräparaten<br />

hilfreich sind Mais-, Soja-, Reiskleie;<br />

Laxanzien auf Methylzellulose-Basis<br />

Meteorismus:<br />

Therapieversuch durch Senkung des KH-Anteils<br />

in der Nahrung<br />

Hafer<br />

Weizen<br />

Roggen<br />

Milchzucker<br />

Vermehrte Flüssigkeitszufuhr.<br />

Meiden von Fruktose und Sorbit (in 50 % Besserung der Symptome).


Reizdarmsyndrom – medikamentöse Therapie<br />

Medikamentöse Therapieansätze<br />

Obstipation Lactulose<br />

Laxantien (� Anthrachinone)<br />

Motilide (Erythromycin)<br />

5 Hydroxytryptamin 4 Agonisten (Tegaserod, Prucaloprid?)<br />

Diarrhoe Loperamid/Diphenoxylat, Tinctura opii<br />

Cholestyramin<br />

Spasmolytika<br />

5 HT 3 Antagonisten (Aloserod) (� ischämische Kolitis, Obstipation)<br />

Schmerz / Mebeverin/Pinaverium,<br />

Meteorismus Anticholinergika,<br />

trizyklische Antidepressiva in niedrigster Dosierung<br />

Karminativa<br />

(� Nebenwirkungsprofil, V.a. kardiovaskulär),


Reizdarmsyndrom – Komplementäre Therapie<br />

Hypnotherapie und kognitive Verhaltenstherapie<br />

Viszerale osteopathische Behandlungsmethoden stellen einen<br />

erfolgversprechenden Therapieansatz dar<br />

1-2 l Tee pro Tag bestehend aus römische Kamille, Anis,<br />

Fenchel und Kümmel (4 Winde Tee) reduziert häufig die<br />

Beschwerdesymptome<br />

Feuchte Wärme, min. ½ Stunde täglich, führt häufig zur<br />

Beschwerdelinderung � Verbrennungen


Reizdarmsyndrom<br />

Merke Der Nachweis von Candida im Stuhl stellt bei Patienten<br />

mit RDS keine Indikation für Pilzdiäten (Reduktion von<br />

Zucker, süßen Früchten und zuckerhaltigen Getränken)<br />

und den Einsatz von Antimykotika dar.<br />

Merke Es gibt keine pragmatischen, allgemeingültigen, RDS<br />

spezifischen Therapieschemata. Die therapeutische<br />

Interventionsstrategie sollte sich vielmehr an den<br />

individuellen Symptomen ausrichten und interdisziplinär<br />

erfolgen.


Laktasemangel<br />

• primär (10% / 95%) – sekundär, erworben (Kurzdarmsyndrom, Sprue)<br />

Laktase<br />

• Laktose Galaktose und Glukose<br />

• Laktose im Dickdarm � CO 2, H 2 und Laktat (Bakterien)<br />

• typische Klinik mit<br />

• Tenesmen und Durchfall,<br />

• Blähungen,<br />

• Flatulenz nach Milchgenuss<br />

• seltener echte Milchallergie<br />

• Unterschied: Patient mit Laktasemangel verträgt noch etwas Milchzucker (je<br />

