Hydrologie - dezentraler Hochwasserschutz
Hydrologie - dezentraler Hochwasserschutz Hydrologie - dezentraler Hochwasserschutz
6. Schlussbemerkungen Aufgabe des vorstehenden Literaturrecherche war/ist es, Informationen zum Thema Abfluss und Hochwasser in kleinen bewaldeten Einzugsgebieten zu sammeln und die einzelnen Themenbereiche repräsentativ und kompakt darzustellen. Dabei konnte aus der Fülle der Fachliteratur auch wertvolles Wissen ans Tageslicht gefördert werden, das bisher unbeachtet geblieben oder in Vergessenheit geraten war. Dass eine Bestandsaufnahme naturgemäß nicht objektiv ausfallen kann, liegt sowohl am Verfasser als auch am Quellenmaterial selbst: nicht selten wird die Wahrheitssuche durch unübersichtliche Ergebnispräsentation, Verwendung unklarer Begriffe, unbestätigte persönliche Meinungen, Wiederholungen oder unerwartet gut mit der Wirklichkeit übereinstimmende Modellrechnungen erschwert. Dem interessierten Leser sei die Lektüre der Originaltexte empfohlen. Er erhält damit weiterführende Informationen z. B. über die jeweiligen Versuchsbedingungen, die sich oft gänzlich unterscheiden können; viele der vorgestellten Untersuchungsergebnisse lassen sich nur im weiteren Kontext z. B. von Daten-, Gebiets- und Modelleigenschaften beurteilen und übertragen. Trotz der großen Anzahl an Fachpublikationen über die Funktion des Waldes im Landschaftswasserhaushalt ist ein immer noch lückenhafter Wissensstand nicht zu übersehen. So sollte die aus Beobachtungen, Vergleichsexperimenten und Modellrechnungen gezogene Schlussfolgerung, dass Wald hochwassermindernd wirkt, fallweise überprüft werden. Denn in bewaldeten Einzugsgebieten kann sich die Höhe des Hochwasserscheitels als Folge anthropogener Maßnahmen (Monokultur, Gelände- und Bodenveränderungen) deutlich erhöhen, ja sogar verdoppeln. Alle Bewirtschaftungsmethoden, die mit Straßen/Wegen, Dolen, Entwässerungsgräben, Einschlag/Kahlschlag, Auslichtung und Beweidung verbunden sind und damit Bodenveränderungen (Verdichtung, reduzierte Infiltrationsraten) nach sich ziehen, haben potentiell mehr Einfluss auf die Hochwasserbildung als das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein von Wald selbst (CALDER 1992). Die vielen Maßnahmen, den Oberflächenabfluss zur Retention und Reinfiltration in die Bestände abzuleiten, werden von den beteiligten Forstämtern und Kommunen positiv kommentiert; es liegen allerdings noch keine genauen und übertragbaren Zahlenangaben über ihr Hochwasser- und Erosionsminderungspotential vor. Experimente zur Ermittlung oder Anhebung des nutzbaren Wasserdargebots des Waldes sind dann als kritisch zu beurteilen, wenn sie den durch die genannten Eingriffe entstandenen schnellen Abfluss als nutzbar bilanzieren, obwohl dieser die Ursache für Hochwasserverschärfung und Oberflächenabfluss mit schweren Erosionsschäden sein kann. Schneller Abfluss ist nicht oder nur bedingt – z. B. für Stauanlagen – nutzbar. Es steht eine ganze Reihe von Fragen auf der Liste der hydrologischen Forschungsdefizite, stichwortartig wären dies z. B.: - Wie groß ist das tatsächlich nutzbare Wasserdargebot des Waldes in einem definierten Einzugsgebiet? - Welches sind die Abfluss-Steuerungsmechanismen im Skalenbereich von Hängen und kleinen Einzugsgebieten (naturnaher und Wirtschaftswald, bei Hoch- und Niedrigwasser)? - Wie wirken sich die anthropogenen Boden- und Geländeveränderungen auf den Stoff- und Wasserhaushalt des Waldes aus? 34
- Wie groß ist das Minderungspotential dezentraler Maßnahmen? - Welche Größen bestimmen die Übertragbarkeit von Mess- und Modellergebnissen? Insbesondere fehlen entsprechende experimentelle und modellhinterlegte Aussagen für typische waldbauliche Standorte. Antworten darauf können im Sinne einer Denkschrift der Deutschen Forschungsgemeinschaft nur in inter- und transdisziplinärer Zusammenarbeit gefunden werden (DFG 2003); im besonderen wird in dieser Denkschrift vor einer nichtnachhaltigen verkehrstechnischen Erschließung hochwassermindernder Gebiete gewarnt. In den Abbildungen 13, 14 und 15 sind Richtlinien, Empfehlungen und Maßnahmenvorschläge zusammengestellt, die zur Minderung von Oberflächenabfluss, Erosion und Hochwasser beitragen können. Beispiele bisher bekannt gewordener und offenbar erfolgreich umgesetzter Maßnahmen enthält Abbildung 16. So wie die Erforschung der Abflussbildung des Experimentes und der gleichzeitigen Modellentwicklung bedarf, so bedarf auch die forsthydrologische Forschung für die Entwicklung einer Theorie des hydrologischen Systems Wald des Wechselspiels von Modellierung und gezielter prozessorientierter