Gesellschaft für Pommersche Geschichte - Digitalisierte Bestände ...

88 u. Bülow, Wanderung
Es hat deßelbigcn Landes selzame Art mit den Baden
uud Badstuben, so mir wunderbahrlich sürkominen, als ich
daselbsten in die Vadstuben gangen, mich verwundern müßen,
denn alles Volck, Mannes- und Weibesvolck, Gesellen und Jungfrauen,
Jung und Alt, Klein nnd Groß, dnrcheinander gangen,
gesessen uud gebadet, darzu hat das Mannsvolck nicht viel
Schurtztücher furgebunden, sondern wird ihnen nur Qvasten,
die Scham zu bedecken geben, daß halten sie für, wie Adam
die Feigenblätter, und ziehen mit dahin für Franen und Jungfrauen,
sizzen auch neben und untereinander, aber an allen kan
Aergerniß geschehen, will ich nicht glauben, daß manche gute
Madonna, so sie etwas Frembdes siehet, nicht selz am, oder den
Junggesellen vor den Weibern. Das Volck im Lande und
Stadt sind es also gewohnt, achtens nnd schcuens nicht, aber
mir und einen Ausländischen kombt es selzam nnd wunderlich
für, wie ich mich dann entsezzct und das lot'u^ium geben
wollen, wenn der Bader mich nicht wieder zurückgeholet und
Bericht gegeben. ^)
Durch diese Stadt fleust auch am niedern Ort ein Bach
hindurch, die Warno genanndt, treibet für der Stadt und
S. Petersthor bey Vierzehen Wühlen, ezliche mit 4, 5 und
mehr Gängen. Dieses Waßer, die Warno, wird nach der
See warts groß, daß die Schiffe aus der See in die Stadt
drauff lauffen können. Es hat auch uach dem Zingel hinauß
viel Windmühlen umb diese Stadt herumb.
Diefe Stadt hat eine sonderliche Gabe, brauet und giebet
ein gutes rothes Bier, das rostocker Oehl genanndt, dadnrch
die Bürger sehr gute Nahrung haben, denn es wird weit zur
in Pommern, wenn anch einzelne Torfnutzungen sich schon sehr früh
finden, das Stechen des Torfes nnd die Benutzung desselben als Brennmaterial
selbst in der Mitte des l. Jahrh, noch nicht allgemein.
Valt. Stnd. XXIV. Seite 58. Anm. 34. Scll, Gesch. v. Pommern II,
Seite 246.
38) Es fällt auf, daß die im ganzen Mittelalter vorkommende
Mischung der Geschlechter in den Badstubeu dem Reisenden unbekannt
ist. Vgl. n. a. Kriegk, deutsches Bürgerthum im Mittelalter, Neue
Folge, 1871.