DtnÄien. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald

I.
Angebliche 3älschnngen.
Als Klempiu im Jahre I^l»^ den ersten Band des Pommerschen
Urkllndellbnchs erscheinen ließ, gab es eine wissenschaftliche Diplomatie der
Privatllltllnde ini heutigen Tinne noch nicht. Für die Bearbeitung der
Königs- nnd Kaisermknnoeu stellte damals Theodor Sickel die maßgebenden
Prinzipien ans. Aber in der methodischen Kritik der Pnoaturkliudeu tappte
man völlig im dnnteln. Das ist inzwischen wesentlich anders geworden.
Besonders in den letzten zwel Jahrzehnten ist eine stattliche Reihe von
Untersuchungen über geistliche nnd weltliche Kanzleien erschienen, nnd anch
nnserm pommerschen Gebiet hat sich die Forschung zugewandt, beider kanil
man gerade hier nicht sagen, daß der Erfolg der angewandten Mühe
entsprochen hätte. Es ist ein anßerordentlich lntcressailtcr, aber auch ein
ebenso schwieriger Voden, auf dem wir uus bewegen. Welche Einflüsse haben
hier nicht konkurriert! Polnische und dänische, nieder- und mitteldeutsche,
die römische Kurie und die kaiserliche Kanzlei, die Orden der Mönche wie
der Ritter, Bamberg und Hildesheim — alle Kulturträger, die sich im
pommcrschen Neulaud trafen, haben auch ihr Urkundeuwcjcn mitgebracht.
Daß Klempins Standpunkt bei der Echtheitöprüfnng unhaltbar ist,
hat schon G. von Bnchwald ') erkannt. Aber Klempins angezeichnete
Kenntnis des geschichtlichen Inhalts nmcrcs älteren Materials uud eine
vorsichtige, zuwarteudc Kritik hauen ihu vor manchem Fehlschluß bewahrt,
auf den spätere Beurteiler mit Begeisterung hiuelugefalleu sind. Buchwalo
selber ist dann bekanntlich das Mlstgcschict begegnet, daß die Fachgenossen
seine Arbeit einstimmig abgelehnt haben. Es ist zu bedauern, das? ein so
fleißiger und in vielen Einzelheiten so von