•<br />

•<br />

nach Restaktivität)<br />

Diagnose: Laktosetoleranztest, H 2 Atemtest, saurer Stuhl pH<br />

Therapie: Milchfreie Diät


Kurzdarmsyndrom – short bowel syndrome<br />

Phasen des Kurzdarmsyndroms mit stadiengerechter Therapie<br />

Stadium Dauer Therapie<br />

1. Hypersekretion<br />

> 2,5 l / 24 h<br />

2. Adaptation<br />

< 2,5 l / 24 h<br />

1-4 Wochen TPE, Säureblockade, Octreotid,<br />

4 Wochen -<br />

1Jahr<br />

3. Stabilisation 3 – 12<br />

Monate<br />

post-op<br />

enterale Zufuhr isotoner Lösung<br />

überlappender Kostaufbau,<br />

MCT Fette und Cholylsarcosin bei<br />

Steatorrhoe, Antidiarrhoika,<br />

Octreotid<br />

Mischkost, häufig kleine Mahlzeiten<br />

Substitution essentieller Makro – u.<br />

Mikronährstoffe


Morbus Whipple<br />

Diagnostik:<br />

Makroskopie:<br />

gelegentlich wulstige<br />

Schwellund Duodenal-SH<br />

Mikroskopie:<br />

PAS-positive Einschlüsse<br />

Transmisionenelektronenmikroskopie:<br />

intrazelluläre und exztrazelluläre<br />

stäbchenförmige Bakterien<br />

PAS positive Einschlußkörperchen auch bei<br />

HIV mit atypischer Mykobakteriose<br />

Darmtuberkulose<br />

PCR: Nachweis von Gensegmenten<br />

Liquordiagnostik


Morbus Whipple<br />

Therapie<br />

bei Nachweis initial liquorgängiges Antibiotikum i.v.<br />

Cephalosporine (Ceftriaxon 2 x 1 g tgl.)<br />

Meropenem (3 x 1 g tgl.)<br />

für 14 Tage<br />

im Anschluss<br />

orale Behandlung mit Trimethoprim-Sulfamethaxol<br />

2 x 160/800 mg tgl.<br />

für 1-2- Jahre<br />

Rezidive:<br />

Tetracycline (nicht bei ZNS Befall da schlecht liquorgängig)<br />

ggf. IFN-γ (Schneider T et al. 1998, Ann Intern Med, 129:875-877)


Sprue – glutensensitive Enteropathie Synopsis


Sprue – glutensensitive Enteropathie<br />

Therapie<br />

• lebenslanges Meiden von Gluten (< 20 ppm in der Nahrung)<br />

• � auch bei symptomarmer Sprue vermehrtes Auftreten von<br />

sprue-assoziierten Autoimmunerkrankungen (35 % nach 20 J.)<br />

• somit auch bei diesen glutenfreie Nahrung indiziert<br />

Absolutes Verbot:<br />

glutenhaltiges Getreide (Weizen, Roggen, Gerste, Dinkel, Grünkern)<br />

glutenhaltigen Produkte (� „verstecktes Gluten“, Fertigprodukte)<br />

In der Initialphase der Ernährungsumstellung Hafer<br />

ebenfalls meiden; später werden eventuell Mengen<br />

bis zu 50 g / d toleriert (individuelle Austestung)


