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Das Argument 91 - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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520 Christof Ohm<br />

halb der „Interpretationsgemeinschaften" (S. 514) von Kleingruppen<br />

auf dem Wege des gefühlshaften Konsens hergestellt werden: „die<br />

Inhalte aller Rationalität (sind) nur eine bestimmte geschichtliche<br />

und soziale Ordnving und Öffentlichkeit von Emotionen..." (Fußnote<br />

10) Nachdem die Wirklichkeit zum Konglomerat von Individuen<br />

entwirklicht worden ist, die sich auf gefühlshafte Weise in Kleingruppen<br />

vergesellschaften, folgert Heintel konsequent: „Probleme<br />

der Taktik und Strategie . . . können aber nur in den <strong>Institut</strong>ionen<br />

und Organisationen konkret gelöst werden; ein allgemeines Rezept<br />

widerspräche wiederum dem Grundprinzip der Selbstbestimmung."<br />

(S. 500, Anm. 5) — Resultat ist die vollkommene Zersplitterung der<br />

Kräfte derer, die gruppendynamische Praxis einmal mit dem Anspruch<br />

begannen — wie diffus auch immer —, das Ganze zum Besseren<br />

zu wenden.<br />

Heintel scheint so zugleich eine sehr radikale Lösung des Problems<br />

der Trennung von Hand- und Kopfarbeit anzustreben: statt einer<br />

Aufhebung der Trennung postuliert er im Resultat die Liquidation<br />

jeder zielgerichteten, auf wirkliche Erkenntnisse zielenden Kopfarbeit.<br />

Damit wäre allerdings die Ausgangsbasis jeder Form von<br />

bewußter Kollektivität zerstört. Eine wissenschaftliche Haltung der<br />

Mitglieder eines Kollektivs ist Voraussetzung <strong>für</strong> die Bestimmung<br />

des gesellschaftlichen Stellenwerts und der gemeinsamen gesellschaftlichen<br />

Perspektive: damit erst bekommt Solidarität einen wirklichen<br />

Inhalt. Sie wird weder durch standpunktlose Einfühlung herzustellen<br />

noch durch emotionale Disharmonien zwischen „Interpretationspartnern"<br />

zu sprengen sein.<br />

DAS ARGUMENT <strong>91</strong>/1975 ©

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