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DtnÄien. - Digitalisierte Bestände der UB Greifswald

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Tagebuch über die Belagerung Stettins im Jahre I8l3. 1l)H<br />

kann ich nicht genau angeben, es sind ans dcn Infanteristen die ansehn-<br />

lichsten Menschen im Fruhjaln' znr Artillerie versetzt worden.<br />

Kavallerie haben wir hier eigentlich garnicht, doch sind die ans dem<br />

Lazarett) reconvalcscierteu Kavallcmlen größtenteils mit Bürgerpserdeu<br />

beritten gemacht. Ein Chasseur.Offizier ist <strong>der</strong> Clicf und ein Dragoner-<br />

Offizier Eoulmaudant; iul ganzen können es etwa 25)—550 Mann sein,<br />

die ans fast cbensovielcn Regimentern zusammengesetzt sind. Es sieht<br />

lacherlich ans, diese miserable Kavallerie reiten zu sehen.<br />

Freitag d. 2V. Oktober. Gestern kam hier die freudige Nachricht<br />

ein, daß unser Konig am 24. d. Ni. seinen feierlichen Einzug in Berlin<br />

gehalten hat; gerade vor 7 Jahren an demselben Tage hielt Napoleon<br />

seinen Einzug daselbst. Mit nuenolich lautem Jubel ist er empfangen,<br />

aber am 25. ist er wie<strong>der</strong> zur Armee abgereist. Hier im Orte ist nichts<br />

Beson<strong>der</strong>es vorgefallen.<br />

Montag d. l. November. (Nestern verbreitete sich das Gerücht,<br />

daß an einer ernsthaften Kapitulation gearbeitet würde. Man sagt, die<br />

Franzosen erhalten Abzng, werden jcuseits des Nheins gebracht nnd dnrjen<br />

in 1 Jahr und 1 Monat nicht wi<strong>der</strong> die Allierten dienen. Kanonade und<br />

jede Art von Kriegsuorrat bleibt hier. Diesmal scheint das Gerücht wahr-<br />

scheinlich zu sein, denn mehrere bedeutende Offiziere, selbst <strong>der</strong> alte HcnN)<br />

vom Hinterhause, bestätigeu die Sage, daß die Frauzoseu binneu 14 Tagen<br />

abziehcu werden. Der Prediger Niquet') hat gestern in <strong>der</strong> Kirche des ,<br />

Schlosses eine sehr schöne Predigt über den 113. Psalm, V. 14, l«, 21, !<br />

2!) gehalten; er stellte die Wahrheit auf, daß nicht meuschllche Kräfte aNein /<br />

diesen entscheidenden Schlag des Schicksals herbeigeführt hätten, son<strong>der</strong>n i<br />

göttliche Einwirknng es gewesen sei, d,e dcn Herzen <strong>der</strong> teutsche« Fürsten j<br />

Einigkeit gegeben habe, um das Joch <strong>der</strong> Knechtschaft, welches uns Jahre '<br />

lang gedrückt, abzuschütteln.<br />

Den 3. November, Mittwoch. Seit 3 Tagen ist jeden Tag<br />

großes Conseil beim Gouverneur gewesen, mau lst in demselben größtenteils<br />

für die Kapitulation einig, nur General Bardanegre und bacasse sind nicht<br />

dafür, aus dem Grunde wahrscheinlich, weil sie, wie man sagt, schon im<br />

vorigen Jahre russische Kriegsgefangene siud. Die Frauzoseu hoffeu auf<br />

freieu Abzug nach Frankreich, doch sagt man, daß sie am 25. ds. Ms.<br />

alle als Kriegsgefangene nach Colberg abgeführt werden sollen. Etwas<br />

Bestimmtes hierüber läßt sich nicht festsehen.<br />

Den 9. November. Anch bis jetzt ist noch alles ruhig wegen <strong>der</strong><br />

Kapitulation. Man hat <strong>der</strong> Gerüchte so mancherlei, eutschieden ists aber,<br />

') Riquet war Prediger an <strong>der</strong> franzVsisch-reformierten Gemeinde, ein beson<strong>der</strong>s<br />

ernster Geistlicher (1-

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