Gesellschaft für Pommersche Geschichte - Digitalisierte Bestände ...

58 v. Vülow, Wanderung
nicht alsbald dorthin Zurückzukehren, sondern ans Reisen zn
gehen. Tic vier Reisen folgen sich ziemlich dicht auf einander.
3)
Wir haben in Michael Franck einen jener fahrenden
Schüler vor uns, die im Mittelalter nnd noch bis weit in
die Nenzeit hinein von einer Hochschule zur andern wanderten,
uni zu den Füßen berühmter Meister die Tiefen der Wissenschaft
sich erschließen Zu lassen, für welches verdienstliche Werk
die wandernden Musensöhne überall, wo die Gelegenheit sich
bot, neben Speis und Trank noch einen Zehrpfennig zur
Unterstützung sich erbaten. Etwas Anstößiges wurde darin
nicht gefunden, ja manche Bettlerordnung, wie die nürnberger
von 1478 und die Würzburger von 1490, erlaubte den fahrenden
Schülern das Almosenbetteln geradezu, weun sie nur
dabei die Schule fleißig besuchten. ^) Dieses privilegirte Betteln
der fahrenden Schüler oder Vaganten, eine Bezeichnung, aus
dem durch Corrumpirung der allgemeine übliche Ausdruck
Bach anten entstanden ist, wurde freilich gerade von denjenigen
unter ihnen am meisten geübt, denen au der geistigen
Nahrung am wenigsten gelegen war, uud so sehen wir denn
Schaaren verdorbener Studenten von einer Stadt Zur andern
ziehen, hie und da selbst noch im Maunesalter eine Schule
besuchend und den Lebensunterhalt in den Häusern bemittelter
Bürger durch Beaufsichtigung des häuslichen Fleißes der Kinder
sich erwerbend. Aller heilsamen Zucht längst entwachsen, war
ihres Bleibens selten lang, meist knüpften sich au ihren Aufenthalt
Secuen der ärgsten Zügellosigteit^), uud wurde ihnen
der Boden zu heiß, so griffen sie zum Wanderstabe, um anderwärts
das alte Spiel von neuem zu beginnen. Hat auch die
2) Vgl. den gleichnamigen Vortrag von Knothe im Neuen Lansitzer
Magazin, Band 44 (1868, Görlitz) Seite 187 ff., der im Fol«
genden benutzt worden ist.
4) Kriegk, Deutsches Vürgerthmn im Mitteltaler. Nene Folge
S. 101.
2) Staatsarchiv zu Stettin: Klagen des Schulmeisters Rolevinck
in Stolp 1590: Stett. Arch. r. 1. Tit. 118 No. 15.