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Das Argument 91 - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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Geschichte 545<br />

bei das Schicksal des einstigen MEGA-Herausgebers David Borisovië<br />

Rjazonov an, den Stalin 1931 nach Sibirien habe deportieren lassen<br />

(120). Da Rjazanov schon 1909 „eine gründliche Analyse" der angeblich<br />

später zensierten Schrift veröffentlicht hat, will Rubel offenbar<br />

einen Zusammenhang, der auf Zensur hindeutet, suggerieren.<br />

Der unvoreingenommene Leser wird freilich bemerken, daß manche<br />

Indizien gegen die These von Rubel sprechen und daß Rubel selbst<br />

nebenbei auf einige dieser Indizien hinweist. Es ist interessant, daß<br />

die MEW Stellen enthält, die Inhalt und Gegenstand der angeblich<br />

zensierten Schrift schildern. So schrieb Marx z. B. in einer Anmerkimg<br />

zu seiner Polemik „Herr Vogt": „Bei einer Durchmusterung im<br />

Britischen Museum befindlicher diplomatischer Manuskripte entdeckte<br />

ich eine Reihe englischer Aktenstücke, die sich vom Ende des 18. Jahrhunderts<br />

bis zur Epoche Peters des Großen erstrecken, das stetige geheime<br />

Zusammenwirken zwischen den Kabinetten von London und<br />

Petersburg enthüllen, die Zeit Peters des Großen aber als Geburtsstätte<br />

dieses Zusammenhangs erscheinen lassen. Von einer ausführlichen<br />

Arbeit über diesen Gegenstand habe ich bisher nur die Einleitung<br />

drucken lassen unter dem titel .Revelations of the diplomatic<br />

history of the 18th Century'. Sie erschien erst in der Sheffield, später<br />

in der London ,Free Press'..." (MEW, Bd. 14, 474; z. T. zit. v. Rubel,<br />

119; vgl. auch Brief v. Marx an Engels 12. Feb. 1856, MEW, Bd. 29,<br />

11—15). Aber nicht nur Marx, sondern auch die Redaktion der MEW<br />

weist ausdrücklich auf die angeblich zensierte Schrift hin und gibt<br />

bekannt, daß die Schrift 1899 von Marxens Tochter als Buch herausgegeben<br />

worden ist (Bd. 14, 775, Anm. 402).<br />

Ohne das Redaktionsprinzip der MEGA und der MEW zu erörtern,<br />

kommt Rubel also zu der Schlußfolgerung, eine Schrift Marxens sei<br />

von Stalin zensiert worden. Klar ist, daß es ihm hier in erster Linie<br />

darum geht, mit Haltet-den-Dieb-Geschrei von den Verdrehern und<br />

Verfälschern der Marxschen Lehre im bürgerlichen Lager abzulenken.<br />

Dazu genügt ihm ein unbewiesener Vorwurf. Rubel wird sich<br />

fragen lassen müssen, ob die stalinistische Zensur wirklich so halbherzig<br />

und unsystematisch war, wie sie in diesem Fall hätte sein müssen.<br />

Sollte er diese Frage bejahen wollen, dann kann man von ihm<br />

belegendes Material — und nicht bloße Vermutungen — verlangen.<br />

Lewis Lane (Berlin/West)<br />

Schmiedel, Karl, und Helmut Schnitter: B ü r g e r k r i e g u n d I n -<br />

tervention 1 9 1 8 b i s 1 9 2 2. Militärhistorischer Abriß des<br />

Bürgerkrieges und der ausländischen Intervention in Sowjetrußland.<br />

Deutscher Militärverlag, Berlin/DDR 1970 (382 S., Ln.,<br />

11,80 M).<br />

Die Materialgrundlage <strong>für</strong> diesen sehr genau gearbeiteten Abriß<br />

bilden vor allem die fünfbändige „Geschichte des Bürgerkrieges in<br />

der UdSSR 1<strong>91</strong>7—1922" (Moskau 1950—1960) und die Aufzeichnun-<br />

DAS ARGUMENT <strong>91</strong>/1975 ©

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