05.01.2013 Aufrufe

Schwarzer Holunder - Universität Wien

Schwarzer Holunder - Universität Wien

Schwarzer Holunder - Universität Wien

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Schwarzer</strong> <strong>Holunder</strong><br />

Sambucus nigra<br />

Holler, Holderbusch, Eller, Flieder<br />

HOLUNDERGEWÄCHSE (Sambucaceae)<br />

V ORKOMMEN: Europa, Westsibirien, Vorderasien, Nordafrika. In Auwäldern,<br />

Hecken, oft in Siedlungsnähe, auf nährstoffreichen Ton- und Lehmböden. Ebene<br />

bis mittlere Gebirgslagen, bis 1600 m.<br />

B OTANISCHE B ESCHREIBUNG: Bis 7 m hoher Strauch oder Baum; Äste mit<br />

weißem Mark; Blätter gefiedert; Blüten (Mai bis August) radiär, klein, gelblichweiß,<br />

in dichten Schirmrispen; Fruchtstände überhängend; Steinbeeren klein,<br />

glänzend schwarz mit stark färbendem, violettem Saft.<br />

I NHALTSSTOFFE, V ERWENDUNG: In den Blüten kommen neben<br />

Flavonoiden wenige ätherische Öle, Gerbstoffe und Schleimstoffe vor. In unreifen<br />

Früchten und Fruchtstengeln findet man das Blausäureglykosid Sambunigrin. Die<br />

Beeren enthalten neben Anthocyanfarbstoffen auch bislang kaum erforschte<br />

brechreizerregende und abführende Stoffe.<br />

Giftiger als der Schwarze <strong>Holunder</strong> ist der Trauben-<strong>Holunder</strong> (Sambucus racemosa), leicht<br />

erkennbar an den roten Beeren, dem rispigen Fruchtstand und dem bräunlichen Mark, sowie auch<br />

der Attich (Sambucus ebulus), - siehe Attich.<br />

Die Beeren des Schwarzen <strong>Holunder</strong>s finden in der Naturheilkunde Anwendung bei<br />

Neuralgien und Rheuma (frische Beeren) und als Bestandteil eines Wassersuchttees<br />

(getrocknete Beeren). In der Homöopathie wird Sambucus vor allem bei Schnupfen<br />

und starker Schleimhautschwellung eingesetzt. <strong>Holunder</strong>blüten sind besonders<br />

wegen ihrer schweißtreibenden Wirkung häufiger Bestandteil von Teemischungen<br />

gegen Erkältungskrankheiten. Das Mark des Schwarzen <strong>Holunder</strong>s enthält ein<br />

Nervengift, das in der Zahnheilkunde vor der Zeit der örtlichen Betäubung zum<br />

Abtöten von Nerven verwendet wurde.<br />

K ULTURGESCHICHTE, E THNOBOTANIK: In der Volksheilkunde vieler<br />

Gebiete ist der Schwarze <strong>Holunder</strong> eine der angesehensten Heilpflanzen. Aus<br />

diesem Grund sind noch heute einzelne <strong>Holunder</strong>büsche in der unmittelbaren Nähe<br />

von Bauernhöfen verbreitet. Im Volksbrauchtum hatten diese Pflanzen außerdem<br />

hohen Stellenwert, um gute Hausgeister anzuziehen. Auch deshalb durften<br />

<strong>Holunder</strong>pflanzen nicht umgeschnitten werden, da die mit ihnen assoziierten<br />

Geistwesen nicht verstimmt werden sollten. Im Alpengebiet hat sich lokal die<br />

Erinnerung an den Glauben erhalten, daß ein Familienmitglied sterben wird, wenn<br />

der <strong>Holunder</strong> unerwartet zu Grunde geht. Im ländlichen Bereich Österreichs ist das<br />

Ausbacken von Blütenständen in Brand- oder Palatschinkenteig bis heute<br />

weitverbreitet. Auch das Ansetzen der Blüten zu <strong>Holunder</strong>sirup, -wein, -likör oder -<br />

schnaps sowie die Verarbeitung der reifen Beeren zu Mus bzw. Kompott ist noch<br />

gebräuchlich.


KIEHN M. , LASSNIG P., LIEBHART T., SCHEMBERA E., WALTER J., 1996: Giftpflanzen.<br />

Katalog zur Ausstellung im Institut für Botanik und Botanischen Garten der <strong>Universität</strong> <strong>Wien</strong>,<br />

Juni bis September 1996, 64 Seiten. - <strong>Wien</strong>: Inst. Bot. u. Bot. Garten

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!