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Alpenpark Karwendel

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Nr. 09 | Mai 2009<br />

ALPENPARK<br />

KARWENDEL<br />

KINDERreich<br />

Experiment: Wasserreinigung<br />

Tröpfchen auf Abenteuerreise<br />

Magazin<br />

GRENZENLOS<br />

Das bayerische <strong>Karwendel</strong><br />

INTERVIEWS<br />

Dr. Gunther Heißel: Quellenforschung<br />

Helmut Berktold: Betreuung der Flussuferläufer<br />

WASSERreich<br />

Wildflüsse, Quellen und Moore im <strong>Karwendel</strong><br />

A L P E N P A R K<br />

K A R W E N D E L


PROJEKTE KARWENDEL 2009 | kategorie<br />

NATURSCHUTZ<br />

Managementplan Ahornboden<br />

Neues Flussuferläuferprojekt<br />

Naturwaldreservate und Totholzinseln<br />

Almprämierung<br />

TOURISMUS<br />

Tourismusplattform<br />

Themenweg Eng<br />

Nature Watch<br />

Naturparkhaus Hinterriß<br />

Halltal: Beschilderung,<br />

Parkplatzgestaltung, Verkehrskonzept<br />

Angebotsentwicklung TVBs<br />

<strong>Karwendel</strong>marsch naturverträglich<br />

UMWELTBILDUNG<br />

Schulangebote: <strong>Karwendel</strong>olympiade,<br />

Naturerlebnistage, <strong>Alpenpark</strong>tage,<br />

Expedition <strong>Karwendel</strong><br />

Lehrerfortbildung mit<br />

Pädagogischer Hochschule<br />

Umweltbaustelle<br />

gemeinsam mit dem ÖAV<br />

KOMMUNIKATION<br />

Neue Homepage, Newsletter<br />

<strong>Karwendel</strong>magazin<br />

<strong>Alpenpark</strong>stand für Veranstaltungen<br />

Entwicklung von Schulungen und<br />

Plattformen für regionale Akteure<br />

2<br />

noch nicht gestartet<br />

in Konzeption<br />

in Umsetzung / laufender Prozess<br />

K A R W E N D E L<br />

Liebe Leserinnen und Leser!<br />

Was macht das <strong>Karwendel</strong> so besonders und wie müssen wir zukünftig<br />

damit umgehen?<br />

In den letzten Monaten hat sich der junge Verein gemeinsam mit zahlreichen Interessensvertretern<br />

diese und andere Fragen gestellt und daraus das <strong>Karwendel</strong>programm 2013 entwickelt.<br />

Lesen Sie mehr dazu unter <strong>Karwendel</strong>FÖRDERUNGEN.<br />

Manche Wasserlebensräume ändern sich beinah täglich, andere sind seit tausenden Jahren einfach<br />

da. Beides gibt es im <strong>Karwendel</strong> öfter als man denkt. Wir widmen dem Wasserreichtum als Hauptthema<br />

ausreichend Platz und lassen dazu den Experten und <strong>Karwendel</strong>kenner Dr. Heißl zu Wort<br />

kommen. Eine beständige Größe der Naturschutzarbeit im <strong>Karwendel</strong> ist Helmut Berktold.<br />

Unter <strong>Karwendel</strong>GESICHTER gibt er uns einen Einblick in seine Arbeit für den Flussuferläufer<br />

im Rißtal.<br />

Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen beim Lesen und einen erlebnisreichen und unfallfreien<br />

Sommer beim Aufenthalt im <strong>Karwendel</strong>!<br />

Das genaue Programm finden Sie als Download unter: http://www.karwendel.org<br />

Walter Lechthaler und Hermann Sonntag<br />

Verein <strong>Alpenpark</strong> <strong>Karwendel</strong><br />

beschließt die programmatische Ausrichtung<br />

der nächsten Jahre!<br />

Seit Juli 2008 hat der Verein <strong>Alpenpark</strong> <strong>Karwendel</strong> gemeinsam mit zahlreichen Vertretern von<br />

Interessensgruppen und der Landesverwaltung die grundsätzliche programmatische Ausrichtung<br />

der nächsten Jahre im Rahmen des <strong>Karwendel</strong>programms 2013 erarbeitet. Die zukünftigen<br />

Schwerpunkte liegen in den Bereichen Naturschutz, Tourismus und Umweltbildung. Die vereinbarten<br />

Ziele und Projekte sollen durch die Beteiligung der regionalen Akteure umgesetzt und mit<br />

entsprechender Öffentlichkeitsarbeit begleitet werden.<br />

<strong>Karwendel</strong>programm 2013<br />

Von Angebot für Besucher bis Weißrückenspecht<br />

Im Naturschutzbereich stehen in dieser Ausgabe die Lebensräume Wald,<br />

Wildfluss, Alm und Moor im Mittelpunkt der zukünftigen Ausrichtung.<br />

Der Weißrückenspecht als Leitart alter Wälder, der Flussuferläufer als<br />

Charakterart des Wildflusses und die Tanne als Problemkind der Nördlichen<br />

Kalkalpen sind bedeutend im Bereich Artenschutz.<br />

Im Tourismus haben Besuchereinrichtungen, -management und –angebote<br />

Priorität. Hierbei sind bereits 2009 Maßnahmen geplant, wie beispielsweise<br />

der Betrieb des neuen Naturparkhauses in Hinterriß, die Erneuerung<br />

des Themenweges in der Eng oder die Etablierung von „Nature watch“ gemeinsam<br />

mit Swarovski Optik und Tirol Werbung. Im Veranstaltungsbereich<br />

wird es zukünftig karwendel-kompatible Kriterien geben, die bereits<br />

beim neuen Antrag für den <strong>Karwendel</strong>marsch Anwendung finden.<br />

In der Umweltbildung stellen die SchülerInnen im Pflichtschulbereich<br />

eine zentrale Gruppe dar. Zahlreiche Projekte, von der halbtägigen <strong>Karwendel</strong>olympiade<br />

bis zu drei Tage Naturerlebnis in der Eng, werden ab<br />

dem Frühsommer 09 für die Tiroler Schulen angeboten. Auch für LehrerInnen<br />

gibt es heuer erstmals im Rahmen der Sommerhochschule der PHT eine<br />

Fortbildung zum <strong>Alpenpark</strong>. Für Jugendliche findet gemeinsam mit dem<br />

Österreichischen Alpenverein vom 26. Juli bis 1. August wiederum eine<br />

Umweltbaustelle statt.<br />

Wir haben ein ambitioniertes Programm verabschiedet und laden alle ein, gemeinsam<br />

mit uns an der Umsetzung mitzuwirken!<br />

Walter Lechthaler, Obmann des Vereins<br />

„Mit dem <strong>Karwendel</strong>programm 2013 ist unser<br />

größtes Tiroler Schutzgebiet gut für die Zukunft gerüstet.“<br />

LHStv. Hannes Gschwentner<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

<strong>Karwendel</strong> Magazin Nr. 9 | Mai 2009<br />

Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />

<strong>Karwendel</strong> AKTUELL . . . . . . . . . 4<br />

Tourismustag<br />

Geschenk zum 80er eingelöst<br />

Umweltbaustelle<br />

<strong>Karwendel</strong> TITELSTORY . . . . . . . 6<br />

Wasserreich <strong>Karwendel</strong><br />

<strong>Karwendel</strong> EXPERT . . . . . . . . . . 10<br />

Gespräch mit Dr. Gunther Heißel<br />

<strong>Karwendel</strong> FÖRDERUNGEN . . . . 12<br />

Naturschutzförderungen<br />

Förderrichtlinien<br />

Naturschutzpraxis<br />

<strong>Karwendel</strong> BEGREIFEN . . . . . . . 14<br />

<strong>Alpenpark</strong>tage im <strong>Karwendel</strong><br />

<strong>Karwendel</strong> KIDS . . . . . . . . . . . . 15<br />

Paulinchen auf Abenteuerreise<br />

Experiment: Wasserreinigung<br />

<strong>Karwendel</strong> WISSEN . . . . . . . . . 16<br />

Blumenesche in Nordtirol<br />

<strong>Karwendel</strong> GESCHICHTE . . . . . . 17<br />

250 Jahre Seelsorge<br />

<strong>Karwendel</strong> PARTNER . . . . . . . . 18<br />

Nature Watch<br />

<strong>Karwendel</strong> GRENZENLOS . . . . . 19<br />

Das bayerische <strong>Karwendel</strong><br />

<strong>Karwendel</strong> BUCHTIPPS . . . . . . 20<br />

3 Buchtipps und Autoren<br />

<strong>Karwendel</strong> TOURENTIPPS. . . . . 21<br />

2 tolle Touren im <strong>Karwendel</strong><br />

<strong>Karwendel</strong> ON TOUR. . . . . . . . . 22<br />

Neuerungen und Termine<br />

<strong>Karwendel</strong> GESICHTER . . . . . . . 23<br />

Interview: Helmut Berktold<br />

„<strong>Alpenpark</strong> <strong>Karwendel</strong> Magazin“ ist eine konfessions- und<br />

parteiungebundene Zeitschrift, die vom Verein <strong>Alpenpark</strong><br />

<strong>Karwendel</strong> zwei mal pro Jahr herausgegeben wird.<br />

Redaktionelles Ziel: Information zu Bereichen im <strong>Alpenpark</strong><br />

<strong>Karwendel</strong> und der <strong>Karwendel</strong> Region. Namentlich gekennzeichnete<br />

Beiträge geben die Meinung des Autors wider<br />

und decken sich nicht unbedingt mit jener der Redaktion!<br />

Herausgeber und für den Inhalt verantwortlich:<br />

Verein <strong>Alpenpark</strong> <strong>Karwendel</strong>, Adolf-Klinge-Platz 72<br />

6108 Scharnitz, E-Mail: info@karwendel.org<br />

Redaktion: Mag. Hermann Sonntag, Elisabeth Zech<br />

Grafische Gestaltung: comdesign.net | Werbeagentur Seefeld<br />

Bildquellen: Bernhard Ranger, Birgit Kluibenschädl, Elisabeth<br />

Zech, Gunther Heißel, Günter Haselwanter, Hermann<br />

Sonntag, Huber Karl-Rudolf, Jean-Pol Grandmont,<br />

Michael Schödl, Olympiaregion Seefeld, Otto Leitner,<br />

P.Buchner, Petra Nittel, Rudolf Hofer, Schlögl & Süß,<br />

Susanne Tscharner, Tiris, Tirol Werbung, www.tirol.gv.at,<br />

www.tirolwerbung.at<br />

Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier.<br />

K A R W E N D E L<br />

3


KARWENDEL | aktuell<br />

1. Tourismustag<br />

Mit Ende der ersten Sommersaison des <strong>Alpenpark</strong>s <strong>Karwendel</strong><br />

als Verein fand am 25. und 26. November der erste „Tourismustag“<br />

im Haus Marillac in Innsbruck statt.<br />

Ziel der Veranstaltung<br />

Innsbruck, 25. und 26. November - Das Ziel der Fortbildungsveranstaltung war es, Mitarbeiter<br />

und Mitarbeiterinnen der zum <strong>Karwendel</strong> gehörenden Tourismusverbände in den <strong>Alpenpark</strong><br />

einzubinden und ihnen seinen Zweck sowie seine Ziele näher zu bringen. Die fünf geladenen<br />

Tourismusverbände - Achensee, Innsbruck und seine Feriendörfer, Silberregion <strong>Karwendel</strong>,<br />

Olympiaregion Seefeld, Region Hall-Wattens - waren beinahe vollzählig vertreten und nahmen<br />

damit die Chance wahr, den <strong>Alpenpark</strong> besser kennen zu lernen, wie auch eigene Erfahrungen und<br />

