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Hydrologie - dezentraler Hochwasserschutz

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Im Fall historisch unterschiedlich genutzter Einzugsgebiete – z. B.<br />

Grünland/Landwirtschaft bzw. Wald – entfällt zwar die Eichphase, der Einfluss<br />

weiterer Merkmale kann hier aber nicht ausgeschlossen werden.<br />

Beim Vorher-Nachher-Experiment eines einzelnen Einzugsgebietes (Einzel-<br />

Einzugsgebietsverfahren, single watershed experiment) ist eine vorausgehende<br />

regressionsanalytische Witterungseichung erforderlich.<br />

Inzwischen wurden weltweit mehr als 100 Vergleichsexperimente durchgeführt.<br />

Besondere Aufmerksamkeit erfuhren die amerikanischen Experimenten in Colorado<br />

(Wagon Wheel Gap, BATES & HENRY 1928) und in Nord Carolina (Coweeta, z. B.<br />

SWANK et al. 1988). HIBBERT (1967), BOSCH & HEWLETT (1982), HEWLETT<br />

(1982a), MEGAHAN (1987), ANDREASSIAN (2004) und JONES & POST (2004)<br />

haben die Ergebnisse dieser und weiterer Experimente zusammengefasst.<br />

Kommentare hierzu enthalten die Schriften von FÜHRER (1990), BURCH et al.<br />

(1996) und MOESCHKE (1998). Hieraus lässt sich entnehmen:<br />

- Wald verbraucht Wasser, er senkt den Gebietsabfluss. Ab einem bestimmten<br />

Einschlag-Flächenanteil, der zwischen 15 % und 20 % liegt, steigt das jährlich<br />

nutzbare Wasserdargebot etwa linear an, abhängig besonders von der<br />

Bestandesart, der örtlichen Verteilung des Waldes (LIU 1987) und den<br />

Klimaverhältnissen. Das durch Kahlschlag gewonnene Dargebot kann kurzzeitig<br />

350 mm/a erreichen (HORNBECK et al. 1993) und in niederschlagsreichen<br />

Regionen 600 mm/a übersteigen (BOSCH & HEWLETT 1982).<br />

- Wald mindert Hochwasser. Der Hochwasserscheitel des Experimentalgebietes<br />

(Kahlschlag/Einschlag) übersteigt fast immer denjenigen des bewaldeten<br />

Kontrollgebietes. Beispielsweise stieg der Wellenscheitel in einem kleinen<br />

kanadischen Einzugsgebiet um über 50 %, nachdem die Einschlagfläche von 45 %<br />

auf 85 % ausgedehnt wurde (GUILLEMETTE et al. 2005). Nach einer Faustregel<br />

der Verfasser dieser Arbeit bewirken 50 % Einschlagfläche 50 %<br />

Scheitelanhebung, und über dieser Grenze ist mit signifikanter Bacherosion zu<br />

rechnen. – In den eingesehenen Arbeiten streuen die relativen<br />

Scheitelaufhöhungen erheblich, die Spannweite erstreckt sich von – 5 % bis + 104<br />

%; einzelne Autoren melden noch höhere Werte.<br />

- Wald ist einer von mehreren Faktoren mit Wirkung auf den Niedrigwasserabfluss.<br />

Einige wenige Autoren interpretieren ihre Messungen dahingehend, dass Wald eine<br />

vorwiegend positive Wirkung auf den Niedrigwasserabfluss ausübt. Dies schloss<br />

BURGER (1943,1954) aus der Analyse der Trockenwetterauslauflinien zweier<br />

unterschiedlich bewaldeter Einzugsgebiete in der Schweiz, 3 bis 13 Tage nach<br />

Niederschlagsende lag die Abflusspende des bewaldeten Gebietes stets über der<br />

des nur teilbewaldeten. In Hessen lag die Niedrigwasserabflusspende eines zu 71 %<br />

bewaldeten Einzugsgebietes (Bieber, 83 km 2 ) über derjenigen des etwa 10 km<br />

entfernten und nur zu 30 % bewaldeten Gebietes (Salz, 88 km 2 ) (SCHWARZ 1974).<br />

12,0 l/(s*km 2 ) und 4,3 - 9,3 l/(s*km 2 ) lauten die Vergleichszahlen zweier zu 97 % bzw.<br />

29 % bewaldeter Teilgebiete des Burrishoole in NW-Irland (MÜLLER &<br />

MOLDENHAUER 2005). COSANDEY et al. (2005) konnten in 14 südfranzösischen<br />

Einzugsgebieten hinsichtlich der Merkmale Wald, Kahlschlag und Waldbrand keinen<br />

systematisch unterschiedlichen Niedrigwasserabfluss feststellen.<br />

Den meisten Untersuchungen zufolge spiegelt sich im Niedrigwasserabfluss eher die<br />

Hydrogeologie des Einzugsgebietes (Hydrogeologischer Index; DEMUTH &<br />

HAGEMANN 1993) bzw. die wasserzehrende Eigenschaft des Waldes, nachzulesen<br />

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