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des Demmmer Priwosiws ^l. Petrus Michaelis 59
die Heimkehr zn seinen Wotenicker Pfarrkindern vergaß. In den Wirts-
häusern giugs lnstig her. Nierfiedler spielten selbst zn einem improvisierten
Tänzchen ans. Lustige nnd leichtfertige Lieder sangen anch die Ratsherren
bei feierlichen Gelegenheiten mit, wie wir schon gelesen haben. Ein Lege!
Mer nach dem andern glitt durch die Kehlen, nnd sogar einer Flasche Wein
nach der andern wurde gelegentlich der Hals gebrochen. Wir horcn von
unbezahlten Spielschulden, von inkommcntmämgem Benehmen beim Spiel,
von Raufereien in der Trnnkcnheit, wobei es dann vorkommen kann, dak
einer „mit der umgekehrten Mnstqueten alle Fenster" in der Kneipe aus-
schlägt und schier einer den andern mordet. Indessen znm änßersteu scheint
es doch nur selten gekommen zu sein. Im ganzen müssen wir sagen: Die
Demminer vor mehr denn LW Jahren waren zwar trnnk- nnd handfest
und, von keiner Not gebengt, lebenslustig und trutzig, dreist uud gottes-
fürchtig, aber immerhin nicht schlechter als ihre Nachkommen, vor allem
arbeitssam und rege, sparsam nnd hanshälterisch nnd aufopferungssähig,
soweit ihre knappen Mittel reichten, wenngleich Michaelis behauptet, daß sie
zum Vergnügen allein immer Geld hätten. Er widerlegt sich freilich selber,
wenn er in seiner vorhin angezogenen Schrift eine Reihe von wertvollen
Schenkungen an die aus der Asche wiedererstandene Pfarrkirche herzählt und
die Opferfreudigkeit der Geber überschwenglich rühmt. Im I^ldor K/lwclicus
ist ja auch nicht der eigentliche Ort zum Rühmeu nnd Preisen, handelt es
sich hier doch um „vorgefallene Streitigkeiten", d. h. strittige, zu klärende
Punkte, „und OasuL", d. h. Vorfälle gegen Natur, Sitte, Brauch und
Herkommen.
Ein besonderes Kapitel liesse sich noch zusammeustellen über die
Anfragen und Beschwerden der Landp a st o reu über Eigen-
mächtigkeiten der Patrone der Kirche und ihren Untertanen gegen-
über, aber es sind zu wenig typische Fälle darunter. Meist handelt es sich
um Dinge, wie sie auch unter veränderten Zeitverhältnissen uud Lebens-
bedingungen sich immer wiederholen, meist auch greifen sie zu sehr in das
Gebiet der rein praktischen Theologie nnd Pastorenverwaltung. Nur zwei
Begebenheiten seien herausgehoben, die uns die Äefeindung der
Geistlichen von feiten der Gemeinde und unter einander als
ein uraltes Übel kennzeichnen, dem nicht anders als dnrch energisches,
taktvolles Auftreten bei tadellosem Wandel nnd dnrch krasse kirchliche Gesetze
beizukommen ist. Im November l68l fragt Hauptmann von Hcyden, ob
er beim »otu executioniä einer armen Sünderin in Gchmkow zu
ihrem Beistände den Pastor von Äolleutin, zu dessen Parochie Gehmkow
gehört, oder den von Veggerow, dem Ort des Verbrechens, nehmen sötte.
Die Antwort darauf im Hinblick anf die mögliche Eifersüchtelei lautet:
„Daß rahtsamste würde seyn, beide Herren Prediger darumb zu begrüßen,