Wünsche aus der Besucherbetreuung einzubringen.<br />

1. Tag - Vorträge und Einführung<br />

Vorträge zu den Themen Besonderheiten im<br />

<strong>Karwendel</strong>, Weitwanderwege (Via Alpina,<br />

Adlerweg), Schutzstatus und rechtliche<br />

Grundlagen legten im ersten Teil der Veranstaltung<br />

das Hauptaugenmerk auf die Vorstellung<br />

des <strong>Alpenpark</strong>s als Erholungs- und<br />

Naturschutzgebiet.<br />

2. Tag - Konzepterarbeitungen<br />

Am zweiten Tag der Veranstaltung erarbeiteten<br />

die TeilnehmerInnen in Kleingruppen<br />

Verbesserungsvorschläge bezüglich der Produktgestaltung<br />

(Kartenmaterial, Broschüren)<br />

und des Informationsmanagements (<strong>Alpenpark</strong><br />

– TVB).<br />

Geschenk zum<br />

80er eingelöst<br />

Bundesforste und <strong>Alpenpark</strong><br />

nehmen Nachpflanzungen am<br />

Ahornboden wieder auf!<br />

Zum 80. Geburtstag des <strong>Alpenpark</strong>s haben die<br />

Österreichischen Bundesforste ein besonderes<br />

Geschenk mitgebracht – die Nachpflanzung<br />

am Ahornboden. Bereits 2004 wurde vom Landesforstdienst,<br />

den Landesforstgärten, den ÖBf<br />

und dem <strong>Alpenpark</strong> <strong>Karwendel</strong> ein sog. Managementplan<br />

für den Ahornboden entwickelt<br />

und mit den Engbauern akkordiert, um den inzwischen<br />

sehr alten Ahornbestand auch für die<br />

Zukunft zu sichern.<br />

Nachdem 2004, 2005 und 2006 die Nachpflanzungen<br />

durchgeführt wurden, ist das Projekt<br />

in den letzten Jahren wieder etwas eingeschlafen.<br />

Die Bundesforste haben alle Ahornbäume<br />

der letzten Jahre kontrolliert, wo nötig ausgetauscht<br />

und neu eingezäunt. Diese Initiative<br />

gibt dem Projekt wieder einen neuen Impuls.<br />

Gemeinsam mit den Engbauern als Grundbesitzern<br />

werden in den nächsten Jahren – wie im<br />

Managementplan vorgesehen – autochthone<br />

(sprich einheimischer) Ahorn aus dem Landesforstgarten<br />

Häring (nach)gepflanzt. Ob die<br />

Nachpflanzungen erfolgreich sein werden, kann<br />

erst in vielen Jahren seriös beantwortet werden,<br />

denn es ist ein langer Weg vom Ahornsamen bis<br />

zum imposanten Ahornbaum.<br />

Die Steine rollen!<br />

aktuell | KARWENDEL<br />

27.Juli - 02.August 2008 – Auf der Hasentalalm im <strong>Alpenpark</strong> <strong>Karwendel</strong> haben sich<br />

neun Freiwillige zusammengefunden, um ein Projekt des Österreichischen Alpenvereins (OEAV)<br />

in die Tat umzusetzen. Ziel dieser Umweltbaustelle ist es, aufgrund der Waldweideneuordnung<br />

der Agrarbehörde neue Weideflächen zu schaffen.<br />

alle Teilnehmer der Fortbildung die freiwilligen Helfer bei der Arbeit<br />

Feedbackrunde<br />

In einer Feedbackrunde wurde die Möglichkeit<br />

des Austausches und der Informationsgewinnung<br />

durch den Tourismustag beiderseits<br />

sehr positiv wahrgenommen. Deshalb soll er<br />

in Zukunft regelmäßig stattfinden, um die Zusammenarbeit<br />

zu stärken und gemeinsam sinnvolle<br />

Projekte und Lösungen zu entwickeln.<br />

Dank an alle Vortragenden<br />

Wir bedanken uns recht herzlich bei den<br />

Vortragenden Christina Schwann (ÖAV, Via<br />

Alpina), Michael Rutter (Tirol Werbung,<br />

Adlerweg) und Andreas Lederer (Abteilung<br />

Umweltschutz Land Tirol, Rechtliche<br />

Grundlagen) sowie bei allen Teilnehmern des<br />

ersten Tourismustages.<br />

Elisabeth Zech<br />

Hermann Sonntag<br />

http://www.karwendel.org/de/naturschutz<br />

Grundidee des Projekts<br />

Die Grundidee der Umweltbaustellen des<br />

OEAV ist es jungen Menschen ab 16 Jahren<br />

die Möglichkeit zu bieten, sinnvoll in der<br />

Natur mitzuarbeiten und in der Gruppe neue<br />

Erfahrungen zu sammeln.<br />

„Wir schlafen am Heuboden und<br />

duschen im Wasserfall“<br />

Neben dem motivierten Arbeiten kommt<br />

auch der Freizeitspaß für die Teilnehmer<br />

nicht zu kurz. „Im guten Einvernehmen und<br />

konstruktiver Zusammenarbeit zwischen<br />

dem Weideberechtigten und den Österreichischen<br />

Bundesforsten wurde dieses Weiderecht in<br />

Form der Trennung von Wald und Weide neu<br />

reguliert. Durch diese Maßnahme wird dieser<br />

Waldteil nachhaltig entlastet und gleichzeitig<br />

eine hochwertige Weidefläche geschaffen.“<br />

(Revierleiter der Österreichischen Bundesforste<br />

ÖBF-AG Silvester Rainer)<br />

Arbeitsaufgaben<br />

Die Arbeitsaufgaben bestehen aus Schwenden<br />

von Sträuchern, Steine zusammentragen,<br />

die liegen gebliebenen Äste und Unkräuter<br />

auf der Weide zu entfernen, sowie die Zuleitung<br />

zu einer Viehtränke zu errichten.<br />

Außerdem werden die gerodeten Flächen<br />

begrünt. Die Teilnehmer werden bei ihrer<br />

unentgeltlichen Arbeit von erfahrenen Fachleuten<br />

betreut: Wie Heugabel und Sense zu<br />

handhaben sind, erklärte der Almbesitzer<br />

Herr Wurm. Doris Walter vom Alpenverein<br />

Natur erleben - Spaß haben Die Sense zu dengeln, will gelernt sein!<br />

...zur Umweltbaustelle<br />

Durch die Neuregulierung wurde im Bereich<br />

des Niederlegers der Hasentalalm rund 130ha<br />

Servitutsgebiet, davon 42,5ha Wirtschaftswald<br />

und 87,5ha Schutzwald von der Weide<br />

auf Dauer freigestellt. Im Gegenzug wurden<br />

durch Rodungen und Auflichtungen Weideflächen<br />

im Ausmaß von 12,24ha geschaffen.<br />

Die Weide findet zukünftig nur noch auf diesen<br />

Weideflächen statt.<br />

behält den Überblick und Franz Legner von<br />

der Tiroler Landesregierung, Vater dieser<br />

Umweltbaustelle, ist der starke Mann hinter<br />

der Motorsäge.<br />

Ehrenamtliche und professionelle<br />

Arbeiter packen an<br />

„Die Umweltbaustelle des Alpenvereins stellt<br />

für uns eine gute Mischung aus ehrenamtlichen<br />

Engagement und professioneller Betreuung dar.<br />

Wir freuen uns, dass diese im <strong>Alpenpark</strong> stattfindet<br />

und wollen Umweltbaustellen in Zukunft<br />

forcieren.“ (Geschäftsführer Hermann Sonntag)<br />

Durch die liebevolle Bewirtung der Almbesitzer<br />

Herr und Frau Wurm und die enge Zusammenarbeit,<br />

wird die Woche auf der Alm ein unvergessliches<br />

Erlebnis für alle Teilnehmer.<br />

Unterstützung<br />

Unterstützt werden die zahlreichen Umweltbaustellen<br />

und Bergwaldprojekte des OEAV<br />

durch das Lebensministerium.<br />

4 K A R W E N D E L K A R W E N D E L 5<br />

Elisabeth Zech


KARWENDEL | titelstory<br />

Bergmolch<br />

Reichtum <strong>Karwendel</strong><br />

WASSERreich<br />

Brunnen, kleine Feuchtgebiete, sumpfige Moore, das rauschende Wasser<br />

vom Rißbach, dem <strong>Karwendel</strong>bach oder der Isar. Der Wasserreichtum<br />

im <strong>Alpenpark</strong> wird laufend von über 350 Quellen im <strong>Karwendel</strong> gespeist.<br />

