DtnÄien. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald
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86 Tagebuch über die Belagerung Stettins im Jahre<br />
Gestern, als am Geburtstage unseres Königs,') batten mehrere Ein-<br />
wohner ihre Haustüren mit Krausen u. s. w. behaugeu, uud am Meud hatten<br />
einige beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Unterstadt die Fenster illuminiert, lim !)V» Uhr<br />
schickte <strong>der</strong> Gouverneur Patrouillen aus, um alles dies zu zerstöreu, die<br />
französi'chen Offiziere, ia selbst <strong>der</strong> Gouverneur, wie man sagt, sollen mit<br />
eigcueu Händeu die Feuster, au deueu sie ^icht gesehen, zerschlagen uud<br />
eiugeworfeu habeu.') Es war viel Veben auf den Straßen, doch giug alles<br />
vou seilen <strong>der</strong> Bürger ruhig uud friedlich ab.<br />
Hellte Morgen ist Stolle uach Fort Preußen geschickt zur Strafe,<br />
daß er nicht diese Illuminatimi verhin<strong>der</strong>t habe. Der Gouverneur soll<br />
gedroht habeu, die Stadt unisse 10000 Ntlr. Strafgel<strong>der</strong> bezahlen.<br />
O Zeiten <strong>der</strong> Barbarei, wo es ein Verbrecheu ist, den Geburtstag seines<br />
geliebten Königs zn feiern. Ewig wird es dcu sonst zivilisiert sein wollenden<br />
Franzosen znr Schande gereichen, solche Nichtswürdigkeiten zn begehen.')<br />
Den 11). Angnst. Die Franzosen haben den Gebnrtstag des Kaisers<br />
anch gefeiert nnd zwar auf so eine zügellose Weise, wie nur möglich, iudem<br />
dell ganzen Tag hiudurch uud besou<strong>der</strong>s am Abend alles aus den Fcustern<br />
schoß, was nur ein Gewehr hatte. Jede Befehle <strong>der</strong> oberen Offiziere waren<br />
fruchtlos, bis das; dieser Sveltale! endlich um 11 Uhr gestillt wurde. In<br />
<strong>der</strong> katholischen Kirche ward Hiesse gelesen, wozu die reqniriertcn deutschen<br />
Musici Walzer n. s. w., unter an<strong>der</strong>n auch dell Marsch <strong>der</strong> Madame Chanzeley<br />
gespielt haben. Zn Mittag war Tafel beim Gouverueur. Mehrere Offiziere<br />
hatten anch den Abend ihre Zimmer illumiuiert, und nm 10 Uhr brannte<br />
ein kleines Feuerwerk auf dem Paradeplatz. Die Zeitung vom IA. soll<br />
enthalten, daß <strong>der</strong> Kaiser eine Verlängerung des Waffenstillstandes bis zum<br />
1. Oktober verlaugt habe, daß diese zwar zugestanden, doch mir <strong>der</strong> Oedin-<br />
gnng nur, daß die Odcrfestungeu geräumt und die Franzosen sich bis<br />
hilltcr die Elbe zurückzögen. Da dies schwerlich angenommeu wird, so<br />
') 3. August. Vgl. Villarets Tagebuch, S. 23.<br />
2) DasslN'e wiid in dem Berichte über die Köniasgeburtstaasfeier in Stettin,<br />
die in <strong>der</strong> Ponlm. Zeitung vom 1^. August enthalten ist, berichtet.<br />
2) In einem Scl reiben ans Slewn vom 12. August, ans dem die Pomm.<br />
Zeitung vom ^?. August Mitteilungen bringt, heißt es: „Seit acht Tagen sind<br />
wenigstens 1«XX) Einwolmer Stettins ausgewan<strong>der</strong>t; sie bringen nichts mit als<br />
bleiche Gesichter und das wenige, was sie mit sich zu tragen vermögen. Papier und<br />
Geld dürfen sie bei Todesstrafe nicht mitnehmen. Tie Not in Stellin ist sehr groß;<br />
das Pwnd alte Faßbutter tostet 5 Taler, nur Weil! ist wohlfeil. Die Franzosen haben sich<br />
aller Weine bemächtigt und verkaufen das Quatt von <strong>der</strong> besten Sorte fm' 4 Groschen.<br />
— Wäre Stettin uu Jahre 1K00 den Bürgern zur Verteidigung anvertraut gewesen, so<br />
würden die Franzosen die St.idt nicht so leicht erobert h.ibcn. Hosient lich wird <strong>der</strong> König uns<br />
Bürgern, wenn Stettin jetzt eingenommen ist, die Verteidigung anvertrauen. Er<br />
kann gewiß sein, das) solange ein Bürger lebt, kein Fcino die Festung erobern wird."