DtnÄien. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald

Ein Besuch des Königs Friedrich Wilhelm I.
Wy freuggen lchs vähl mehr, doar Iy hier spraken an,
as wenn wy mit dei Brut tho eirst tho Truwe (Trauung) gähn.
So pleggt (pflegt) man sülleu (selten) eis uhs um bat Hart tho wäsen (seiu);
doch as uhs Junker letzt im Harwst (Herbst) her kämm von Drüsen,
del, so vähl leiwe ?yd syn Hus unu Hof vergati,
doa was uhs uck ball so, doa frcugde wy uhs watt.
Watt scgg ick vähl von „Watt"? Wy frcugden uhs tho dägeu (gar zu sehr);
denn heww (haben) wy doch am Euu en gauden Herren tragen,
dei nich eu Kiud verthörut (erzürnt), dei Nünnneud öwerlast (Niemand überlastet) !
Dat Aeir, dat Loff (^ob) unn Geld, dat sitt by Emm uich fast.
Will't uhs by duhrer Tlid an Brot uun Saat gebräkeu.
hei gifft uhs ^üdm geeu (geru), lett uhs by uhl'eu Sträkeu (Streichen).
Wen« uhs en Peerd afsteiht (krepiert), wenu reits (plötzlich! cn Höft (Hailpt
so seggt hei: „gräm dy nich, hier heft du wedder Geld".
Vieh) umfällt,
Hei lid't (leidet es) nich, dat hier wer dörf up deu Potcu starweu (ver-
den Ollen lett hei nich vor syner Tyd verdarwen.
hungern darf),
Evn Feuddiug (Fütteruug, Unterhalt) gifft hei dem, dcy uu uich wyder kann,
lctt Buhreu Buhreu syn unu bliwwt 'n Eddelmauu.
Drüm was't uhs hartlyk leiw, dat hei thau Hus was kamen.
Doch da uhs Künuig sülwst, uhs Vader unn Herr thosameu,
uhs allerleiwste Herr, by uhs vom Wagen springt,
so ist't as wenu uhs Hart gan.5 uth dem Licwe dringt.
Wenn nu dei wedder keim (käme), dei vor twei hunnert Jahren
by synes Nawens Kolz (Gekrächze) fast uth dei Hut wull fahren —')
wer weit't! hei fchämt sick woll uun würd ball bleick ball roth.
Hei was förwahr nich klauk, as hei deu Nawen schoht.
Dei Nawe fad (sagte): „ick denk, wat künftig ward passeire";
unn seiht (seht), dünn fach dat Ding allreits deu Wagen feuhre,
womit uhs sannsherr hüt tho uhsem Iuuker kümmt.
Dei Mawe fach uhs Glück, dat hüt syu Anfang nimmt.
') Der Schulze spielt hiermit auf eine alte Begebenheit an aus dem Jahre 1532.
Der damalige Besitzer des Gutes Kerstin, Christof v. Manteuffel, hatte einen zahmen
Raben, welcher eben auf dem Dache sah, als sein Herr mit einigen guten Freunden
eines Sonntags aus der Kirche kam. Er rief den: nachdenklich dasitzenden Raben
auf lateinisch zu: „eoivs, quill ooßitg.8?' Der Rabe antwortete sofort: „colilo
sutura". Weil nun der Vogel sonst nie gesprochen hatte, hielt man dafür, daß der
Teuscl aus ihm rede, und v. Vi. hat ihn sofort erschossen. Tatsache ist, daß diese
Legende in lateinischer Sprache über dem Eingang des Herrenhauses geschrieben stand.
Auch in Nangos Pommerscher Chronik soll darüber berichtet werden. Ob letzteres
wahr ist, kann Verfasser nichl kontrollieren.