Über 30 dieser Quellen zählen zu den sogenannten Großquellen.<br />

titelstory | KARWENDEL<br />

Moorlandschaft am Juifen<br />

6 K A R W E N D E L K A R W E N D E L 7


KARWENDEL | facts<br />

Steinfliegenlarve<br />

Sillberwurz<br />

Sandlaufkäfer<br />

WASSERFACTS - Hätten Sie gewusst, dass...<br />

Quellen treten überall dort an die Oberfläche,<br />

wo der Wasserstand im Berg hoch genug<br />

und eine natürliche Abdichtung, zum Beispiel<br />

eine Tonschicht, vorhanden ist. Die größten,<br />

wie die Mühlauer Quellen oder die Quellen<br />

zwischen kleinem Ahornboden und Falkenreisen,<br />

schütten mehr als 500l/sec Wasser<br />

aus. Das <strong>Karwendel</strong>wasser ist aufgrund des<br />

geringen Verkarstungsgrades und der langen<br />

Verweildauer im Berg von insgesamt 8 Jahren<br />

von ausgezeichneter Qualität. 10% des Wassers<br />

dienen unserer Trinkwasserversorgung, beispielsweise<br />

die Mühlauer Quellen, die das<br />

Fundament der Wasserversorgung in der<br />

Landeshauptstadt Innsbruck sind.<br />

Wildflüsse<br />

Dass sich im <strong>Karwendel</strong> immer noch viele<br />

Wildflüsse ausdehnen dürfen, verdanken wir<br />

den großen nicht besiedelten Bereichen. Unverbautes<br />

Wasser ist in Mitteleuropa selten<br />

geworden. Immer mehr Gewässer fallen der<br />

Energieversorgung zum Opfer. Der gestaute<br />

und verbaute Fluss ist die Regel.<br />

Die Isar<br />

Die Isar ist im oberen Teil weitgehend unberührt<br />

und wie ein Kleinkind darf sie sich in<br />

diesem Abschnitt noch ungezogen benehmen.<br />

Erst ab der bayerischen Grenze muss sie – zumindest<br />

abschnittsweise – erwachsen werden.<br />

Sie beginnt ihre Reise „Bei den Flüssen“ im<br />

Hinterautal bei Scharnitz, weiter um das <strong>Karwendel</strong><br />

und mündet bei Plattling, kurz vor Passau,<br />

in die Donau. Der Isarursprung selbst ist<br />

am Ufer mit dunkelgrünen Moosflächen ausgepolstert,<br />

weich und sanft und für viele Wanderer<br />

ein Ort der Ruhe und Besinnung. Folgt man<br />

dem wachsenden Strom Richtung Tal, rauscht<br />

das Wasser in einer typischen Wildflussland-<br />

... es im <strong>Alpenpark</strong> 350 Quellen gibt<br />

... die größten Quellen mehr als 500l pro Sekunde ausschütten<br />

... unverbaute Flüsse die Verbreitung von Pflanzen und Tierarten fördern<br />

... mehr als 80% der europäischen Flüsse verbaut sind<br />

... die deutsche Tamariske vom Aussterben bedroht ist<br />

... die Isar zu den natürlichsten Flüssen der Alpen zählt<br />

... Wasser im <strong>Karwendel</strong> 8 Jahre gefiltert wird<br />

... 0,16 % der Fläche des <strong>Alpenpark</strong>s Moorfläche ist<br />

... Moore einen Beitrag zum Hochwasserschutz liefern<br />

... bereits 5 Moore im <strong>Alpenpark</strong> revitalisiert wurden<br />

... Moore ca. 15.000 Jahre alt sind<br />

... der Sonnentau im Achenwald-Bächental „Fleisch“ frisst<br />

8 K A R W E N D E L<br />

Eintagsfliegenlarve<br />

schaft: Quellentöpfe, tiefe Schluchten und große<br />

Umlagerungsstrecken mit Tausenden Kubikmetern<br />

von Schotter (sog. Geschiebe).<br />

Flora & Fauna im <strong>Karwendel</strong>gebiet<br />

Die ständige Dynamik, die dauernd neue<br />

Lebensräume bildet, ist für eine ganz spezifische<br />

Lebenswelt - wie für den Flussuferläufer<br />

und den Sand-Laufkäfer überlebensnotwendig.<br />

Unter Wasser fühlen sich die Steinfliegenlarven<br />

in den Wildflüssen besonders wohl.<br />

Elfenbeinfarben und mit zwei langen Schwanzfäden<br />

drängen sie an die Uferbänke. Sie liefern<br />

wichtige Eiweiße für die Fischfauna und gelten<br />

als Leckerbissen unter den Jägern. Auch sie sind<br />

ein Zeichen für absolut saubere Wildflüsse<br />

und verschwinden bei zunehmender Wasserverschmutzung.<br />

Die typischen Uferpflanzen<br />

wie die Lavendel-Weiden und die Tamarisken<br />

wachsen im <strong>Karwendel</strong> noch zahlreich. In Mitteleuropa<br />

sind die Untergrund stabilisierenden<br />

Pflanzen im Bestand allerdings stark gefährdet.<br />

Feuchtgebiete<br />

Neben der Fahrstraße nach Scharnitz gibt es<br />

ein unscheinbares Feuchtgebiet. Nichts Besonderes<br />

– auf gut tirolerisch „a Lacken eben“ - wie<br />

sie überall zu finden ist. Der Wert von Kleinund<br />

Kleinstbiotopen wird gering geschätzt.<br />

Deswegen verschwinden sie zunehmend aus<br />

unserer Landschaft. So wurden beispielsweise<br />

nur 13,7 % von 424 Tiroler Gewässern als<br />

weitgehend natürlich eingestuft. Der Rest leidet<br />

unter der Nutzung der Menschen. Vor allem in<br />

Kleinbiotopen unter tausend Höhenmeter. Im<br />

Randbereich der Isar, dort wo sich eben diese<br />

„Lacken“ bilden, beobachtet man im <strong>Alpenpark</strong><br />

manchmal noch den Bergmolch. Er ist einer der<br />

fünf im <strong>Karwendel</strong> beheimateten Amphibienarten.<br />

Mit seinen typischen, etwas tollpatschig<br />

Köcherfliegenlarve<br />

Quellen<br />

genutzte Quellen<br />

Moore<br />

Reith bei<br />

Seefeld<br />

wirkenden Händen planscht er zwischen Gräsern<br />

und Algen. Nach der Winterruhe kommen<br />

die Tiere im Februar oder März ans Wasser und<br />

ziehen in ihrem frühsommerlichen Paarungsspiel<br />

das besondere Wasserkleid an. Seine samtene<br />

Haut ist beim Männchen im Frühjahr wie<br />

einer Forelle gepunktet. Der Bauch leuchtet in<br />

orange-gelben Tönen.<br />

Moore<br />

Die so genannten „Methusaleme“ unter den<br />

Biotopen im <strong>Karwendel</strong> befinden sich hauptsächlich<br />

im Achenwald-Bächental. Hier konnten<br />

sie durch eine Kombination aus genügend<br />

Niederschlagsüberschuss und dem entsprechenden<br />

Bodenuntergrund nach der letzten Eiszeit<br />

vor ca. 15.000 Jahren insgesamt 14 Nieder- und<br />

Hochmoore bilden.<br />

Mit ihrer Größe von 1,2 km² sind sie nicht mit<br />

den richtigen Moorlandschaften im bayerischen<br />

Voralpenland, wie dem Murnauer Moos bei<br />

Garmisch (32km²) oder der Kendlmühlfilze im<br />

Landkreis Traunstein zu vergleichen.<br />

Ungeachtet dessen bieten die <strong>Karwendel</strong>moore<br />

„kleine aber feine“ Lebensräume, die seltenen<br />

Östl. <strong>Karwendel</strong>spitze<br />

2537<br />

<strong>Karwendel</strong>h.<br />

2745<br />

Pfeishütte<br />

Hafelekarspitze<br />

2334<br />

Hinterriß<br />

Risser Falk<br />

2413<br />

Hochalmsttl.<br />

1803<br />

2749<br />

Birkkarspitze<br />

Hallerangerh.<br />

Moore<br />

G. Bettelwurf<br />

2726<br />

Gnadenwald<br />

1940<br />

Pflanzen wie dem fleischfressenden Sonnentau<br />

Heimat bieten.<br />

Moorrenaturierung<br />

Gemeinsam mit den österreichischen Bundesforsten,<br />

der Abteilung Umweltschutz des Landes<br />

Tirol und der Universität Wien ist es gelungen,<br />

zahlreiche Moore in den letzten Jahren zu<br />

renaturieren. Das heißt konkret, dass Wasserstände<br />

erhöht, Verhandlungen mit Grundbesitzern<br />

bezüglich Weidefreistellung geführt<br />

und Langzeit-Beobachtungen etabliert wurden.<br />

Die bereits durchgeführten Maßnahmen zeigen<br />

inzwischen Wirkung, denn das Leben in den<br />

Mooren kehrt zurück. Somit kann ein kleiner<br />

aber wichtiger Puzzlestein im <strong>Karwendel</strong> wieder<br />

seine volle Funktion erfüllen.<br />

Hermann Sonntag<br />

facts | KARWENDEL<br />

Juifen<br />

1988<br />

1556<br />

Plumsjochhtt.<br />

Plumsjoch 1630<br />

Sonnjoch<br />

2547<br />

Gramai A.<br />

2547<br />

Pertisau<br />

0 2.5 5 10km<br />

Bildquelle: http://tiris.tirol.gv.at/<br />

Dank für Informationen & Bildmaterial:<br />

Otto Leiner, Gunther Heißel, Robert Mühlthaler, Rudolf Hofer,<br />

Günter Haselwanter<br />

Literatur: Landmann, A., Lehmann, G., Mungenast, F., Sonntag,<br />

H. (2005): Die Libellen Tirols, Berenkamp Verlag, 324 pp.<br />

Haselwanter, G. (2007): Moormanagement im <strong>Alpenpark</strong> <strong>Karwendel</strong>,<br />

1. Zwischenbericht im Auftrag der Österreichischen<br />

Bundesforste AG, 9p.Haselwanter, G. (2008): Schutz- und<br />

Managementkonzept für ausgewählte Moore im <strong>Alpenpark</strong><br />

<strong>Karwendel</strong>, Dissertation, 230p.Heissel, G. (1993): Die Hydrogeologie<br />

der Mühlauer Quellen im Lichte geologischer und<br />

strukturgeologischer Erkenntnisse unter Einbeziehung besonderer<br />

Aspekte der Geologie Tirols. - Amt der Tiroler Landesregierung,<br />

Abteilung IIIg, Landesgeologie Tirol Heft 1, 44p. Steiner, G.M.<br />

(1992): Österreichischer Moorschutzkatalog, Grüne Reihe des Bundesministeriums<br />

für Umwelt, Jugend und Familie, Band 1, 509 pp.<br />

K A R W E N D E L<br />

9


KARWENDEL | expert<br />

Für viele <strong>Karwendel</strong>besucher ist es eher unvorstellbar,<br />

dass sich im Kalkgestein des <strong>Karwendel</strong>s<br />

große Wasserreserven befinden. Umso<br />

spannender war das Gespräch mit Dr. Heißel<br />

über das so reiche Quellvorkommen im <strong>Karwendel</strong><br />

und die Gründe dafür.<br />

<strong>Karwendel</strong> EXPERT<br />

Im Gespräch mit Dr. Gunther Heißel<br />

Dr. Gunther Heißel ist Landesgeologe in Innsbruck und beschäftigt sich<br />

bereits seit vielen Jahren mit der Erforschung der Quellen im <strong>Karwendel</strong>.<br />

Auf der Suche nach Experten zum Thema „Wasser und Geologie im<br />

<strong>Karwendel</strong>“, ist man bei ihm und seiner Kollegin Mag. Petra Nittel an der<br />

richtigen Adresse.<br />

Wie weit geht die Quellforschung<br />

im <strong>Karwendel</strong> historisch zurück?<br />

Der erste war sicher der Innsbrucker Geologe<br />

Dr. Otto Ampferer. Er hatte ja letztendlich die<br />

Idee, bei den Mühlauer Quellen - ursprünglich<br />

natürliche Austritte oberhalb der Mühlauer<br />

Klamm - das Wasser unterirdisch zu fassen.<br />

Durch die Kriegsführung des 2. Weltkrieges<br />

konnte er diese Idee dann auch verwirklichen.<br />

Er ist dabei für heutige Begriffe eigentlich sehr<br />

modern vorgegangen und hat zum Beispiel<br />

während den Arbeiten die Quellen beweisgesichert.<br />

Die nächste Stufe war dann, die<br />

Quellen unterirdisch durch Stollen zu fassen.<br />

Der Gedanke, die Quellen unterirdisch zu fassen,<br />

und die Art wie er dies durchführen ließ<br />

war sehr „revolutionär“. Die Trinkwasserversorgung<br />

von Innsbruck ist ständig aufrecht erhalten<br />

geblieben, obwohl man im Grundwasser<br />

vorgetrieben hat.<br />

„Jedoch gerade das <strong>Karwendel</strong> besitzt eine<br />

Vielzahl von sehr großen Quellen.“<br />

Wie groß ist der Wissensstand zum<br />

Thema Quellen im <strong>Karwendel</strong>?<br />

Im <strong>Karwendel</strong> ist eigentlich jede größere Quelle<br />

bekannt.<br />

Der Laie stellt sich das Kalkgestein<br />

meist sehr trocken vor. Was sind<br />

denn nun die Voraussetzungen, dass<br />

sich hier eine Quelle bilden kann?<br />

Ja das stimmt, man denkt, dass das Wasser im<br />

Kalkgestein nur durchfließt, sodass höchstens<br />

ganz unten am Talboden vereinzelt Quellen<br />

auftreten sollten. Jedoch gerade das <strong>Karwendel</strong><br />

besitzt eine Vielzahl von sehr großen Quellen.<br />

Es gibt viele Orte, wo das Wasser im Untergrund<br />

gestaut und zum Austreten gezwungen<br />

ist. Hiefür sind abdichtende Gesteine (zum<br />

Beispiel Tonschiefer) verantwortlich und es<br />

auch das Kalkgestein im <strong>Karwendel</strong> ist nicht so<br />

homogen, wie viele glauben.<br />

So gibt es eben viele Gründe, warum das <strong>Karwendel</strong><br />

doch nicht so wasserarm ist, wie man<br />

beim ersten Hinsehen vielleicht annimmt.<br />

Wie kann man dem Laien den Bergwasserspiegel<br />

erklären?<br />

Den Bergwasserspiegel kann man sich schon<br />

am ehesten als Linie im Berg drinnen vorstellen.<br />

Sie bildet einen raschen, unmittelbaren<br />

Übergang von der ungesättigten – trockenen –<br />

Gesteinszone in die darunter liegende gesättigte<br />

– wasserhaltige – Zone.<br />

Man muss sich Bergwasser überhaupt so vorstellen,<br />

dass es im Wesentlichen nur in den<br />

feinen Trennflächen des Gesteins drinnen ist,<br />

die im <strong>Karwendel</strong>, teilweise auch geringfügig<br />

karstartig aufgeweitet sind und in ehemaligen<br />

Hohlräumen. Denn dies waren ja zum Teil Riff-<br />

oder Lagunengesteine, und zwischen den alten<br />

Riffbiogenen hat es eben auch schon früher, zu<br />

deren Lebzeiten, Hohlräume gegeben. Die gibt<br />

es vielfach auch jetzt noch, nur ist eben damals<br />

Salzwasser durchgeflossen, und jetzt fließt teilweise<br />

Süßwasser durch.<br />

Sie haben erwähnt, man kennt alle<br />

Quellen im <strong>Karwendel</strong>. Von welcher<br />

Anzahl von Quellen sprechen wir hier?<br />

Da müsste ich zählen (lacht), das weiß ich auswendig<br />

nicht. Von denen, die wir Großquellen<br />

Stollen im Halltal<br />

nennen - also zumindest im Schüttungsbereich<br />

von 10 Liter - gibt es etwa 50-60, wobei die<br />

größten Quellen teilweise mehrere tausend<br />

Sekundenliter hervorbringen. Ja, und die kleinen<br />

Quellen habe ich nicht gezählt.<br />

„Wir sind hier von einer Kontamination<br />

durch Bakterien Jahre entfernt.“<br />

Was macht eigentlich die ausgesprochen<br />

hohe Wasserqualität aus?<br />

Der Grund dafür ist die lange Zeit, die das<br />

Wasser im Untergrund verbleibt aufgrund des<br />

geringen Verkarstungsgrades. Das beste Beispiel<br />

sind hier die Mühlauer Quellen, wo das Wasser<br />

im Mittel 8 bis 14 Jahre im Untergrund ist. Also<br />

vom Hineinregnen, bis es wieder heraus kommt.<br />

Das heißt, wir sind hier von einer Kontamination<br />

durch Bakterien Jahre entfernt, wenn man<br />

sich vorstellt, dass Grundwässer beispielsweise<br />

zumindest 60 Tage benötigen, um keine Bakterien<br />

mehr zu enthalten. Wir haben hier teils Aufenthaltszeiten<br />

von Jahrzehnten. Hier liegt der<br />

Schlüssel für die ausgezeichnete Wasserqualität.<br />

Natürlich gibt es auch Quellen mit kürzerer<br />

Aufenthaltszeit, das sind dann die wenigen, die<br />

vielleicht nicht so hochwertig sind.<br />

Sind die dann oberflächlicher oder<br />

woher kommt das?<br />

Die sind oberflächlicher, wie zum Beispiel die<br />

Isarquellen, welche zwar landschaftlich sehr<br />

schön sind, jedoch aus dem derart schottrigen<br />

Talboden des Hinterautals entspringen und<br />

in diesem durchlässigen Talschutt eine sehr<br />

lange Strecke durchfließen. Diese können dann<br />

natürlich leichter durch oberflächliche Einträge<br />

beeinträchtigt werden.<br />

expert | KARWENDEL<br />

Sie haben ja auch den Quellenwert<br />

beschrieben, kann man ungefähr<br />

angeben, wie viel des Wassers für<br />

Trinkwasser genutzt wird?<br />

Ich würde schätzen, dass es nicht einmal 10%<br />

sind. Die prominentesten gefassten Quellen<br />

sind hier die Mühlauer Quellen und diese sind<br />

nicht einmal die größten Quellen im <strong>Karwendel</strong>.<br />

Wenn wir bei den Superlativen bleiben,<br />

was ist denn die größte Quelle<br />

im <strong>Karwendel</strong>?<br />

Die größten Quellen im <strong>Karwendel</strong> sind hinten<br />

im Bereich <strong>Karwendel</strong>tales. Das sind Quellen,<br />

die auch im Winter noch kräftig schütten, wie<br />

auch die Spritzquelle. Dann gibt es Großquellen,<br />

die Teile eines gesamten Quellhorizontes<br />

bilden, zum Beispiel im Johannestal. Würde<br />

man diese also theoretisch alle nützen wollen,<br />

wäre sehr viel Potential vorhanden.<br />

Sie sind sehr viel im <strong>Karwendel</strong> unterwegs,<br />

gibt es für Sie dort einen<br />

Lieblingsplatz?<br />

Ich muss sagen im <strong>Karwendel</strong> tue ich mich<br />

doch sehr schwer, einen besonderen Platz zu<br />

nennen. Generell ist es dort beinah überall<br />

wunderschön. Aber sicher einer meiner Lieblingsplätze<br />

ist der Almbereich Lafatscher<br />

Hochleger-Hinterödalm und dort gibt es einen<br />

kleinen See, da heißt es „Beim See‘le“. Vielleicht<br />

ist das der Lieblingsplatz.<br />

Vielen Dank für das Gespräch!<br />

Hermann Sonntag & Elisabeth Zech<br />

10 K A R W E N D E L K A R W E N D E L 11


KARWENDEL | förderungen<br />

Naturschutzförderungen<br />

im <strong>Alpenpark</strong> <strong>Karwendel</strong><br />

Naturschutzförderungen haben im <strong>Alpenpark</strong> bereits Tradition!<br />