Untersuchung (KREUTZER 1982, ROBINSON 1993a, UHLENBROOK 2005). Zur forsthydrologischen Forschung – also auch zur Aufarbeitung der angedeuteten Forschungsdefizite – bieten sich in Europa die im ERB-Netzwerk erfassten Experimental- und Repräsentativgebiete an (IHP/HWRP 2004, CEMAGREF 2005). Allein Deutschland, Österreich und die Schweiz verfügen über mehrere Dutzend dichtinstrumentierte Testgebiete (KIRNBAUER et al. 2000, IHP/OHP 2003). In sieben weiteren kleinen rheinlandpfälzischen Test-Einzugsgebieten wird von 2002 bis 2006 im Rahmen von INTERREG III B (WARELA) das dezentrale Wasserrückhaltepotential der Bereiche Forst (zwei Gebiete), Landwirtschaft, Siedlung und Verkehr untersucht (EU 2002). Das bereits genannte Einzugsgebiet des Martinsbachs würde sich zur Untersuchung der regionalen Hochwasserprobleme in südwestdeutschen Keuperlandschaften eignen. Hierzu könnten Vorarbeiten der FH Rottenburg Verwendung finden (WAGELAAR 2001, LUIG 2003, OTTMÜLLER 2004, STRAUB 2004, THOMA 2004). 35
- Seite 1 und 2: Hochwasser in bewaldeten Einzugsgeb
- Seite 3 und 4: Ostsudeten (Hruby Jesenik) haben KL
- Seite 5 und 6: Im Fall historisch unterschiedlich
- Seite 7 und 8: Abbildung 3 zeigt diese vier Beispi
- Seite 9 und 10: Löhnersbach-Einzugsgebiet (ca. 16
- Seite 11 und 12: 2.3 Der Abfluss im naturnahen Wald
- Seite 13 und 14: Die Rolle des Zwischenabflusses im
- Seite 15 und 16: Bemühen um eine pflegliche Waldbew
- Seite 17 und 18: ursprünglich 800 m auf 3 km und me
- Seite 19 und 20: als Sickerwasserflutwelle durch die
- Seite 21 und 22: Beregnungsexperimenten ist bekannt,
- Seite 23 und 24: konzentriert auf die Trassen des Un
- Seite 25 und 26: westlichen Nordamerika mit Messwert
- Seite 27 und 28: Schonende Bewirtschaftung sensibler
- Seite 29 und 30: Szenariorechnungen die dezentralen
- Seite 31: Diese Entwicklung dürfte sich in d
- Seite 35 und 36: BEVEN, K. (1982a): On subsurface st
- Seite 37 und 38: CROKE, J. & S. MOCKLER (2001): Gull
- Seite 39 und 40: GUILLEMETTE, F., A. P. PLAMONDON, M
- Seite 41 und 42: KLIMEK, K. & A. LATOCHA (2005): Res
- Seite 43 und 44: MENZEL, L. & G. BÜRGER (2002): Cli
- Seite 45 und 46: SAUER, H. D. (1999): Die Sintflut d
- Seite 47 und 48: THOMA, K. (2004): Dezentraler Hochw
- Wie groß ist das Minderungspotential <strong>dezentraler</strong> Maßnahmen?<br />
- Welche Größen bestimmen die Übertragbarkeit von Mess- und<br />
Modellergebnissen?<br />
Insbesondere fehlen entsprechende experimentelle und modellhinterlegte Aussagen<br />
für typische waldbauliche Standorte. Antworten darauf können im Sinne einer<br />
Denkschrift der Deutschen Forschungsgemeinschaft nur in inter- und<br />
transdisziplinärer Zusammenarbeit gefunden werden (DFG 2003); im besonderen<br />
wird in dieser Denkschrift vor einer nichtnachhaltigen verkehrstechnischen<br />
Erschließung hochwassermindernder Gebiete gewarnt.<br />
In den Abbildungen 13, 14 und 15 sind Richtlinien, Empfehlungen und<br />
Maßnahmenvorschläge zusammengestellt, die zur Minderung von<br />
Oberflächenabfluss, Erosion und Hochwasser beitragen können. Beispiele bisher<br />
bekannt gewordener und offenbar erfolgreich umgesetzter Maßnahmen enthält<br />
Abbildung 16.<br />
So wie die Erforschung der Abflussbildung des Experimentes und der gleichzeitigen<br />
Modellentwicklung bedarf, so bedarf auch die forsthydrologische Forschung für die<br />
Entwicklung einer Theorie des hydrologischen Systems Wald des Wechselspiels von<br />
Modellierung und gezielter prozessorientierter Untersuchung (KREUTZER 1982,<br />
ROBINSON 1993a, UHLENBROOK 2005). Zur forsthydrologischen Forschung – also<br />
auch zur Aufarbeitung der angedeuteten Forschungsdefizite – bieten sich in Europa<br />
die im ERB-Netzwerk erfassten Experimental- und Repräsentativgebiete an<br />
(IHP/HWRP 2004, CEMAGREF 2005). Allein Deutschland, Österreich und die<br />
Schweiz verfügen über mehrere Dutzend dichtinstrumentierte Testgebiete<br />
(KIRNBAUER et al. 2000, IHP/OHP 2003). In sieben weiteren kleinen rheinlandpfälzischen<br />
Test-Einzugsgebieten wird von 2002 bis 2006 im Rahmen von<br />
INTERREG III B (WARELA) das dezentrale Wasserrückhaltepotential der Bereiche<br />
Forst (zwei Gebiete), Landwirtschaft, Siedlung und Verkehr untersucht (EU 2002).<br />
Das bereits genannte Einzugsgebiet des Martinsbachs würde sich zur Untersuchung<br />
der regionalen Hochwasserprobleme in südwestdeutschen Keuperlandschaften<br />
eignen. Hierzu könnten Vorarbeiten der FH Rottenburg Verwendung finden<br />
(WAGELAAR 2001, LUIG 2003, OTTMÜLLER 2004, STRAUB 2004, THOMA 2004).<br />
35