Theorie der Resignation Thomas Krauskopf

ituellen Verkündigung. In Hotel Schorsch am Adam-Mickewicz-
Platz in Lemberg gab es im Zimmer 79 einen Fernseher in dem
die Berichterstattung über das Sterben von Johannes Paul II. lief.
Der englische Kanal zeigte das vehemente mediale Ereignis, was
eigentlich nur das friedliche Hinscheiden eines Menschen
dokumentierte, unabhängig der Nachrichten, die der
Dringlichkeit zu berichten vielleicht eher erfordert hätte,
beispielsweise der bedrohlichen Zustände in vielen Teilen Afrikas,
die Überfischung der Ozeane, die Politik der korrupten Hand, die
Verbreitung beunruhigender Ideologien oder eben die
Menschenrechtsverletzungen in Guantanamo. Gute Nachrichten
sind meistens knapp oder zu langweilig, und dann spitze
schließlich doch noch der Saft oder waren es die Tränen der
Gläubigen? Die Sommerzeitumstellung bringt der Bahn gerne
Verspätung. Das heißt, wenn auf einem Fahrschein die Zeit 2h06
aufgedruckt wurde, fährt dieser Zug erst um 3h06. Die
Fahrplanauskunft beachtet diesen Umstand allerdings nicht, will
man darauf nicht reagieren oder hat man keine Lösung den
Umstand dieser Absonderlichkeiten zu berücksichtigen? Jedoch
umgekehrt, wenn die Uhren wieder zurückgedreht werden,
müssen die Züge eine Stunde warten, bis sie weiterfahren, sonst
sind sie ja viel zu früh dran. Warum gibt es also Sommerzeit? Der
Mensch ist eben unzufrieden mit dem Stand der Sonne zu
bestimmten Uhrzeiten, aber die Sonne scheint ja nicht der Erde
wegen, sondern befriedigt nur ihren Selbstzweck, vor allem denkt
die Sonne egoistisch an sich, weil sie verglüht auf absehbare Zeit
und sich dann als schwarzes Loch den Lenz macht. Der schöne
Übertritt in die Kälte fand nicht gar so schnell statt, die
Verbindungsdaten waren löchrig und brüchig, doch dann
klapperten die Taxis durch die schlängelnden Straßen der
Waldgrenze. Tschernivci – Czernowitz. Angekommen bei Nacht,
war das nächste Hotel ein Mangel an Ruhe, ein Zimmer nebenan
wurde morgens renoviert und an Schlaf war nicht mehr zu
denken. Die Stadt war eine Gebietshauptstadt mit einem
Doppelleben aus Historie und Gegenwart mit den üblichen
Sünden abscheulicher Bautätigkeit, der Jüdische Friedhof am
Hochufer im Buchenwald war mit beschädigten Gräbern
verwachsen, zwischen Gestrüpp fand sich ein Experte, der ein
säkularisiertes Archiv führte und ein buntes Grab eines
Fabelerzählers mit Überzeugung vorführte. Es zeigten sich
Kirchen verschiedener Konfessionen im hügeligen Stadtbild und
zwirbelten durch den Athesimus, doch das Photographieren war
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