Schon seit vielen Jahren werden im <strong>Alpenpark</strong> <strong>Karwendel</strong> Naturschutzprojekte mit<br />

Fördermitteln des Naturschutzes unterstützt und durchgeführt.<br />

Moorrenaturierungen<br />

Die Renaturierung und Weidefreistellung der<br />

wertvollen Moorbiotope im Bereich Achenwald<br />

– Bächental tragen zur Erhaltung einer naturkundlichen<br />

Besonderheit des Schutzgebietes<br />

bei. Seit 2002 wurden laufend Moore weidefrei<br />

gestellt sowie Renaturierungsmaßnahmen zur<br />

ökologischen Gesamtverbesserung durchgeführt.<br />

Im Zuge dieses international bedeutenden<br />

Renaturierungsprojektes wurden wesentliche<br />

Grundlagen für ein langfristiges Monitoring<br />

geschaffen. Vegetationskarten, Dauerbeobachtungsflächen,<br />

Managementpläne,...<br />

Artenschutz: Flussuferläufer<br />

Auch zum Schutz sensibler Arten im <strong>Alpenpark</strong><br />

<strong>Karwendel</strong> wie z.B. dem Flussuferläufer werden<br />

bereits seit Jahren Fördermittel eingesetzt. Der<br />

Flussuferläufer gehört zu den wenigen Watvögeln,<br />

die in Tirol brüten. Das Leben dieses Watvogels<br />

ist streng an naturbelassene oder naturnahe Abschnitte<br />

von Flüssen und Bächen gebunden, in<br />

denen die Kraft des fließenden Wassers noch für<br />

eine ständige Dynamik sorgt. Der Rißbach weist<br />

geeignete Lebensräume noch in hervorragender<br />

Ausprägung auf, womit sich im Rißtal das höchstgelegene<br />

Brutvorkommen im Alpenraum befindet.<br />

Fördermittel werden hier für die Abzäunung der<br />

Bruträume in der Zeit des Viehauftriebs bzw.<br />

während der Wandersaison eingesetzt.<br />

Nachpflanzaktion: Ahornboden<br />

Am Großen Ahornboden richtet sich das Ziel<br />

der Schutzmaßnahmen auf die Erhaltung und<br />

Sanierung des einzigartigen Bergahornbestandes.<br />

Mit Hilfe von Fördermitteln werden<br />

Pflanzmaterial und Arbeitsleistungen unterstützt,<br />

die entsprechend dem Managementplan<br />

für den Großen Ahornboden verwendet werden.<br />

Umweltbildung / Öffentlichkeitsarbeit<br />

Auch im Bereich der Umweltbildung („<strong>Karwendel</strong>olympiade“)<br />

und Öffentlichkeitsarbeit<br />

wurden bereits viele engagierte Aktionen in<br />

der Region finanziell unterstützt. Dies wird<br />

im Jahr 2009 fortgesetzt und verstärkt – auch<br />

mithilfe der Fördermittel im Rahmen der<br />

ländlichen Entwicklung.<br />

FÖRDERRICHTLINIEN als große Chance für Schutzgebiete wie den <strong>Alpenpark</strong> <strong>Karwendel</strong>!<br />

Landschaftsschutz: Schindeldächer<br />

Zum Landschaftsschutz im <strong>Karwendel</strong> leistet<br />

die Naturschutz-Förderung über die Erhaltung<br />

und Erneuerung von traditionellen Schindeldächern<br />

und Zäunen einen wichtigen Beitrag.<br />

Dadurch können alte Handwerkstechniken unter<br />

Verwendung heimischer Holzarten weiter<br />

durchgeführt werden.<br />

Aufbauend auf den Beschluss der Tiroler Landesregierung im Oktober 2008 ist es der Abteilung Umweltschutz gelungen,<br />

das vielfältige Angebot an Fördermöglichkeiten im Naturschutz in Tirol zu vereinheitlichen.<br />

Die wichtigsten Vorteile der neuen Richtlinien sind:<br />

• mehr Information und Transparenz für die Öffentlichkeit über die Fördermöglichkeiten im Natur- und Landschaftsschutz<br />

• Vereinheitlichung der Prämien für ganz Tirol<br />

• Aktualisierung der Förderinhalte auf den Stand der Technik und Wissenschaft<br />

• effiziente Nutzung der EU- und Bundesmittel über das Programm der Ländlichen Entwicklung 2007 bis 2013<br />

• Belebung des Projektwettbewerbes<br />

• Vereinfachung in der Abwicklung der Förderungen<br />

Die Ziele der Förderungen im Naturschutz gliedern sich in sechs Themen<br />

• Lebensräume bewahren, pflegen und schaffen<br />

• besondere Arten schützen und fördern<br />

• traditionelle Landschaftsstrukturen erhalten<br />

• durch Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit sensibilisieren<br />

• Schutzgebiete betreuen<br />

• Grundlagen und Pläne für die Naturschutzarbeit schaffen<br />

12 K A R W E N D E L<br />

Lebensräume<br />

Naturschutzförderungen für<br />

Eine Übersicht dazu ist auch auf der Homepage des Landes Tirol zu finden: http://www.tirol.gv.at/themen/umwelt/naturschutz/foerderungen/<br />

Artenschutz<br />

Schindeldach, Hochalm <strong>Karwendel</strong>tal<br />

Landschaftsschutz<br />

Umweltbildung/ÖA<br />

Schutzgebietsarbeit<br />

Forschung u. Planung<br />

Naturwaldreservate<br />

Naturwaldreservate sind urwaldartige Waldteile,<br />

die für die natürliche Entwicklung des<br />

Ökosystems Wald bestimmt sind und in denen<br />

jede unmittelbare Beeinflussung unterbleibt.<br />

Sie sind somit ein wesentlicher Beitrag zur<br />

Erhaltung und natürlichen Entwicklung der<br />

biologischen Vielfalt und dienen der Forschung,<br />

der Lehre und der Bildung. Interessierte Waldeigentümer<br />

werden über einen zivilrechtlichen<br />

Vertrag verpflichtet, die Nutzung zu unterlassen,<br />

und werden im Gegenzug für ihren wirtschaftlichen<br />

Entgang entschädigt.<br />

Neue Konzepte im Jahr 2009<br />

Weiters ist für 2009 die Erarbeitung von<br />

Konzepten zum Naturschutz auf den Almen<br />

geplant. Das Mosaik an unterschiedlichen<br />

Lebensräumen auf den Almen ist das Ergebnis<br />

einer alten standortangepassten Almwirtschaft<br />

und soll auch in Zukunft durch die<br />

naturverträgliche Bewirtschaftung der Almen<br />

aufrecht erhalten werden.<br />

Naturschutzpraxis - Von der Idee zum Antrag<br />

Idee<br />

Konzeption<br />

Antrag<br />

Bewilligung Abschluss<br />

Bewertung<br />

ca. 3 Monate<br />

1. Teilrechnung<br />

Umsetzung<br />

2. Teilrechnung<br />

3. Teilrechnung<br />

Evaluierung<br />

Archiv<br />

förderungen | KARWENDEL<br />

Umsetzung des neuen Fördersystems<br />

im <strong>Karwendel</strong>programm 2013<br />

Für die nächsten Jahre sind seitens des <strong>Alpenpark</strong>s zahlreiche Projekte geplant -<br />

unter anderem Projekte im Bereich der Waldumweltmaßnahmen.<br />

Feuchtgebietsschutz<br />

Auch der Feuchtgebietsschutz im <strong>Karwendel</strong><br />

bleibt im Augenmerk der Naturschutzförderung.<br />

Alle diese genannten Maßnahmen und vieles<br />

mehr fügt sich sehr gut in das derzeitige Fördersystem<br />

ein und stellt eine große Chance für<br />

partnerschaftliche Naturschutzarbeit in Schutzgebieten<br />

wie dem <strong>Alpenpark</strong> <strong>Karwendel</strong> dar!<br />

Daniela Pöll<br />

Damit eine gute Idee für ein Naturschutzprojekt<br />

in der Praxis auch wirklich umgesetzt<br />

werden kann, bedarf es zuerst eines Konzeptes:<br />

Ziele, Maßnahmen und Kosten sollen schon<br />

zu Beginn im Detail geplant werden. Die Mitarbeiter<br />

des <strong>Alpenpark</strong>s <strong>Karwendel</strong> können<br />

schon in der Planungsphase mit einbezogen<br />

werden. Durch eine gute Maßnahmenplanung<br />

ist es auch für die Verwaltung möglich, den<br />

Antrag zeitgerecht zur Bewilligung zu bringen.<br />

Während der Umsetzung eines Projektes erleichtern<br />

Zwischenberichte die Kontrolle des<br />

Arbeitsfortschrittes. Nach Abschluss sollen die<br />

Ergebnisse der Öffentlichkeit vorgestellt werden<br />

und eventuell darauf aufbauend neue Ideen<br />

und sinnvolle Maßnahmen für den Naturschutz<br />

entwickelt werden.<br />

K A R W E N D E L<br />

13


KARWENDEL | begreifen kids | KARWENDEL<br />

http://www.karwendel.org/de/schule<br />

<strong>Alpenpark</strong>tage<br />

im <strong>Karwendel</strong><br />

WALDreich – WILDreich – WASSERreich …<br />

… das ist ein Teil des REICHtums von unserem <strong>Alpenpark</strong> <strong>Karwendel</strong>! Und<br />

genau diesen Reichtum möchten wir den Schulkindern in den <strong>Alpenpark</strong>gemeinden<br />

zeigen.<br />

Ab dem Frühjahr 2009 wird es im <strong>Alpenpark</strong><br />

<strong>Karwendel</strong> die <strong>Alpenpark</strong>tage geben: Das eintägige<br />

