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Hydrologie - dezentraler Hochwasserschutz

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2.3 Der Abfluss im naturnahen Wald<br />

Aus rein qualitativer Sicht hätte es nicht der vielen aufwendigen<br />

Vergleichsexperimente bedurft. Man denke nur an die gegenüber anderen<br />

Nutzungsarten um ein Vielfaches größere Biomasse des Waldes, die dem<br />

Niederschlag durch Interzeption und Verdunstung (Evaporation und Transpiration)<br />

einen nicht unerheblichen Anteil entzieht. Die Interzeptionskapazität der<br />

Baumkronen, der Bodenvegetation und der Streuschicht erreicht 5 bis 6 mm (ZINKE<br />

1967, HIEGE 1985, PLATE et al. 1986, Tabellen in MENDEL 2000), bei<br />

ausgeprägter Moosbedeckung bis 15 mm (MOLCHANOV 1963). RUTTER (1975)<br />

schätzt auch die Winter-Interzeptionsverdunstung als hoch ein (advektive<br />

Wärmezufuhr durch Wind), WERNER (1983) hat tägliche Evaporationsraten von 6<br />

mm gemessen.<br />

Von noch größerer Bedeutung ist die durch die humöse Streuschicht begünstigte<br />

Infiltration, die hohe Sickerleistung des dichten Grobporensystems aus Wurzel- und<br />

Tiergängen und die Größe des Bodenspeichers (sie wächst mit seiner Porosität und<br />

mit der Mächtigkeit des Oberbodens). Die Infiltrationsrate ungestörter Waldböden<br />

kann diejenige verdichteter Freilandböden gleicher Textur und geologischer Schicht<br />

um das 10- bis 100fache übersteigen (BURGER 1922). Die an einigen ausgewählten<br />

Standorten gemessenen Endinfiltrationsraten stehen in Abbildung 5.<br />

Gemessene Endinfiltrationsraten an Waldstandorten<br />

Standort/Gebiet mm/h Quelle<br />

Emmental; Sperbelgraben u. Rappengraben<br />

Forschungsgebiet Krofdorf<br />

Niedrigste Werte, erodierte Parabraun-<br />

und Pseudogley- Parabraunerden<br />

Werte an 12 weiteren Standorten<br />

Schönbuch<br />

Oberharz; Lange Bramke<br />

Tegernseer Berge<br />

60<br />

23,4 / 30,6 / 37,8<br />

60,6 bis über 112,8<br />

52 bis 79<br />

über 90 (Beregnung),<br />

190-580 (Infiltromet)<br />

über 49,7<br />

Abbildung 5: Gemessene Endinfiltrationsraten an Waldstandorten<br />

BURGER (1943)<br />

LEHNARDT (1985)<br />

SCHWARZ (1985)<br />

HERRMANN et al. (1989)<br />

MOESCHKE (1989)<br />

Nur Böden aus skelettarmen Erden weisen Endinfiltrationsraten von unter 40 mm/h<br />

auf, die typischen Messwerte liegen dagegen etwa zwischen 50 mm/h und 80 mm/h.<br />

Ein Einfluss der Bestockung ist aus dem verfügbaren Datenmaterial nicht zu<br />

entnehmen, allerdings fällt auf, dass LEHNARDT die kleinsten Endinfiltrationsraten<br />

unter Fichte gemessenen hat (Abschn. 3.3, KIRWALD 1976, saurer Rohhumus).<br />

Zwar können auch Freilandflächen unter optimalen Bedingungen – bedeckter,<br />

gefügestabiler und grobporöser Boden – ähnlich hohe Endinfiltrationsraten erreichen<br />

(DEVAURS & GIFFORD 1986, BRAKENSIEK & RAWLS 1988, FREEBAIRN et al.<br />

1989, NAEF et al. 1999), die Untergrenze der publizierten Werte tendiert hier aber<br />

bereits in den einstelligen Bereich: 10 bis 24 mm/h für konventionell bearbeitete<br />

sächsische Lössböden (Zitat bei VAN DER PLOEG & SCHWEIGERT 2001,<br />

SCHMIDT et al. 2002), 5 mm/h für ungünstige Lössböden im Raum Köln<br />

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