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Das Argument 91 - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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Zur Politik der klinisch-psychologischen Standesverbände 417<br />

der Möglichkeiten der RPO zu intensivieren 156 (z. B. durch Einführung<br />

eines „praktischen Jahres" in psychiatrischen <strong>Institut</strong>ionen,<br />

Verlängerung der Studiendauer). Sie schlagen zugleich vor, die Eignung<br />

(und damit die Selektion) der Bewerber <strong>für</strong> die Fortbildung<br />

zum „nichtärztlichen Psychotherapeuten" sowie die Länge der Ausbildung<br />

(1 oder 2 Jahre) von den schon während des regulären Studiums<br />

erbrachten Leistungen in Klinischer Psychologie abhängig zu<br />

machen 157 . Auf dieses Angebot wird der Staat sicher reagieren, da<br />

es tatsächlich Möglichkeiten bietet, die Ausbildung zum „nichtärztlichen<br />

Psychotherapeuten" zu verkürzen und damit die Kosten zu<br />

senken. Ein entsprechend billiges Angebot können die Ärzteverbände<br />

dem Staat nicht machen (s. dazu auch Anm. 90).- Insofern ist zu vermuten,<br />

daß Mediziner, wenn sie sich in Klinischer Psychologie qualifizieren<br />

wollen, mit wesentlich schärferen Aufnahmekriterien und<br />

einer längeren Ausbildungszeit zu rechnen haben werden.<br />

Zur Organisation der Fortbildung in Klinischer Psychologie bzw.<br />

zum „nichtärztlichen Psychotherapeuten" haben sich staatliche Stellen<br />

bislang noch nicht konkret geäußert. Jedoch ist zu vermuten, daß<br />

eine dem BDP- und DGfPs-Vorschlag weitgehend analoge Konzeption<br />

realisiert werden wird (s. Pkt B.2.1.1. Ziff. 2 „Ausbildungszentren").<br />

Für eine unter staatlicher Kontrolle durchgeführte Ausbildung<br />

würde dies dann bedeuten: Praktische Ausbildung in bestehenden<br />

staatlichen bzw. staatlich ermächtigten Praxiseinrichtungen (z. B.<br />

PLKHs), gekoppelt mit einem begleitenden, überwiegend theoretischen<br />

Postgraduiertenstudium, das von Universitätsinstituten zu tragen<br />

wäre. Dieses Modell wäre allerdings zum einen überhaupt nicht<br />

an den Notwendigkeiten einer qualifizierten Ausbildung orientiert 158<br />

156 Mit diesem Ausbildungsangebot an den Staat verfolgen die Ordinarien<br />

nicht nur taktische ständische Ziele, sondern erheben damit zugleich<br />

Anspruch auf „Besitzstandswahrung" gegen eine allzu umfangreiche<br />

Verlagerung der praktischen Ausbildung in Klinischer Psychologie aus<br />

ihrem Universitätsbereich. In diesem Zusammenhang muß auf einen weiteren,<br />

weitaus entscheidenderen Punkt hingewiesen werden: Eine intensivierte<br />

praktische Ausbildung in Klinischer Psychologie kann immer nur<br />

<strong>für</strong> wenige Studenten angeboten werden. Insofern hätte eine Realisierung<br />

dieses Ordinarien-Plans zwangsläufig die Schaffung eines eigenen, durch<br />

einen wie auch immer gearteten internen NC abgesicherten Ausbildungsganges<br />

in Klinischer Psychologie (als Vorstufe zur Fortbildung zum „nichtärztlichen<br />

Psychotherapeuten" nach dem Diplom) zur Folge. Eine solche<br />

Organisation der Ausbildung, zu der auch die RPO anregt, führt automatisch<br />

zu einer Spaltung und Hierarchisierung der Studentenschaft in<br />

unterschiedlich chancenreiche Gruppen im Hinblick auf ihre Berufsperspektive<br />

auf dem Arbeitsmarkt (s. auch Pkt A.5.).<br />

157 Damit würden die Studenten in Klinischer Psychologie (s. Anm. 156)<br />

einem enormen Leistungs- und Konkurrenzdruck ausgesetzt werden, da<br />

sie dem Risiko ausgeliefert wären, die Zulassung <strong>für</strong> die eigentlich berufsqualifizierende<br />

Ausbildung zum „nichtärztlichen Psychotherapeuten" nicht<br />

zu bekommen.<br />

158 Z. B. allein schon durch die weitgehende Trennung von <strong>Theorie</strong><br />

und Praxis.<br />

DAS A R G U M E N T <strong>91</strong>/1975 ©

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