Angebot richtet sich an Schulklassen von<br />

der 3. bis zur 6. Schulstufe.<br />

Abenteuerliches Programm für<br />

Schüler - Lebensraum <strong>Karwendel</strong><br />

Die Hauptthemen sind Wald, Wild und Wasser.<br />

Es geht dabei um den Lebensraum <strong>Karwendel</strong><br />

für Tiere und Pflanzen, um die Artenvielfalt,<br />

um besondere Plätze und einzigartige Landschaftsteile.<br />

Mit einem abwechslungsreichen<br />

Programm sollen Tiroler Schülerinnen und<br />

Schüler auf die Natur rund um ihre Heimatgemeinde<br />

aufmerksam gemacht werden. Sie sollen<br />

sensibilisiert werden für einen Lebensraum, den<br />

sie selber mit ihrer Familie als Erholungsraum<br />

nutzen oder erst kennen lernen. Auf dieser Erlebnisreise<br />

durchs <strong>Karwendel</strong> gilt es, mit unseren<br />

Experten viele einzigartige und spannende<br />

Dinge zu entdecken:<br />

Erlebnisreise<br />

Wie werden kleine Bäume groß?<br />

Welche Wildtiere leben im <strong>Alpenpark</strong>?<br />

Was lebt in einem Gebirgsfluss?<br />

Woran erkennt man die verschiedenen<br />

Bäume im <strong>Alpenpark</strong>?<br />

Welche Spuren hinterlassen die Tiere?<br />

Was ist ein Flussuferläufer?<br />

Ausgerüstet mit einem <strong>Alpenpark</strong>-Tagebuch,<br />

viel anschaulichem Material und zwei Experten<br />

aus den Bereichen Natur- und Umweltpädagogik,<br />

Biologie, Forst und Jagd machen wir uns auf den<br />

Weg, um diese Fragen und mehr zu beantworten.<br />

Wir freuen uns schon auf all die Schulklassen,<br />

die von diesem Angebot Gebrauch machen.<br />

Natur zum Angreifen<br />

Der Tag startet umweltfreundlich mit einer<br />

Fahrt mit der <strong>Karwendel</strong>bahn der ÖBB von<br />

Innsbruck nach Scharnitz. Von dort geht es<br />

dann gleich weiter mit der <strong>Karwendel</strong>kutsche<br />

von Josef Draxl ins Hinterautal, eines der vielen<br />

<strong>Karwendel</strong>täler. Dort angekommen gibt es „Natur<br />

zum Angreifen“.<br />

Individuelles Programm<br />

Von unseren Experten wird ein Programm zusammengestellt,<br />

das auf die Wünsche der jeweiligen<br />

Klasse Rücksicht nimmt. Durch verschiedene<br />

Spiele und Aktionen lernen die Kinder<br />

auf kreative Art und Weise die Besonderheiten<br />

im <strong>Alpenpark</strong> <strong>Karwendel</strong> kennen. Sie lernen<br />

aber auch, wie man sich in einem Schutzgebiet<br />

verhält und dass man mit der Natur behutsam<br />

umgehen muss.<br />

Alle <strong>Karwendel</strong>forscher erhalten<br />

eine Erinnerungsurkunde<br />

Für den Unterricht in der Schule gibt es noch<br />

eine Projektmappe mit interessanten Unterlagen<br />

zum Mitnehmen. Der Abschluss eines<br />

<strong>Alpenpark</strong>tages wird gekrönt durch die<br />

Urkundenverleihung für die fleißigen „<strong>Karwendel</strong>forscher“,<br />

die dann alle wissen, wo die Isar<br />

entspringt, wie ein Ahornblatt aussieht und<br />

dass das Reh nicht die Frau vom Hirsch ist.<br />

Bei der abwechslungsreichen Führung durch<br />

den ERLEBNISreichen <strong>Alpenpark</strong> <strong>Karwendel</strong><br />

erleben wir also WALDreiche,<br />

WILDreiche oder<br />

WASSERreiche Tage.<br />

Birgit Kluibenschädl<br />

Diese Veranstaltung wird vom Tiroler Jägerverband und der Stadt Innsbruck unterstützt.<br />

Tröpfchen auf<br />

Abenteuerreise<br />

BECHERLUPE<br />

„Ich platze“, keuchte Paulinchen, als sie kurz vor der Pleisenhütte<br />

vom Himmel auf die Erde fiel. Der erste Aufprall war neben einer<br />

Kuh, auf wippendem Gras.<br />

Ganz langsam sickerte Paulinchen nach unten. Sie begegnete<br />

dem Regenwurm, der sie an der Seite kitzelte. Paulinchen hatte<br />

Angst. „Hoffentlich piekst er nicht“, dachte sie. Langsam kroch er<br />

vorbei. Dieses blinde Ringelwesen schien sie nicht zu bemerken.<br />

Gott sei Dank! Sie beruhigte sich erst, als der rotbraune Schwanz<br />

hinter einer Wurzel verschwand. Aber nicht nur Würmer kitzelten.<br />

Das haarige Gestrüpp rechts und links war genauso lästig und es<br />

roch nach Pilzen und Schimmel.<br />

Nur mühsam ging es vorwärts und dabei schlief sie ein.<br />

Paulinchen wachte auf, als etwas Raues unter ihrem Popo kratzte.<br />

„Sand“, rief sie mit Begeisterung, „ endlich!“<br />

Während sie an Kamele, Sonne und Meer, Italien und mit<br />

Pudding gefüllte Nachspeisen dachte, sickerte sie ein. Ihr Freund<br />

Trudel, sie hatte ihn in der Wolke kennengelernt, stöhnte. „Meine<br />

Hände tun weh, der Sand ist so schwer wegzuschaufeln. Ich habe<br />

Hunger.“ Paulinchen hatte noch ihr Würstchen dabei und gab<br />

es Trudel. Gemeinsam ging es weiter. Trudel rutschte jetzt ein<br />

klein wenig schneller nach unten. Er hatte mehr gegessen als sie.<br />

„Kies“, schrie er plötzlich. Paulinchen dachte sofort an Geld. Ein<br />

Schatz, hier? Sie konnte es nicht glauben und sie bemühte sich<br />

ihn einzuholen.<br />

Nein, kein Geld, beschwichtigte Trudel. Paulinchen war<br />

enttäuscht. Neues Spielzeug und ein paar Süßigkeiten fände sie<br />

schön. Trudel erzählte ihr, dass Kies immer kurz vor der Quelle<br />

kommt. Er überschlug sich fast vor Begeisterung mit seiner Stimme.<br />

„Bald sind wir da.“ Paulinchen wunderte sich was das bedeuten<br />

solle. Trudel beschrieb die große Öffnung „Bei den Flüssen“, wo<br />

sich fast alle Tropfen im <strong>Karwendel</strong> treffen. „Wenn wir da durch<br />

sind, kommen wir an die Tonschicht und dann sind wir schon<br />

fast in Scharnitz“, schwärmte er.<br />

Paulinchen fühlte sich wohler. Sie liebte es schnell zu fließen und<br />

spürte das kommende Abenteuer. Von Weitem hörte sie schon das<br />

rauschende Wasser und freute sich.<br />

Für dich als Entdecker und Abenteurer in der Natur ist die Becherlupe perfekt.<br />

Sie passt gut in jeden Rucksack und kann so als Teil deiner Forscherausrüstung<br />

auf deinen abenteuerlichen Expeditionen helfen. Du kannst damit kleinste<br />

Tiere und Pflanzen vergrößern und entdeckst neue und abenteuerliche Details!<br />

EXPERIMENT<br />

Wasserreinigung<br />

Ja, du kannst schmutziges<br />

Wasser wieder sauber machen!<br />

Wie in der Geschichte über die Entstehung<br />

einer Quelle muss jedes Wasser durch die<br />

verschiedensten Schichten im Boden. (Stein,<br />

Geröll, Sand,...) Je feiner die Schicht, umso<br />

mehr Schmutz bleibt im Boden hängen, und<br />

umso sauberer wird dein Wasser.<br />

Für das Experiment brauchst du:<br />

• 1 TRICHTER u. 1 feines SIEB (10cm<br />

Durchmesser - frag deine Eltern)<br />

• einen KAFFEEFILTER<br />

• eine kleine GIESSKANNE<br />

• einen TEELÖFFEL oder ESSLÖFFEL<br />

• 3 GLÄSER (z.B. von Essiggurken)<br />

• ERDE<br />

• GROBEN KIES (Steinchen 1-2 cm)<br />

• sauberer SAND (aus der Tierhandlung)<br />

LOS GEHT‘S!<br />

Nimm die Gießkanne und befülle sie mit<br />

Wasser. Danach nimmst du die Erde (ca.<br />

eine Hand voll) und rührst sie in das Wasser.<br />

VERSUCH 1: Setze auf das erste deiner<br />

Gläser den Trichter und in den Trichter das<br />

Sieb. In das Sieb schüttest du deinen groben<br />

Kies. Wenn du jetzt einen Teil des Schmutzwassers<br />

aus der Gießkanne über den Kies<br />

schüttest, wird das Wasser in deinem Glas<br />

sauberer aufgefangen. Stelle es zur Seite!<br />

VERSUCH 2: Setze den Trichter und das<br />

Sieb wie bei Versuch 1 auf dein zweites Glas,<br />

aber gib jetzt deinen feinen Kies in das Sieb.<br />

Das Schmutzwasser aus der Gießkanne ist<br />

jetzt noch sauberer als beim ersten Glas.<br />

VERSUCH 3: Nimm dein drittes Glas und<br />

gib in den Trichter den Kaffeefilter. Wenn<br />

du jetzt das Schmutzwasser filterst, wirst<br />

du merken, dass es noch sauberer ist.<br />

Je feiner dein Filter,<br />

umso sauberer das Wasser!<br />

14 K A R W E N D E L K A R W E N D E L 15


KARWENDEL | wissen geschichte | KARWENDEL<br />

Die Blumenesche in Nordtirol:<br />

eine seltene Baumart mit Zukunft<br />

Der südexponierte Hangfuß des <strong>Karwendel</strong>gebirges<br />

nahe der Ortschaft Zirl, der aufgrund<br />

von hoher Sonneneinstrahlung und Föhnwinden<br />

sehr wärmebegünstigt ist, zeichnet<br />

sich durch das Vorkommen mehrerer seltener<br />

Pflanzenarten aus.<br />

Seltene Baumart<br />

Eine davon ist die Blumen- oder Manna-Esche<br />

(Fraxinus ornus). Diese Baumart mit Verbreitungsschwerpunkt<br />

in Südosteuropa und den<br />

Südalpen tritt hier in einem isolierten Bestand<br />

auf. Das Vorkommen wurde bisher als Relikt<br />

aus der nacheiszeitlichen Wärmezeit gedeutet, es<br />

könnte nach neuen Erkenntnissen aber auch<br />

auf eine Anpflanzung der Art im 20. Jahrhundert<br />

zurückgehen. In diesem Fall wäre die<br />

Blumen-Esche hier ein Neubürger (Neophyt).<br />

Der Bestand der Blumen-Esche bei Zirl mit<br />

einer Ost-West-Erstreckung von derzeit ca. 2,5<br />

km ist zum Teil im Naturschutzgebiet „Fragenstein“<br />

gelegen.<br />

Wissenschaftliche Forschung<br />

Eine erste wissenschaftliche Untersuchung, die<br />

vom Institut für Botanik der Universität Innsbruck<br />

durchgeführt wurde, sollte zeigen, in welchen<br />

Waldtypen die Blumen-Esche in diesem Gebiet<br />

vorkommt. Außerdem sollte die Gefährdung<br />

der in Nordtirol geschützten Art geklärt<br />

werden, welche bisher unterschiedlich beurteilt<br />

worden war.<br />

Es konnte gezeigt werden, dass die Blumen-<br />

Esche bei Zirl in bemerkenswert vielen verschiedenen<br />

Waldtypen vorkommt.<br />

Vorkommen der Blumenesche<br />

Am häufigsten ist die Art erwartungsgemäß<br />

auf südexponierten, wärmebegünstigten Waldstandorten.<br />

Hier sind recht offene Wälder ausgebildet,<br />

in denen wärmeliebende Laubbäume<br />

wie Winterlinde (Tilia cordata), Stieleiche<br />

(Quercus robur) und Walnuss ( Juglans regia)<br />

vorherrschen. Weiters kommt die Blumen-Esche<br />

auch recht häufig in von Rotföhre<br />

(Pinus sylvestris) dominierten, meist sehr lichten<br />

Waldbeständen vor. An weniger warmen Standorten<br />

ist die Baumart seltener; sie konnte jedoch<br />

selbst auf nördlich exponierten, relativ tiefgründigen<br />

Flächen, die von Buchenmischwäldern<br />

besiedelt sind, nachgewiesen werden. Die Untersuchung<br />

zeigte auch, dass sich die Blumen-Esche<br />

im Gebiet sehr reichlich verjüngt. Dies gilt für<br />

alle oben genannten Waldtypen, aber auch für<br />

Gebüsche, Waldsäume und Trockenrasen.<br />

Klima begünstigt die Ausbreitung<br />

Diese Ergebnisse zeigen, dass die Blumen-Esche<br />

im Gebiet von Zirl derzeit nicht gefährdet ist.<br />

Es ist sogar zu erwarten, dass sich die Baumart<br />

infolge der bevorstehenden Klimaerwärmung<br />

im Nordtiroler Inntal weiter ausbreiten wird. In<br />

den tiefen Lagen der Alpentäler wird es voraussichtlich,<br />

mehreren wissenschaftlichen Studien<br />

Blüten der Blumenesche<br />

zufolge, durch die Zunahme der Temperaturen<br />

und der Trockenheit zum Rückgang bzw. Absterben<br />

einiger Baumarten, u.a. der Rotföhre,<br />

kommen.<br />

In einigen Jahrzehnten könnte die Blumen-<br />

Esche daher als standörtlich geeignete<br />

Mischbaumart für den Waldbau von großer<br />

Bedeutung sein.<br />

Susanne Wallnöfer<br />

250 Jahre Seelsorge<br />

bei Holzfällern, Jägern und Zöllnern<br />

Über die Entstehung der kleinen Kuratie-Pfarre in Hinterriss<br />

Die Mauern sind fertig<br />

400 Gäste standen vor der neuen Kapelle in Hinterriß und feierten die Messe. Es war nicht leicht<br />

gewesen, den Bau voranzutreiben. Die alte Holzkapelle aus dem 16. Jhd. hatte ausgedient. Die Eröffnungsfeier<br />

am 6. September 1744 war für Pfarrer Matthias Polz aus Lenggries die Belohnung<br />

seiner Arbeit. Es lag ihm viel daran, die über 580 Seelen, die im Sommer in Hinterriß wohnten, mit<br />

einer ordentlichen Seelsorge zu betreuen. Der Bau der neuen Kapelle war ein großer Erfolg. Denn<br />

sein erster Versuch, eine Seelsorgestation in Hinteriss aufzubauen schlug fehl.<br />

