DtnÄien. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald

NI Tagebuch über die Belagerung Stettins im Jahre lftiö.
desgleichen auch der König von Prellsien. Während der Schlacht ist kein
Pardon von beiden Seiten gegeben worden, die Preußen haben mit unnennbarer
Bravour gefochten. Von unserer Seite ist der General Vlucher leicht
verwundet, General Scharnhorst im Schenkel, General Hünerbein soll geblieben
sein. Von der französischen Seite ist Marschall Acrthier geblieben, Ney
und Sonham schwer verwundet. Die Kavallerie hat etwa 10M Gefangene
nach der Schlacht eingebracht. Am 5. soll wicdernm bei Qucrfurt, wohin
Napoleon reliricrte, etwas Aedeuteudes vorgefallen sein; das Nähere weiß
man noch nicht. Während ich dies schreibe, wird noch immer kanoniert,
dell Ausgang der Sacke weiß ich noch nicht.
Mai d. 10. Soeben morgens 11) Uhr geht die Nachricht dnrch
ein Extrablatt der Handeschen Zeitung von Stargard ein, daß die Österreicher
bereits mit 80 (!) Mann in Bayern eingeornngen sind und 80 000 Mann
nach Italien marschieren. Österreich soll sich mit Sachsen vereinigt haben,
unsere Partei zu ergreifen.
D. 26. Heute haben wir die Nachricht, daß das Corps von Varclai
de Tolly den General Lauriston bei Kömgswarthe geschlagen habe, 10 Kanonen
erobert, 1500 Gefangene gemacht und das gan^e Corps von l!00l) Mann
zerstört nnd anfgerieben. Nei ist mit 18 000 einige Meilen davon gewesen,
doch hat )'jork ihn in Respekt gehalten. Die große verbündete Armee hat
bei Bautzeu gestanden, ist von der französischen angegriffen worden, doch
hat Kleist den Angriff rühmlichst ausgehalten; man spricht von eiller großen
Schlacht, die im Verfolg dieses angefangen habe, doch fehlt die Bestätignng.
D. 30. Mai. Es ist gewisi, daß die Österreicher der Alliance der
verbündeten Armee beigetreten sind.')
D. 30. Mai. Heute wollte eine starke Allzahl junger kellte von hier
gehen, man sagte 124 Personen, doch sind sie eines starken Auflaufes, den
illfolge eines Streites Senator Wächter mit einem wachthabenden Offizier
hatte, nicht ans dem Tor gelassen wordeu.
5. Juni. Heute ist hier durch die Zeitung vom 3. Juni die höchst
erfreuliche Nachricht eingegangen, daß Österreich sich mit Rußland und
Preußen gegell Frankreich verbunden habe. Es sind bereits 2 hohe
österreichische Offiziere ins preußische Hauptquartier, um die Dispositionen zu
verabreden
D. 8. Juni. Heute Abend nm 6 Uhr kam hier ein französischer
Offizier als Conrier ans dem kaiserlichen Hanptquartier an, der die Nachricht
') Alle diese Aufzeichnungen beweisen, wie langsam und falsch die Nachrichten
vom Kriegsschauplatz nach Stettin kamen; sie zeigen aber auch, was man dort wünschte
und deshalb zu leicht glaubte.