Gesellschaft für Pommersche Geschichte - Digitalisierte Bestände ...

70 v. Vülow, Wanderung
etwas anmuthiger denn der weiße, aber nicht also kräfftig.
Zur Zeit der Pestilenz ist der weise Augenstein gutt damit
zu räuchern; in der Arzeney braucht man ihn, das Blut zu
stillen, so man ihn ertrinckt; er stillt auch den Unwillen des
Magens. Ezliche schreiben auch davon, er mache auch die
schwaugern Weiber bald gebährendt, so man ihn ein wenig aus
das Feuer leget und für die Naßen hält, daß sie den Geruch
davon schmecken; ezliche wollen anch bey seinem Geschmack
erkennen, ob eine Jungfrau verfellet oder nicht sey, halten dafür
ganzlichen, wenn sie den Geschmack richet, so kann und vermag
sie das Waßer bey ihr nicht zu behalten.
Bon der pommrischen Hauptstadt und Hcrrschafft
in Stettin.
Diese pommrische Hanptstadt ist vorzeiten ein langer
Flecken gewesen, da sich die Fischer haben enthalten, weil der
Oderstuß nebeu denselbigen wegfleust und nicht weit von der
Stadt in die Ostsee fället; in diefe Stadt bin ich kommen den
3. Maji, war der Sonntag Misericordias Domini. Ist aber
eine große uud wohlerbauete Stadt, uudt sindt die Häuser
mehrentheilß mit gebranndten Ziegeln gemanret, auch hat es
darinnen feine weite Gafsen und Plätzen; es wohnet auch viel
Volckes unter der Erden, sonderlichen von dem Haudwerckvolcks,
in Kellern nnd Gewölben. Diese Stadt ist sehr volckreich,
auch von vielen ausländischen Völckern, die da ihre Kauffmanschaft
treiben, erfüllet, welche Zu Wasser uud zu Lande dahin
kommen uud ihren Gewerb suchen. Es hat diese Stadt vier
vornehme Hauptkirchen, die alle wohl mit reinen Lehrern uud
Predigern bestellet, wird des Sonntags in allen geprediget,
und ist also angeordnet, daß man immer ans einer Predigt
in die andre gehen kan; in ezlichen ward hochdeutsch in ezlichen
aber pommrische geprediget. Es hat auch sonsten andre Kirchen
mehr in der Stadt, alß bey des Hertzogen Schloß, item auf
den Graben ausser der Stadt, loie man bey des Hertzogen