Erste Schäden fordern Reparaturen<br />

Schon 1738 fordert Polz Unterstützung für eine notwendige Reparatur an. Das Gebäude, das<br />

Knappen und Schmelzherren bauten, musste dringend erneuert werden. Er bat Graf Josef Khuen,<br />

Wallfahrtskirche und Jagdschloss in Hinterriß, Lithographie, handkoloriert, vor 1850<br />

den ersten Oberstjägermeister von Tirol, der für dieses Gebiet zuständig war, um Geld. Zwei<br />

Jahre später klagte Polz erneut: „ Das Dach ist so schlecht, dass die Mauern mit dem Dachstuhl<br />

einfallen.“ Er überzeugte mit dem Argument: „Ein Bau wäre jetzt günstig, da man sowieso kein<br />

Holz in der momentanen Kriegssituation nach Bayern ausliefern kann.“ Ein geplanter Kalkofen<br />

wurde in der Zwischenzeit erweitert. Er sollte ausreichend für eine Kapelle brennen können. Trotzdem<br />

vergingen 4 ganze Jahre bis Polz die Wohltäter fand, um ein neues Gebäude zu finanzieren.<br />

Eröffnungsfeier 1744<br />

Am 6. Juli 1744 jedoch stand der Eröffnungsfeier nichts mehr im Wege. Die Mauern von 9m Länge<br />

und 3m Breite standen. Polz benachrichtigte Graf Khuen, um die Eröffnungsfeier zu planen.<br />

Schon ein Jahr später fand Polz einen weiteren Geldgeber für seine Idee: Herrn Anton Höfler, ein ehemaliger<br />

wohlhabender Kaufmann. Er war bereit, 4.000 Gulden für den Unterhalt eines Priesters in<br />

Hinterriß auszugeben. Förderlich für das Unternehmen war die Unterstützung von 2 Missionaren, die<br />

10 Tage lang in Hinterriß eine Volksmission durchführten. 300 Personen kamen täglich in die Hinterriß<br />

und die Missionare informierten die Regierung in Innsbruck folgendermaßen: „Dass ein so volkreiches<br />

Tal keinen eigenen Seelsorger hat.“ Sie unterstützten mit dieser Aussage das Projekt in Hinterriß folgenschwer.<br />

Denn daraufhin fand Polz einen neuen Stifter: Herrn Georg Nocker, Handelsmann und<br />

Wechsler in München. Er spendete weitere 2.000 Gulden für den Unterhalt einer Pfarrei.<br />

Kriegsende und neue Hoffnung<br />

Das Ende des Krieges zwischen Österreich und<br />

Bayern 1745 ließ zusätzlich neue Hoffnung<br />

aufkommen. Polz setzte erneut auf seine Kontakte<br />

und schrieb nach Wien. Er bat um die Erlaubnis<br />

für den Bau und um das erforderliche<br />

Bauholz, den Grund vom Jägerhaus jenseits der<br />

Riss bis zum Tortalbach, das Gebiet um die Sag<br />

jenseits der Riß und den Platz, worauf die<br />

Kapelle stehen sollte.<br />

Polz gab nicht auf<br />

Von Wien kam keine Zusage, trotzdem plante<br />

Polz weiter. Graf Tannenberg, der Besitzer der<br />

Rontaleralpe, zu der fast ganz Hinteriss gehörte,<br />

fühlte sich von dem schnellen Handeln überrumpelt<br />

und boykottierte Polz, so gut es ging.<br />

Tannenberg war vor allem gegen die Pläne einer<br />

Brauerei in Hinterriß, von der sich Polz zusätzliche<br />

Einnahmen versprach. Auch ein Streit mit<br />

dem Geldgeber Höfer war ausschlaggebend<br />

für weitere Schwierigkeiten, die den Weiterbau<br />

verzögerten. Polz fand jedoch einen weiteren<br />

Verbündeten, Bartholomäus Zimmermann,<br />

„Amtsaktuarius im Oberstjägermeisteramt“ in<br />

Innsbruck.<br />

Unterstützung<br />

Er nahm sich der Sache jetzt an und unterstützte<br />

Polz. Er war es auch, der die Bitten und<br />

Wünsche ausformulierte und an die Regierung<br />

in Wien mit Erfolg weiterleitete. Er ging auf<br />

verschiedene Vorwürfe von Tannenberg ein, so<br />

schreibt er: „ Es sei ganz unverständlich, warum<br />

die Alpeninhaber gegen die Errichtung der<br />

Kuratie sind, die Anwesenheit der Almleute<br />

beim Gottesdienst würde keine Vernachlässigung<br />

der Viehzucht mit sich bringen – wie es<br />

dem Vernehmen nach der Verwalter des Grafen<br />

Tannenberg befürchte.“<br />

Pater Thomas Naupp<br />

16 K A R W E N D E L K A R W E N D E L 17


KARWENDEL | partner<br />

Zwei starke Marken<br />

aus Tirol gemeinsam<br />

für Tirol<br />

Für den Tourismus in Tirol bringt die Kooperation<br />

von Swarovski Optik und der<br />

Tirol Werbung große Vorteile mit sich.<br />

Als traditionsbewusstes<br />

Tiroler<br />

Unternehmen ist<br />

die Wertschätzung<br />

der Natur<br />

ein wesentlicher<br />

Bestandteil der<br />

Firmenphilosophie<br />

der Swarovski Optik, der mit internationalen<br />

Umweltschutzprogrammen<br />

zum Ausdruck gebracht wird.<br />

Die Tirol Werbung<br />

schafft mit dem<br />

Nature Watch Projekt<br />

neue Vermarktungsmöglichkeiten<br />

für interessierte, qualitätsgeprüfte<br />

Nature Watch Hotels in Zusammenarbeit<br />

mit der ARGE Nationalpark Hohe<br />

Tauern und Tiroler Naturparks.<br />

18<br />

Nature Watch Hotels<br />

in der <strong>Alpenpark</strong>region<br />

Ferienhotel Kaltschmid ****<br />

6x in Seefeld/Tirol<br />

A - 6100 Seefeld<br />

+43 (0)5212 2191<br />

www.dasisturlaub.com<br />

Hotel Klosterbräu *****<br />

Klosterstraße 30<br />

A - 6100 Seefeld<br />

+43 (0)5212 2621-0<br />

www.klosterbraeu.com<br />

http://www.nature-watch.at<br />

K A R W E N D E L<br />

Was zum Teufel ist Nature Watch?<br />

Ein neues Urlaubsangebot für Gäste<br />

Nature Watch ist Naturbeobachtung mit allen Facetten wie Flora, Fauna und den geografischen<br />

Besonderheiten im Tiroler Naturraum. Durch den bewussten Einsatz der Präzisionsferngläser von<br />

Swarovski Optik können intensive Beobachtungserlebnisse garantiert werden. Sie zeigen die Natur<br />

aus einer neuen Perspektive, denn selbst kleinste Details sind über große Distanzen sichtbar. Die<br />

professionelle Begleitung eines Nature Watch Guides auf speziell ausgesuchten Nature Watch Routen<br />

bietet einen zusätzlichen Erlebniswert. Die Natur erleben und beobachten weckt großes Interesse, dies<br />

zeigt Birdwatching – die Vogelbeobachtung. „Birdwatching“, ein Trend aus den USA und Großbritannien,<br />

hat weltweit eine Anhängerschaft von 60 Mio. Menschen.<br />

Nature Watch Route I im <strong>Alpenpark</strong> <strong>Karwendel</strong><br />

Die ca. 3,5stündige Tour führt uns vom TVB-Büro in Scharnitz direkt in das größte Schutzgebiet<br />

Tirols. Dabei wird die Isar – ein Alpenfluss mit allem was dazu gehört – erlebbar: Wasserfälle,<br />

Schluchten und Schotterbänke, eingebettet in die schroffen Berge des <strong>Alpenpark</strong>s, begleiten uns auf<br />

einer Tour, die viele Weit- und Nahblicke in das sehr ursprüngliche Hinterautal erlaubt:<br />

Von den Insekten auf der Blumenwiese über das Herholen der<br />

imposanten Bergspitzen wie dem Hohen Gleirsch bis zur<br />

Beobachtung des ein oder anderen alpinen Bewohners reicht das Spektrum.<br />

Höhepunkte der Tour sind sicher die unterschiedlichen Blickkontakte in die<br />

<strong>Karwendel</strong>bachklamm und der gegenüberliegenden<br />

Teufelslochklamm.<br />

Beim Rückweg entlang der Isar ist mit dem Glück des Tüchtigen das Beobachten der Wasseramsel<br />

oder des seltenen Flussuferläufers möglich.<br />

Nature Watch Route II im <strong>Alpenpark</strong> <strong>Karwendel</strong><br />

Nicht direkt im <strong>Alpenpark</strong>, aber in der Olympiaregion Seefeld liegt die zweite Nature Watch Tour:<br />

Rund um den Wildsee lernt man die vielfältigen Lebensräume kennen. Großteils führt der Wanderweg<br />

an der Seepromenade entlang. Bei einer Umrundung des Sees gegen den Uhrzeigersinn kommt<br />

man nach dem Waldschwimmbad und der Kneippanlage zur Abzweigung zum Weg nach Auland.<br />

Dort lassen sich im nahen Wildgehege Mufflons und Damhirsche beobachten. Wieder zurück an<br />

der Seepromenade durchquert man das Naturjuwel „Reither Moor“ und vollendet dann die Runde<br />

um den See. Wir sehen hier<br />

Wasservögel (Stockenten, Blässhühner)<br />

verschiedene Zonen im See (freie Wasserfläche, Schwimmpflanzen, Schilf und Seggen,<br />

Nasswiesen, Auwald) mit typischen Pflanzen und erfahren einiges über den<br />

Wildsee, der früher auch Lampretensee genannt wurde.<br />

Das südliche Ufer des Sees (mit dem Reither Moor) ist wegen seiner botanischen Besonderheiten<br />

seit 1926 Naturschutzgebiet.<br />

Sommer 2009<br />

Ab Sommer 2009 können sich alle Naturliebhaber direkt beim <strong>Alpenpark</strong> <strong>Karwendel</strong> zu geführten<br />

Nature Watch Touren anmelden und selbst das Unsichtbare ganz nah entdecken. Was man selber<br />

erlebt hat, kann man besonders gut an Freunde und Gäste weiterempfehlen.<br />

Mit dem Motto von Erich Kästner möchte ich ihnen einen schönen, erlebnisreichen Sommer in der<br />

Tiroler Natur wünschen: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!“<br />

Katleen Johne<br />

<strong>Karwendel</strong>grube<br />

Großer Reichtum an Kultur- und<br />

Naturlandschaft<br />

Der Wert des Gebietes liegt im Nebeneinander<br />

von Kultur- und Naturlandschaft. Hier dürfen<br />

aber auch noch natürliche Prozesse ablaufen.<br />

Deshalb findet man hier wichtige – auch prioritäre<br />

– Lebensräume mit einer großen Zahl<br />

seltener Arten. Das sind die Auwälder und die<br />

naturnahen Kalktrockenrasen mit ihren verschiedenen<br />

Verbuschungsstadien im Tal, die<br />

Kalktuffquellen und die Schutthalden in verschiedenen<br />

Höhenstufen sowie die Schluchtund<br />

Hangmischwälder bis hin zur Buschvegetation<br />

von Pinus mugo und Rhododendron<br />

hirsutum.<br />

Zahlreiche Klettersteige<br />

Der Bereich um Mittenwald erschließt sich dem<br />

Besucher von Innsbruck kommend als erstes.<br />

Dort liegen die Gipfel, die dem ganzen Gebirgszug<br />

ihren Namen gegeben haben: Westliche<br />

und Östliche <strong>Karwendel</strong>spitze. Neben verschiedenen<br />

Klettersteigen für erfahrene Bergsteiger<br />

nach Süden zum Brunnstein bietet vor<br />

allem die <strong>Karwendel</strong>grube dem Neueinsteiger<br />

grenzenlos | KARWENDEL<br />

Das bayerische <strong>Karwendel</strong>:<br />

Der kleine Nachbar im Norden<br />

TEIL I<br />

Die <strong>Karwendel</strong>grube<br />

Nördlich an den <strong>Alpenpark</strong> <strong>Karwendel</strong> angrenzend liegen auf der „anderen Seite“ der tirolerbayerischen<br />

