Gesellschaft für Pommersche Geschichte - Digitalisierte Bestände ...

358 Geschichte des pommerschen Schulwesens
das Lateinische bleiben. Darum finden wir den Rechenunterricht
weniger hier als im nächsten Abschnitt.
Ein in vielen deutschen Schulen gebrauchtes und durch
die pommersche Kirchenordnung von 1563 für die dritte Klasse
empfohlenes Buch kommt dennoch nur einmal, in Wollin, vor.
Es ist der lidoiing äo oivìlit^to molimi puerilinm
von Erasmus, welches der große Gelehrte nicht
unter seiner Würde hielt, zur Förderung des Anstandes unter
den Schülern zu schreiben. Das Buch läßt die scharfe Beobachtungsgabe
des Verfassers deutlich erkennen und fand eine ungeheure
Verbreitung trotz der seichten Moral, die es Predigt,
und die bis zur Empfehlung der Nothlüge aus Höflichkeitsrücksichten
geht.
Noch zwei Bücher sind zu nennen, über die ich nichts
Näheres habe erfahren können; das erstere, oonladula.von
Schotten wurde in Treptow, das andere,
g do^ti-in^o von Matth. Index in Wolgast gebraucht.
Ich muß es mir versagen, die Schulordnungen nach der
Seite der Disciplin innerhalb wie außerhalb der Schule zu
besprechen, obgleich einige, z. B. die wolliner, höchst interessante
und sehr ins Detail gehende Vorschriften über das
Betragen, die körperliche Reinlichkeit und dgl. enthält. Ebenso
wenig kann ich an dieser Stelle auf gewisse andre Einzelheiten
eingehen, wie die Tagesordnung und die übrigens nicht immer
sicher zu bestimmende Stundenzahl, Examina, Schulfeste, freie
Nachmittage, Schulkomödien und Anderes. Der zugemessene
Raum und die Zeit verbieten es, und kann ich daher hier nur
auf die mitgetheilten Localschulordnungen hinweisen, welche
für manchen dieser Gegenstände Stoff genug darbieten. Ich
behalte mir aber vor, wenn ich an andrer Stelle ausführlicher
über die Geschichte der pommerschen Schnle reden werde, auch
das hier Uebergangene in den Kreis der Besprechung zu ziehen.