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Hydrologie - dezentraler Hochwasserschutz

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als Sickerwasserflutwelle durch die obersten leitfähigen Bodenschichten<br />

Hochwasserabfluss bringt, wobei älteres Bodenwasser durch jüngeres Regenwasser<br />

verdrängt wird und der Grundwasserspiegel im Uferbereich kurzfristig ansteigt.<br />

Konkret aber ohne Bezug auf die oben genannten amerikanischen Arbeiten wurde<br />

die Abflussbildung durch Waldwege auch in den Alpen und in deutschen<br />

Mittelgebirgen untersucht. Ein Gemeinschaftsprojekt der Universitäten Mainz und<br />

Koblenz sowie der Forstlichen Versuchsanstalt Rheinland-Pfalz zur Abschätzung des<br />

Wasserrückhaltepotentials in bewaldeten kleinen Kopfgebieten erbrachte das<br />

Teilergebnis, dass der Starkabfluss im Untersuchungsgebiet Gräfenbach<br />

(Soonwald/Hunsrück, 0,5 km 2 ) weitgehend aus Oberflächenabfluss unmittelbar von<br />

befestigten Flächen (Wegen) und mittelbar aus Zwischenabfluss besteht; das<br />

Wasser des Zwischenabflusses infiltriert zunächst in den Boden und gelangt dann<br />

auf Fahrspuren, in Entwässerungsgräben oder in wegbegleitende Gräben (SCHENK<br />

et al. 2001).<br />

Analog haben Arbeiten der Universität Karlsruhe im Einzugsgebiet Dürreychbach (7<br />

km 2 , Nordschwarzwald) Waldwege in hängigem Gelände als potentielle Quelle von<br />

(freigesetztem) Zwischenabfluss identifiziert. Die Inklination (Neigung, Gefälle) und<br />

die Oberflächeneigenschaften der Waldwege (Substrat, Bewuchs, Wasserableitung)<br />

bedürfen weiterer Aufmerksamkeit wegen ihrer Bedeutung für Zwischenabfluss,<br />

Oberflächenabfluss und Erosion (WALDENMEYER & CASPER 2001, CASPER<br />

2002, WALDENMEYER 2003).<br />

Das durch linienhafte Strukturen veränderte Abflussverhalten hat Einfluss auf den<br />

Wasserhaushalt des Waldbodens und auf die Vegetation des betroffenen<br />

Standortes. TAGUE & BAND (2001) haben das durch die Freisetzung von<br />

Zwischenabfluss und die rasche Dolen- und Gully-Ableitung des Wege- und<br />

Grabenwassers entstandene Feuchtedefizit und das damit einhergehende<br />

Verdunstungsdefizit berechnet (Abschn. 2.2.2). Danach lag das Feuchtedefizit im<br />

Testgebiet (Oregon/USA) an einem typischen Sommertag talseits der Wege<br />

zwischen 5 und 400 mm und das Verdunstungsdefizit zwischen 0,5 und 3 mm. Auch<br />

WEMPLE et al. (1996) und DHAKAL & SIDLE (2004) berichten von Veränderungen<br />

der Bodenfeuchte.<br />

3.3 Abflussbeschleunigung als Folge flächenhafter<br />

Bodendegradierung<br />

Die gute Geländegängigkeit moderner Holzerntemaschinen führt dazu, dass immer<br />

unwegsameres Gelände auch bei ungünstigen Bodenfeuchteverhältnissen befahren<br />

werden kann und keine Rückegassen mehr angelegt werden (EBERLE 1998). Der<br />

Einsatz schwerer Forstmaschinen kann die Infiltrationskapazität und die Leitfähigkeit<br />

des Waldbodens über Jahrzehnte schwächen, die Verminderung liegt bei 1 bis 1,5<br />

Größenordnungen (BOTT 2002). Auf Landwirtschaftsflächen sind<br />

Bodenverdichtungen erst nach 10 Jahren behoben (HORN 2003), und im Wald<br />

wurden sie als Folge von Holzschleifrunsen und Fahrspuren im Bestand noch nach<br />

vielen Jahren (HILDEBRAND 1983), nach 30 Jahren bei Frühjahrsabflüssen (JONES<br />

& POST 2004) oder nach 40 Jahren in einem Fichtenbestand (SCHENK et al. 2001)<br />

nachgewiesen. Messwerte der Infiltrationsrate von Rückegassen-Fahrspuren im<br />

Soonwald erreichten maximal 14,2 % gegenüber Referenzwerten ungestörter<br />

Standorte (KÖNIG 2001). Die dadurch verursachte flächenhafte Degradierung der<br />

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