Grenze noch einmal rund 250km² <strong>Karwendel</strong>gebirge. Besonders eindrucksvoll ist, dass<br />

es fast komplett von der Oberen Isar eingefasst wird – einer der letzten Wildflusslandschaften, mit<br />

der nur noch der Tiroler Lech flussauf von Reutte vergleichbar ist. Seit April 2008 hat der Landesbund<br />

für Vogelschutz e.V. eine Gebietsbetreuung in diesem Naturschutz- und NATURA–2000<br />

Gebiet eingerichtet. Dies gelingt nur durch eine Förderung durch die Stiftung Bayerischer Naturschutzfonds<br />

und die Europäische Union aus dem Sozialfonds (ESF). Ganz im Sinne der EU soll<br />

über die Grenzen hinweg zusammengearbeitet werden. Dass diese Zusammenarbeit stetig wächst,<br />

zeigt schon die neue Rubrik im <strong>Alpenpark</strong>magazin.<br />

Junger Schneesperling Spuren des Alpenschneehuhns Bergwelt <strong>Karwendel</strong><br />

in das Thema „Alpenlebensraum“ einiges. Sie<br />

ist einer der wenigen Orte im <strong>Karwendel</strong>, die<br />

durch eine Bergbahn erschlossen sind. So<br />

erreicht man bequem den Lebensraum von<br />

Alpenschneehuhn, Schneesperling, Gams und<br />

Silberwurz und bewegt sich ohne Gefahren im<br />

hochalpinen Lebensraum.<br />

Infozentrum über die „Bergwelt<br />

<strong>Karwendel</strong>“<br />

Zu den Hauptaufgaben der Gebietsbetreuung<br />

gehört die Sensibilisierung der Einheimischen<br />

und Gäste für die Belange der Natur. Mit dem<br />

neuen Naturinfozentrum „Bergwelt <strong>Karwendel</strong>“<br />

an der <strong>Karwendel</strong>grube besteht eine enge<br />

Zusammenarbeit. Ende Juli 2008 fand die<br />

Eröffnung unter Anwesenheit politischer<br />

Repräsentanten beider Länder statt.<br />

Sensibilisierung für Natur<br />

Direkt an der Bergstation der <strong>Karwendel</strong>bahn<br />

und auf dem Aushubmaterial früherer<br />

Tunnelarbeiten wurde es unter Einhaltung<br />

ökologischer Bauauflagen möglich, das Gebäude<br />

in dem Naturschutzgebiet zu errichten.<br />

Andernorts hätte es im bayerischen <strong>Karwendel</strong><br />

keine Chance auf Verwirklichung gehabt. Ziel<br />

der einem „Fernrohr“ nachgebildeten höchsten<br />

Umweltbildungsstation Deutschlands ist, das<br />

Zusammenspiel von Mensch und Natur zu zeigen<br />

und so eine Sensibilisierung für den alpinen<br />

Lebensraum zu erreichen.<br />

Führungen<br />

Diesen können die Besucher dann auch in der<br />

nahe gelegenen <strong>Karwendel</strong>grube hautnah erleben.<br />

Ergänzend werden Führungen und Aktionen<br />

für Einheimische und Schulklassen angeboten.<br />

Michael Schödl<br />

Gefördert von EU und Bayerischem<br />

Naturschutzfonds unterstützt vom<br />

Landkreis Garmisch-Partenkirchen<br />

und Bezirk Oberbayern<br />

K A R W E N D E L<br />

19


KARWENDEL | buchtipps & autoren<br />

Buchtipps<br />

Wegbegleiter und Inspiration für den <strong>Alpenpark</strong> sind diese drei Bücher, die sich nicht ausschließlich um das<br />

<strong>Karwendel</strong> drehen, aber es in Ihre Beobachtungen und Erlebnisse aufgenommen haben.<br />

DIE BERGTOUR ANS<br />

MEER<br />

von Gerald Aichner<br />

erschienen im Berenkamp Buch-<br />

und Kunstverlag, 2008<br />

ISBN: 978-3-85093-240-0<br />

„Die Zugvögel ziehen alljährlich nach Süden, …“ so<br />

beginnt Gerald Aichners Überlegung, was denn den<br />

Reiz der Alpenüberschreitung gen Süden ausmache.<br />

Für ihn ist es das intensive Erleben dieser Reise ans<br />

Meer und die Erinnerungen, die umso fester verankert<br />

werden, wenn man jeden Schritt davon aus<br />

eigener Kraft getan hat. Er selbst ist Vorsitzender des<br />

Österreichischen Alpenvereins, Sektion Tirol, und<br />

hatte, bevor diese Idee der „Wanderung ans Meer“<br />

in seiner Vorstellung Konturen annahm, die alpine<br />

Bergwelt um Tirol bereits ausgiebig bergsteigerisch<br />

erkundet. Im Sommer 2007 haben Gerald Aichner<br />

und seine Frau sich schließlich den langersehnten<br />

Traum erfüllt. Zu Fuß von Scharnitz nach Venedig,<br />

über 3000er bis zum Meeresspiegel, zu gehen.<br />

DIE ALPEN<br />

Einblicke in die Natur<br />

von Rudolf Hofer,<br />

erschienen bei Tyrolia<br />

ISBN: 978-3-902719-02-7<br />

„Die Alpen – Einblicke in die Natur“ richtet<br />

sich an naturinteressierte Menschen, die mehr<br />

über Lebewesen und Vorgänge in ihrer Umwelt<br />

wissen wollen. In 26 Kapiteln werden unterschiedliche<br />

Themen angesprochen, vom Leben<br />

in der Stadt und in „Wärmeinseln“ an trockenen<br />

Südhängen, über die Artenvielfalt im zeitlichen<br />

Wandel bis zu den Besonderheiten der<br />

heimischen Schutzgebiete. Hier findet auch<br />

das <strong>Karwendel</strong> als größtes Schutzgebiet seinen<br />

Platz. Ein Schwerpunkt ist den Lebensprozessen<br />

in den Hochgebirgsregionen bis zu den extremen<br />

Bedingungen auf Gletschern gewidmet. Komplexe<br />

Abläufe werden in verständlicher Weise<br />

dargestellt und mit 270 Bildern illustriert.<br />

AutorInnen dieser Ausgabe<br />

Mag. Hermann Sonntag<br />

Geschäftsführung Verein <strong>Alpenpark</strong> <strong>Karwendel</strong><br />

Kontakt: hermann.sonntag@karwendel.org<br />

Artikel S.4, 6-9<br />

Mag. Daniela Pöll<br />

Förderstelle Referat Naturschutz<br />

Kontakt: naturschutzfoerderung@tirol.gv.at<br />

Artikel S.12/13<br />

Dr. Susanne Wallnöfer<br />

Institut für Botanik, Universität Innsbruck<br />

Kontakt: susanne.wallnoefer@uibk.ac.at<br />

Artikel S.16<br />

Katleen Johne<br />

Mitarbeiterin Themen & Qualitätsentwicklung, Tirol Werbung<br />

katleen.johne@tirolwerbung.at<br />

Artikel S.18<br />

Regina Glas<br />

Leiterin TVB Büro Scharnitz, Olympiaregion Seefeld<br />

regina.glas@seefeld.com<br />

Artikel S.21<br />

Mag. Luise Fichtl<br />

Freie Journalistin<br />

lfichtl@web.de<br />

Artikel S.22<br />

KLETTERN<br />

bis zum Sturz ins Nichts<br />

von Werner Haim<br />

Berenkamp Verlag, 2008<br />

ISBN: 978-3-85093-239-4<br />

Mit Witz und Charme erzählt Werner Haim in<br />

seinem zweiten Buch von seinen Bergerlebnissen<br />

in den Alpen und kombiniert dabei spielerisch<br />

Berichte von bergsteigerischen Hochleistungen<br />

mit unterhaltsamen Erzählungen.<br />

Nach drei Jahrzehnten Bergsteigerei wird Werner<br />

Haim durch einen Sturz von der Gamskarspitze<br />

gelähmt. Er war auf dem Weg um ein neues<br />

Gipfelbuch, welches er seinem Sohn Werner<br />

zu seinem Skispringererfolg versprochen hatte,<br />

am Kreuz anzubringen. Neben anderen Bergsteigergeschichten<br />

schildert er ergreifend das<br />

abrupte und unerwartete Ende seiner Bergsteigerkarriere,<br />

welches ihm jedoch nicht die<br />

Lebensfreude geraubt hat.<br />

Elisabeth Zech<br />

Freie Mitarbeiterin, <strong>Alpenpark</strong> <strong>Karwendel</strong><br />

elisabeth.zech@karwendel.org<br />

Interview S.4, 5, 20, 23<br />

Birgit Kluibenschädl<br />

Selbstständige Naturpädagogin<br />

birgit.kluibenschaedl@utanet.at<br />

Artikel S.14<br />

Pater Thomas Naupp OSB<br />

Bibliothekar, Archivar, Religionslehrer, Pfarrer in Fiecht<br />

bibliothek@st-georgenberg.at<br />

Artikel S.17<br />

Michael Schödl<br />

LBV Gebietsbetreuer Obere Isar und <strong>Karwendel</strong><br />

Kontakt: lbvgap@gaponline.de<br />

Artikel S.19<br />

Edith Neubauer<br />

Leiterin TVB Silberregion <strong>Karwendel</strong>/Stans<br />

Kontakt: e.neubauer@silberregion-karwendel.at<br />

Artikel S.21<br />

Tourentipps<br />

Ort: Scharnitz<br />

Schwierigkeitsgrad: rot(mittel)<br />

Länge: ca. 14km<br />

Dauer: ca. 3,5h Wanderzeit<br />

Sonstige Informationen<br />

mit Rad befahrbar - Nein<br />

Nordic Walking Strecke - Nein<br />

Winterwandung - Nein<br />

Ort: Stans<br />

Schwierigkeitsgrad: rot(mittel)<br />

Länge: ca. 6km<br />

Dauer: ca. 3h Wanderzeit<br />

Sonstige Informationen<br />

für Familien geeignet - Ja<br />

für Kinderwagen tauglich - Nein<br />

Die Gleirschklamm<br />

erleben | KARWENDEL<br />

Die Gleirschklamm ist eine der schönsten Natur belassenen Klammen im <strong>Karwendel</strong>. Seit jeher<br />

besticht sie durch imposante Felsen, kleine Wasserfälle und ihr glasklares Wasser. Über Brücken,<br />

durch meterhohe Felsen hindurch wandert man entlang dem rauschenden Nass ca. 45 Minuten auf<br />

einem schmalen Steig durch die Schlucht. Der Weg ist durch Seile gesichert, trotzdem sollte man<br />

trittsicher und schwindelfrei sein.<br />

Geschichtlicher Hintergrund<br />

Früher wurde die Klamm für die Holztrift genutzt. Im Frühsommer wurde das Schmelzwasser<br />

am Beginn der Gleirschklamm bei der sogenannten „Klausen“ aufgestaut, die Holzstämme in das<br />

Wasser eingelassen und nach Erreichen des nötigen Wasserstandes wurde das Klausentor mit einem<br />

Schlag geöffnet. Heute erinnert nichts mehr an diese gefährliche Arbeit, bei der viele Männer verletzt<br />

wurden oder dabei sogar ums Leben kamen.<br />

Eine erlebnisreiche Wanderung wartet auf den Besucher!<br />

Der Wanderer genießt an einem heißen Sommertag die kühle und wassergesättige Luft in der<br />

Gleirschklamm. Von Scharnitz aus gelangt man über den Isarsteig, vorbei an der Scharnitzer Alm<br />

über den Nederweg zum Einstieg in die Gleirschklamm. Am Beginn laden Rastplätze mit Informationstafeln<br />

den Wanderer zum Verweilen ein. Es ist einfach herrlich, die müden Füße im kalten<br />

Gleirschbach zu erfrischen und Energie zu tanken. Am Ende der Klamm hat man die Möglichkeit,<br />

entweder über die Oberbrunnalm und den Hochwald zurück nach Scharnitz zu wandern. Oder<br />

man wandert entlang des Gleirschtales über Forststraßen bis zur Amtsäge, weiter bis zur Möslalm<br />

und genießt dort einen gemütlichen Ausklang. Genießen Sie auf den Almen die Gastfreundschaft<br />

der Wirte und probieren Sie selbst hergestellte Almprodukte wie z.B. den typischen Tiroler Graukäse!<br />

Zurück nach Scharnitz spazieren sie entweder durch das Gleirschtal über den sogenannten<br />

