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DtnÄien. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald

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Tagebuch über die Belagerung Stettins im Jahre 1ft!3. 57<br />

hofft man mit Perlangen, daß die Feindseligkeiten angehen werden und<br />

wir hier endlich von dem nnendlichen Druck befreit werden. Der Kronprinz<br />

von Schweden ist den 12. und 1:5. d. hier vor <strong>der</strong> Stadt gewejeu, hat<br />

alle Truppen gemustert; bei einer näheren Necognosciernng hat man vom<br />

Fort Prenßen ans zweimal auf ihn geschossen. Er hat daranf einen Obersten<br />

<strong>der</strong> draußen gewesen, znr Rede gestellt und ihm das nnrechtmäßigc Ver-<br />

fahren, während des Waffenstillstandes anf ihn zu schießen, zur Bestellung<br />

an den Gouverneur aufgetragen.') Es sollen auf dem Dammschen See<br />

auch 7 Kauouenjchalnppeu angekommen sein. Der Kronprinz soll anch gleich-<br />

falls den 13. auf dem Dammschen See gewesen sein nnd alles besichtigt<br />

haben. In <strong>der</strong> Nacht vom 14. auf d. 15. haben die Preussen zwei große<br />

Schanzen anf dem sogenannten Kosakcnberg nnd in <strong>der</strong> llellen Wict angelegt;<br />

man vermntet, daß <strong>der</strong> erste Angriff anf Fort Preußen und Damm nnd die<br />

Zollschanzen sein wird, man erwartet mit Schnsncht die Annäherung dieser<br />

Zeit. Die Lebensart wird schon sehr schlecht. Durch die frischen Kartoffeln,<br />

die mau von <strong>der</strong> Wirk mit großer Muhe hereinbringt nnd wovon man<br />

dieMetze mit 10 Gr. Münze bezahlt, hatte ich mir emc Art von Ruhr zugezogen,<br />

doch hoffe lch, baß dieser Anfang <strong>der</strong> Krankheit dnrch die dagegen ergriffenen<br />

Mittel des Hnngcrs noch in <strong>der</strong> Geburt erstickt werden.<br />

D. IN. August. Heute ist ein Parlamentnir angekommen, <strong>der</strong> die<br />

Anzeige <strong>der</strong> Auftuudiguug des Waffenstillstandes brachtet) Bis jetzt, nach-<br />

mittags 2 Uhr, ist noch alles rnhig.<br />

Ausgang Juni ließ mir <strong>der</strong> Commandant Henry zu sich rufen<br />

nnd vertrante mir mit einer geheimnisvollen Miene, daß wie<strong>der</strong>um eilte<br />

Nachfrage nach Lebensmitteln und beson<strong>der</strong>s nach Wein stattfinden würde,<br />

und riet mir, die unter dem Torwege mit Stroh bedeckt gelegenen circa<br />

6 Oxh. Wein sofort uud schleunigst bei Seite zu schaffen. Zch bat ihn,<br />

mir einen guten Nat zu geben anf welche Art das am besten zu bewerk-<br />

stelligen fei, und er erbot sich, den Weil« in den kleinen Verschlag auf<br />

seinen Hof zu nehmen. Ich war erst zweifelhaft, ob ich dies tnn könnte,<br />

denn würde er dort gefunden werden, so wäre er unleugbar konfisciert<br />

sein, doch aber stimmte Heidemann, daß wir den Wein dorthin brächten,<br />

indem, wenn in unserm Keller dieser Wein, <strong>der</strong> nicht mit angegeben sei,<br />

gefunden würde, er unwi<strong>der</strong>ruflich confisciert sei; da doch immer zu hoffen<br />

stehe, daß er hinten sicherer sei und wir keine Vorwürfe zu erwarten hätten,<br />

wenn wir alles anwendeten, um diese 6 Oxh. zu rctteu.<br />

Den an<strong>der</strong>en Morgen nm 4 Uhr ward es veranstaltet, daß <strong>der</strong> Wein<br />

dorthin geschafft würde und Mad. Henry gab mir auf ihre Tasche klopfend<br />

') Hierüber berichtet ausführlicher die Pomm. Zeitung von, 23. August.<br />

') Ter Waffenstillstand war am 16. August zu Ende.

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