Hydrologie - dezentraler Hochwasserschutz
Hydrologie - dezentraler Hochwasserschutz
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- Kahlschlag verändert den Scheitel von Schneeschmelzhochwassern<br />
unsystematisch. Witterungsbedingt kann der Scheitel angehoben (BRANDT 1990)<br />
oder abgemindert werden (HARR & McCORISON 1979). WHITAKER et al. (2002)<br />
beobachteten beide Phänomene.<br />
3.4 Wassererosion als Folge von Oberflächenabfluss (Wege,<br />
Kahlschlagflächen) und Gerinneabfluss<br />
Die Bodenerosion gilt als Weltproblem und als komplexes Problem in der<br />
Landwirtschaft, ihr wird offensichtlich auch in Deutschland zu wenig Beachtung<br />
geschenkt (OLSCHOWY 1986, RICHTER 1998). Im Gegensatz zu<br />
Landwirtschaftsflächen zeichnet sich Wald, so wird im Schrifttum immer wieder<br />
behauptet, durch geringe Anteile des Oberflächenabflusses aus, weshalb<br />
konsequenterweise auch die Bodenerosion kaum eine praktische Bedeutung habe.<br />
Für den Maßstabsbereich (streubedeckter) Beregnungsflächen ist daran nicht zu<br />
zweifeln. Dasselbe gilt für ungestörte kleine Waldeinzugsgebiete mit<br />
vernachlässigbarem Oberflächenabfluss. Beispielsweise haben MAZUREK &<br />
WEGOREK (1987) in den Jahren 1962 und 1963 eine gänzlich unterschiedliche<br />
Ablagerung (Deposition) in den Bächen zweier benachbarter Einzugsgebiete<br />
beobachtet; im landwirtschaftlich genutzten Teilgebiet war die Ablagerung intensiv,<br />
im Gebiet mit hohem Bewaldungsprozent kam es zu keinerlei Ablagerung.<br />
Aber im forstwirtschaftlich und durch Freizeitaktivitäten genutzten Wald ist der<br />
Abtrag, der Transport und die Ablagerung von Bodenpartikeln oft in unerwartet<br />
hohem Ausmaß zu beobachten. Das Erosionsmaterial stammt von Flächen, an<br />
denen sich Oberflächenabfluss bildet und die dem Fließprozess ausgesetzt sind –<br />
Forstwege, Kahlschlagflächen, Fließgerinne und Runsen –, sobald bei hohem<br />
Durchfluss die Schubkraft des Wassers größer ist als der Scherwiderstand des<br />
Bodens und solange die Transportkapazität des fließenden Wassers nicht erschöpft<br />
ist (FOSTER 1982, FELDWISCH 1995). DE VENTE et al. (2005) ermittelten bei einer<br />
Schätzung des spezifischen jährlichen Sedimentaustrags aus 60 mesoskaligen<br />
Einzugsgebieten in Spanien den relativen Anteil der nichtvegetationsbedeckten<br />
Fläche als signifikanteste Einflussgröße, gefolgt vom Aufbau des Untergrundes; die<br />
Messwerte streuten etwa zwischen 90 t/km 2 und 1.000 t/km 2 .<br />
Die Ergebnisse der nachfolgend aufgeführten Untersuchungen sollen einen Eindruck<br />
von der Intensität des Erosionsprozesses als Folge menschlicher Eingriffe in das<br />
natürliche Waldökosystem vermitteln. Über die Quellen des Abtrags (Weg, Bach,<br />
Graben, Runse, Hiebfläche) wird der Leser oft im Unklaren gelassen.<br />
Zahlreiche Feldversuche haben gezeigt, dass Oberflächenabfluss und Bodenabtrag<br />
unterschiedlich von der Hangneigung abhängen. Für den Oberflächenabfluss wird<br />
ein positiver Zusammenhang nur im Bereich geringer Hangneigung festgestellt,<br />
FELDWISCH (1995) grenzt ihn für Landwirtschaftsflächen zwischen 1 % und 4 %<br />
ein, nach Zitaten von KELLER (1961) liegt er für Kahlschlagflächen zwischen 0 %<br />
und 3 %. Demgegenüber nimmt der Bodenabtrag auch oberhalb dieser<br />
abflusstypischen Grenze noch deutlich und signifikant zu, was schon die historischen<br />
Experimente im amerikanischen Mittelweste gezeigt haben (POPE 1946).<br />
Um schädlichen Oberflächenabfluss von Wegen zu vermeiden, sollten in hängigem<br />
Gelände bestimmte Grenzwerte für die Wegedichte, die Steigung der Waldwege und<br />
für den Dolenabstand eingehalten werden. Dadurch soll auch vermieden werden,<br />
dass sich Wegwasser schon in den Trassen des Oberhanges sammelt und somit<br />
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