Krapfen, oder sie tauchen ein weiteres Mal in die Gleirschklamm ein!<br />

Regina Glas<br />

Wanderung durch die wildromantische<br />

Wolfsklamm im <strong>Karwendel</strong><br />

Nicht nur an heißen Sommertagen ist es höchst angenehm, durch die kühlende Klamm zu wandern;<br />

von Anfang April bis Ende Oktober beeindruckt die Wolfsklamm den Naturliebhaber mit tosenden<br />

Wasserfällen, smaragdgrünen Tümpeln und einer angenehm aufsteigenden Gischt.<br />

Geschichtlicher Hintergrund<br />

Bereits vor 108 Jahren, genau am 11. August 1901, wurde die Wolfsklamm in Stans als „Perle des<br />

Tiroler Unterlandes“ eingeweiht. Ob die Klamm ihren Namen von den dort streunenden Wölfen<br />

hat, ist nicht sicher. Eigentlich könnte sie auch „Bärenklamm“ heißen, da in dieser Gegend auch der<br />

letzte Bär von Nordtirol geschossen wurde.<br />

Pilgerweg nach St. Georgenberg<br />

Genau 324 Stufen, Holzstege und in Fels geschlagene Galerien führen hinauf zum Wallfahrtskloster<br />

St. Georgenberg. Reißende Wassermassen, das Tosen des Stanser Baches und schwankende<br />

Brücken lassen eine Wanderung durch die schönste Tiroler Klamm zu einem unvergesslichen Erlebnis<br />

werden. Im Sommer umso mehr, da es in der Klamm schön kühl ist. Im Anschluss an die<br />

Klamm geht der Pilgerweg weiter nach St. Georgenberg, dem ältesten Wallfahrtsort Tirols. Hier<br />

befindet man sich bereits im Naturschutzgebiet <strong>Alpenpark</strong> <strong>Karwendel</strong>. Kurz bevor man das Felsenkloster<br />

erreicht, passiert man noch die denkmalgeschützte „Hohe Brücke“ . Der Steinbogen von 1497<br />

trug einst die älteste Brücke Tirols. Das Kloster St. Georgenberg entstand aus einer Einsiedelei, die<br />

bereits im Jahr 950 das erste Mal schriftlich erwähnt wird.<br />

Edith Neubauer<br />

20<br />

K AA R WW E NN DD EE LL KK AA RR WW EE NN DD EE L 21


KARWENDEL | on tour<br />

Neueröffnung<br />

Infozentrum Hinterriß<br />

Das Infozentrum Hinterriß wird nach erfolgreichem Neubau am 6. Juni<br />

2009 wieder eröffnet. Zur Feier mit anschließender Messe laden das Land<br />

Tirol, die Gemeinden Vomp und Eben, sowie der Verein <strong>Alpenpark</strong> <strong>Karwendel</strong><br />

am Samstag um 10:00 Uhr im neuen Infozentrum ein.<br />

„Neue Impulse werden in Zusammenarbeit<br />

mit den umliegenden Gemeinden angestrebt“,<br />

unterstreicht der Geschäftsführer des Vereins<br />

<strong>Alpenpark</strong> <strong>Karwendel</strong>, Hermann Sonntag.<br />

Moderne Innenausstattung<br />

Das Gebäude soll zukünftig Ausgangspunkt für<br />

fixe Wanderungen im Sommer sein. Der mit<br />

Beamer ausgestatete Innenraum bietet deswegen<br />

für etwa 40-50 Personen genug Platz, um<br />

in kleinem Rahmen Vorträge und Seminare<br />

zu organisieren. „Das Gebäude ist nicht für<br />

Massen gebaut, bietet jedoch genügend Raum, um<br />

kleine Gruppen begrüßen zu können“, versichert<br />

Otto Leitner von der Abteilung Umweltschutz.<br />

Für die Innenausstattung des Zentrums hat sich<br />

Circus, das Büro für Kommunikation und Gestaltung<br />

in Innsbruck, sehr viel Mühe gegeben.<br />

Besonderer Dank gilt Heidi Hackl, Kreativdirektorin<br />

und Ideengeberin. Sie kümmert sich um<br />

Theaterbühnen in ganz Österreich.<br />

Naturnahe Gestaltung<br />

Auch in Hinteriß verpackt die Bühnenbildnerin<br />

eine komplexe Welt in Geschichten. Einige<br />

Themen, wie der gefährdete Flussuferläufer,<br />

werden von ihr inszeniert anstatt dargestellt<br />

und bieten Erlebnis statt Langeweile. Die mit<br />

Ahornholz getäfelten Wände rechts und links<br />

wirken edel. Auf dem schwarzen Boden ließt<br />

man im Vorbeigehen Informatives rund um den<br />

besonderen Baum in der Eng. „Im Gebäude wird<br />

auf die üblichen elektronischen Medien weitgehend<br />

verzichtet“, betont Leiner. Einige<br />

Hinterißer Einwohner erzählen ihre Geschichten<br />

in einem Interview auf Leinwand. Bei einem<br />

Blick hinter die Glaswand findet der Besucher<br />

die Bibliothek mit allerlei Lesenswertem rund<br />

um das Gebirge. Das Sortiment reicht von Hermann<br />

Buhls Bergabenteuern bis zum Bildband<br />

von Wolfgang Ehn und lässt keine Fragen mehr<br />

offen.<br />

Luise Fichtl<br />

Der <strong>Alpenpark</strong> kommt mit seinem Stand in die Regionen.<br />

DATUM VERANSTALTUNG ORT<br />

28.05. - 31.05.2009 Servus Freunde Fest Seefeld<br />

06.06.2009 Eröffnung Naturparkhaus Hinterriß Hinterriß-Vomp<br />

07.06.2009 Waldspielfest Absam<br />

16.06.2009 Familien Infotag Hall<br />

27.06.2009 Umweltfest Hall<br />

27.06.2009 Waldfest Rum<br />

04.07. - 05.07.2009 24h Wanderung „Herz vom <strong>Karwendel</strong>“ Achensee<br />

26.07.2009 Magdalenasonntag Halltal, Absam<br />

14.08./15.08.2009 Gebietsschützenfest Gnadenwald<br />

12.09.2009 <strong>Karwendel</strong>marsch Engalm, Hinterriß-Vomp<br />

Mitte September Mountainbikerennen Thaur<br />

17.09. - 20.09.2009 3 Tage Einhornmarsch Seefeld<br />

Ende September Kirchtag auf der Alm Thaur<br />

26.10.2009 Familienfest Stans<br />

Ende November Bergfilmfestival Zirl<br />

Eine aktualisierte Liste findet sich unter http://www.karwendel.org/de/veranstaltungen<br />

Der Rißbach bietet dem Flussuferläufer<br />

eine der wenigen übriggebliebenen<br />

Brutstellen. Woraus besteht<br />

deine Aufgabe, um ihn zu schützen?<br />

Ich habe von Günter Haselwanter den Auftrag<br />

bekommen, das jährliche Zaunaufstellen<br />

zu übernehmen. Der Zaun dient dazu, den<br />

Flussuferläufer vor Störungen durch Tiere oder<br />

Menschen in der Brutzeit zu schützen.<br />

Was ist am Rißbach so besonders,<br />

dass er sich hier niederlässt?<br />

Der Flussuferläufer ist meines Erachtens schon<br />

lange hier, nur wurde er eben nie so beachtet.<br />

Hier gibt es naturbelassene Kiesbänke, die sich<br />

bei Hochwasser wieder verändern, da fühlt er sich<br />

wahrscheinlich wohl. Es gibt hier auch nicht so viele<br />

Menschen, die ihn stören. Also ich muss sagen, ich<br />

denke, er ist schon bald hundert Jahre lang hier.<br />

Wann hat man eigentlich mit dem<br />

Aufstellen des Zauns begonnen?<br />

Das wird gute zehn Jahre her sein. Ja, und damals<br />

wurde der Flussuferläufer schon geschützt,<br />

zu dieser Zeit waren immer Studenten hier, die<br />

den Zaun aufstellten.<br />

Wie viel Arbeit fällt beim Zaunaufstellen<br />

an und wann muss diese<br />

verrichtet werden?<br />

Im Frühling geh ich die Stöcke einschlagen, die<br />

Schnur spannen und dann die Batterie anhängen.<br />

Dann muss ich einmal pro Woche kontrollieren,<br />

ob er funktioniert, ob die Batterie nicht kaputt<br />

ist und ob ihn die Kühe nicht kaputt gemacht<br />

haben. Manchmal kommt es auch zu Hochwasser,<br />

das schwemmt den Zaun weg und ich muss ihn<br />

wieder reparieren. Dann im Herbst baue ich<br />

den Zaun wieder ab.<br />

Siehst du die Vögel auch ab und zu?<br />

Ich kontrolliere sie eigentlich nicht, denn dafür<br />

müsste man mehr Zeit aufwenden. Ich sehe sie<br />

aber während dem Aufbauen des Zaunes, und<br />

Helmut Berktold<br />

Interview<br />

gesichter | KARWENDEL<br />

Es ist ein strahlend schöner Wintertag im Jänner als wir uns auf den<br />

Weg nach Hinterriß machen, um den Mann zu besuchen, der sich dort am<br />

Rißbach seit Jahren um den Flussuferläufer kümmert.<br />

zwar hab ich sie immer beim Tortal gesehen,<br />

gegenüber vom Alpenhof, bei der Johannestalbrücke<br />

und drinnen bei der Kreuzbrücke. Also<br />

über den Daumen gepeilt würde ich sagen, sind<br />

es so um die vier Paare. Man hört sie dort pfeifen<br />

und sieht sie auch. Ich habe einmal versucht, ein<br />

Nest zu finden, aber ich habe keines gefunden.<br />

Wie sollte man sich verhalten, wenn<br />

man als Besucher oder Tourist in<br />

seine Nähe kommt?<br />

Ich würde sagen, die Touristen wissen gar nicht,<br />

was das ist. Die denken vielleicht, das ist eine<br />

Wasseramsel. Es gibt zwar Broschüren, aber die<br />

kommen auch nicht so an den Mann. Wenn er<br />

gestört wird, schimpft er und fliegt weg, wenn<br />

sie gehen, dann kommt er wieder zurück.<br />

Du denkst also, den Besuchern ist die<br />

Besonderheit bzw. das Vorhandensein<br />

dieses Vogels nicht bewusst?<br />

Nein, nein, also die meisten wissen das nicht.<br />

Ist es ziemlich anstrengend für<br />

dich, die Arbeit zu verrichten.<br />

Nein, nein, das ist nicht so schlimm. Ich habe<br />

mir das alles gut hergerichtet. Der Günter<br />

hat mir auch erzählt, dass es weiter hinten<br />

ein Biotop mit Wollgras gibt, das nehme ich<br />

dann auch mit in die Umzäunung hinein.<br />

Dann gibt es auch noch einen kleinen Weiher<br />

mit Bergmolchen, die mit den roten Bäuchen,<br />

den umzäune ich dann auch gleich. Denn dort<br />

ist überall das Galtvieh.<br />

Wie oft muss der Zaun während<br />

des Sommers repariert werden?<br />

Ja also die Kühe brechen manchmal schon<br />

durch. Vor allem achten wir darauf, dass sie<br />

irgendwo zum Wasser kommen und dort<br />

sparen wir dann eben einen Teil des Zauns aus.<br />

Wenn sie nicht zum Wasser kommen, dann<br />

brechen sie auf alle Fälle durch, da kann ich tun<br />

was ich will. Ich habe die schon einmal beobachtet:<br />

Zuerst schnuppern sie so hin, und dann<br />

auf einmal „WUMS“ sausen sie einfach durch.<br />

(lacht) Die sind ja auch nicht dumm. Und überhaupt,<br />

wenn kein Strom drin ist, das merken<br />

sie sofort. So fahren wir halt jede Woche und<br />

schauen nach.<br />

Interessiert sich sonst noch wer für<br />

den Flussuferläufer, oder wirst du<br />

danach gefragt?<br />

Ja, stimmt. Dann kann man sie aufklären, darüber<br />

dass er ein seltener Vogel ist, und dass er<br />

hier eben geschützt wird. Oder dass er auch in<br />

Bayern geschützt wird, wenn es Deutsche sind.<br />

Negativ ist mir noch nie etwas über die Touristen<br />

aufgefallen.<br />

Also unkompliziert?<br />

Ja, ja, für mich ist das sehr unkompliziert.<br />

Vielen Dank für das Gespräch<br />

22 K A R W E N D E L K A R W E N D E L 23<br />

Elisabeth Zech<br />

Flussuferläufer


NATUR begreifen<br />

NATUR erleben<br />

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Der <strong>Alpenpark</strong> <strong>Karwendel</strong><br />

im neuen Design!<br />

Neben dem neu gestalteten Magazin wird mit<br />

Anfang Mai auch die Gestaltung der Homepage<br />

übersichtlicher, informativer und aktueller.<br />

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