Gesellschaft für Pommersche Geschichte - Digitalisierte Bestände ...

eines fahrenden Schülers. 63
zn schließen. Was die Nachtquartiere anlangt, so erlaubten
dem fahrenden Schüler seine Mittel den Besnch der öffentlichen
Herbergen nnr ganz ausnahmsweise; in den meisten
Fällen, so scheint es, legte er sich, nnd meist mit Erfolg, aufs
Bitten, wofür der mitleidige Wirth m der Erzähluug mit
lobendem Prädicat als „treuherziger Mann" belohnt wird;
oft aber findet sich ein Landsmann, der gnte Landsmannstreu
übt oder ein Studiengcnoß, dem das Glück holder gelächelt
und der den hungrigen Freund Wochen lang bei sich behält
und ihm die guten Dinge einer norddeutschen Handelsstadt zu
schmecken giebt. Brennt aber die Sonne zur Mittagszeit heiß
auf den hungrigen Wandcrsmann herab, ohne daß eine gastliche
Thüre sich öffnet, oder neigt sich der Tag zn Ende, ehe
dem Magen sein Recht geworden, so wird mit stets gleicher
Zuversicht im Pfarrhause vorgesprochen, und znr Ehre desselben
sei's gesagt, daß trotz der kümmerlichen änßercn Lage der
Bewohner die Tilgend der Gastfreundschaft doch reichlich von
ihnen geübt wnrde. Das durfte auch Franck wiederholt
erfahren.
Die ferneren Schicksale des Reisenden intcressiren nns
weniger nnd branchen nnr kurz berührt zu werden. Auf die
frohe Wanderzeit des sorgenfreien Stndenten folgte nach wenig
Jahren die Gebundenheit durch das Amt als Pfarrer uud
Seelsorger, zuerst in einem Dorfe bei Zittau, dann in Berzdorf
auf dem Eigen des Klosters Marienstcrn, nahe der gegenwärtigen
Grenze der sächsischen 'und preußischen Oberlausitz.
Der Hauptort dieses uoch heut als der eigens che Kreis
bezeichneten Bezirks ist das Städtchen Vernstadt, daher enthält
der dicke Foliant anßer den genannten Reiscbeschrcibungen auch
Mancherlei zur Geschichte dieses Ortes, ferner Material zur
Geschichte des dreißigjährigen Krieges ?e. Das Manuscript
ist übrigens erst zu Anfang des 18. Jahrhunderts angelegt
und von verschiedenen Händen geschrieben, auch Francks Reisen
enthält er nicht im Original, sondern in Abschrift. Ans
diefem Grunde erschien es gestattet, an der Schreibweise kleine
Aenderungen, wie z. B. in der Anwendung der großen