Sprue – glutensensitive Enteropathie<br />

bei Stuhlfettausscheidung (> 15-20g Fett/d) kann zur Verbesserung<br />

der Energiebilanz übliches Nahrungsfett teilweise durch Spezialfette<br />

(MCT-Fette) ersetzt werden.<br />

Verbesserung der Zufuhr essentieller Nährstoffe<br />

(v.a. in der Anfangsphase) � ggf. Supplemente (Mulitvitamin-<br />

Präparate, Trinknahrungen)<br />

Bei Obstipation: reichlich Flüssigkeit. Mais-, Soja-, Reiskleie;<br />

Laxanzien auf Methylzellulose-Basis<br />

Milchprodukte nach Therapiebeginn meiden (sekundäre<br />

Laktoseintoleranz) � nach Regeneration der Dünndarmschleimhaut<br />

langsam steigern


Sprue – glutensensitive Enteropathie<br />

Erlaubte Stärkequellen sind:<br />

Getreide:<br />

Reis, Mais, Kartoffeln, Leinsamen, Hirse, Sorghum, Amaranth,<br />

Johannisbrotkernmehl, Tapioka, Buchweizen (und daraus<br />

hergestellte Produkte)<br />

Körner / Samen / Nüsse:<br />

Sonnenblumenkerne, Kokosnuss, Sesam, Mohn, Haselnüsse,<br />

Mandeln, Walnüsse, Kastanien, Alfalfa<br />

Hülsenfrüchte:<br />

Linsen, Erbsen, Bohnen, Erdnüsse


Kurzdarmsyndrom – short bowel syndrome<br />

Phasen des Kurzdarmsyndroms mit stadiengerechter Therapie<br />

Stadium Dauer Therapie<br />

1. Hypersekretion<br />

> 2,5 l / 24 h<br />

2. Adaptation<br />

< 2,5 l / 24 h<br />

1-4 Wochen TPE, Säureblockade, Octreotid,<br />

4 Wochen -<br />

1Jahr<br />

3. Stabilisation 3 – 12<br />

Monate<br />

post-op<br />

enterale Zufuhr isotoner Lösung<br />

überlappender Kostaufbau,<br />

MCT Fette und Cholylsarcosin bei<br />

Steatorrhoe, Antidiarrhoika,<br />

Octreotid<br />

Mischkost, häufig kleine Mahlzeiten<br />

Substitution essentieller Makro – u.<br />

Mikronährstoffe


Charakteristika GEP-NET<br />

Tumor Inzidenz/<br />

Mio. / a<br />

Karzinoid<br />

Insulinom<br />

0,5 - 2<br />

1-2<br />

Symptom<br />

Durchfälle, plötzliche Rötung im Gesicht und<br />

Oberkörper mit Schweißausbruch,<br />

erniedrigter Blutzucker, Schwindel,<br />

Konzentrationsstörungen, Bewusstlosigkeit,<br />

Gastrinom 0,5-1,5 Schmerzen, Durchfälle, Magen-Darm Geschwüre<br />

Glukagonom<br />

0,01-0,1<br />

Hautausschlag, Gewichtsverlust, leichte<br />

Blutzuckererhöhung<br />

Somatostatinom 0,01-0,2 Blutzuckererhöhung, Gallensteine, Durchfälle,<br />

VIPom<br />

0,05-0,2<br />

Durchfälle, Kaliumverluste, Flüssigkeitsverlust


Diarrhoe -<br />

• wann Abklärungsbedürftig ??<br />

– akute Diarrhoe<br />

• persistieren > 3 Tage<br />

• hohes Fieber > 39°C<br />

• Abgang von Blut und Schleim, Tenesmen (Krämpfe)<br />

• immunsupprimierte Patienten<br />

• alte Patienten, Dehydratation<br />

• Auslandsaufenthalt<br />

– chronische Diarrhoe (> 2 Wochen)<br />

• immer


Dünndarmerkrankungen - infektiöse Diarrhoe<br />

akute Diarrhoe:<br />

Dysenterie<br />

> 3 Durchfälle pro Tag<br />

Blut, Schleim, Eiter<br />

Unterscheide<br />

Schalentiere, Wasser Vibrio cholerae<br />

Auslandsaufenthalt Reisediarrhoe<br />

Hamburger E. coli<br />

Büchsennahrung Clostridium perfringens<br />

Schwimmbad Giardia lamblia<br />

Antibiotika /<br />

Chemotherapie<br />

Geflügel, Eier<br />

Clostridium difficile<br />

Salmonellen<br />

Campylobacter jejuni<br />

entero-toxische Pathogene: V. cholera, ETEC, Salmonellen, C. p.<br />

entero-invasive Pathogene: s. Synopsis<br />

Nahrungsmittelintoxikation: s. Synopsis<br />

Epidemiologie: Ursache � Erreger


Dünndarmerkrankungen - infektiöse Diarrhoe<br />

invasive enterotoxische Keime<br />

Toxin: wirkt unabgängig von Keim<br />

Ingestion von > 10 5 –10 8 Keimen<br />

Induktion einer Flüssigkeitssekretion, aktiv<br />

kein sistieren unter Nahrungskarenz<br />

Folge: Flüssigkeits und Elektrolytverschiebung in Darm<br />

profuse Diarrhoe, 20 l / d (Cholera)<br />

Keim Inkubation Krankheitsdauer<br />

Norwalk Virus 24 - 48 h 24 – 48 h<br />

ETEC 6 - 24 h 20 – 36 h<br />

Cl. perfringens 6 – 24 h 24 h<br />

Vibrio cholerae 16 – 72 h 5 – 7 Tage<br />

Gardia lamblia 2 Wochen Tage bis Monate


Dünndarmerkrankungen - infektiöse Diarrhoe<br />

akute Diarrhoe:<br />

Dysenterie<br />

> 3 Durchfälle pro Tag<br />

Blut, Schleim, Eiter<br />

Unterscheide<br />

Schalentiere, Wasser Vibrio cholerae<br />

Auslandsaufenthalt Reisediarrhoe<br />

Hamburger E. coli<br />

Büchsennahrung Clostridium perfringens<br />

Schwimmbad Giardia lamblia<br />

Antibiotika /<br />

Chemotherapie<br />

Geflügel, Eier<br />

Clostridium difficile<br />

Salmonellen<br />

Campylobacter jejuni<br />

entero-toxische Pathogene: V. cholera, ETEC, Salmonellen, C. p.<br />

entero-invasive Pathogene: s. Synopsis<br />

Nahrungsmittelintoxikation: s. Synopsis<br />

Epidemiologie: Ursache � Erreger


Dünndarmerkrankungen - infektiöse Diarrhoe<br />

invasive enterotoxische Keime<br />

Toxin: wirkt unabgängig von Keim<br />

Ingestion von > 10 5 –10 8 Keimen<br />

Induktion einer Flüssigkeitssekretion, aktiv<br />

kein sistieren unter Nahrungskarenz<br />

Folge: Flüssigkeits und Elektrolytverschiebung in Darm<br />

profuse Diarrhoe, 20 l / d (Cholera)<br />

Keim Inkubation Krankheitsdauer<br />

Norwalk Virus 24 - 48 h 24 – 48 h<br />

ETEC 6 - 24 h 20 – 36 h<br />

Cl. perfringens 6 – 24 h 24 h<br />

Vibrio cholerae 16 – 72 h 5 – 7 Tage<br />

Gardia lamblia 2 Wochen Tage bis Monate

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