DtnÄien. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald

Vom 1. Januar 1882 bis 1. Dezember 1N89 von Carvm aus die
vakante Pfarrstcllc Kerstin mitverwaltcnd, nahm Verfasser Veranlassung, die
noch fehlende Pfarrchrouik für diese Gemeinde anzulegen. Verhältnismäßig
reiche Ausbeute gab das Pfarrarchiv, sowie eiue Anzahl Epitaphien uud
Gcdeuktafelu, die in der Kirche aufgestellt sind. Auch die ziemlich lebendige
Tradition in der Gemeinde tam zur Hülfe. So war z. V. die Erinuenmg
au eiuen Besuch des zweiten Prenßeulönigs in Kcrsliu bei den Venten noch
nicht vcrkluugeu.
Friedrich Wilhelm I. übernachtete auf einer der Neiscu, die er jährlich
in den Osten seines Neiches zu macheu pflegte, am 2. August 17:N auf
dem adligen Gut iu Kerstin. Der Besitzer, Graf E. Chr. v. Manteufscl,
Kabinetlsminister des Königs Angust von Polen, hatte alles aufgcboteu, den
erhabenen Gast würdig zu empfangen. Das an sich schon seltene Ereignis
gab reichen Stoff, nicht allein um in allen Gesellschaften der Nachbarschaft
besprochen, soudcru auch vou Gclegeuheitsdichteru besuugeu zu werden.
Vange bemühte stch Verfasser vergebeus, gcuaueres hierüber zu erfahren,
bis er endlich durch die Freuudlichkeit des verstorbenen Professors Or. Hanncke
aus Köslin iu den Besitz eines Manuskripts kam, welches diesen Besuch in
Reimen beschreibt. Der Dichter nennt sich Uhingt. Die Kerstiucr Tradition
wollte deu Dichter Namler als den Perfertiger der Neimerei in Allspruch
nehmen. Die Handschrift gibt ausführliche Auszüge aus einem 17.i3 in
Hamburg „auf Kosten guter Freunde" besorgten Druck. Ob wohl Exemplare
dieses Druckes noch vorhanden wären?
Jedenfalls m die Beschreibung des Besuches in unserer Haudschrift
inieressaut geuug, um der Vergessenheit entrissen und durch die „Baltijchcu
Studien" weiteren Kreisen zugänglich gemacht zu werden. Sie führt den Titel:
^vizariuu Knittelhart
berichtet an seinen guten Freund in Berlin Dskiäorium Nenlieb, daß Ihro
Kgl. Majestät in Preußen bei dem Grafen v. Mantcuffel zu Kerstin am
2. August') 1731 gewesen.
') Dies Datum stimmt nicht mit dem später genannten, s. 28. Inli.
'