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Worten: »Reduziere den Größenwahn auf seinen unerfüllten Zustand, nämlich auf dein Verlangen nach Größe und dann laß dein<br />

Verlangen in das Verlangen des Selbst nach Größe in dir übergehen. Gehorche ihm. Diene ihm. Versuche nicht groß zu werden.<br />

Versuche so demütig zu werden, daß das Selbst in dir groß werden und seine Größe durch dich leben kann.«<br />

Hier erfährt Anna selber die Wahrheit, die sich für Jung in den beiden Träumen bestätigt hat, die er am Ende seines Kapitels »Über<br />

das Leben nach dem Tode« in den »Erinnerungen« wie<strong>der</strong>gibt, <strong>der</strong> eine handelt von UFOs (unidentified flying objects, Oktober 1958)<br />

und <strong>der</strong> frühere Traum von dem Yogi, den ich schon erwähnt habe. In diesen Gesprächen und in ihrer Meditation darüber ahnt Anna<br />

dunkel, daß das Selbst sozusagen ein menschliches Kleid braucht, um sich zu inkarnieren und irdische Erfahrungen zu machen. Sie<br />

beschließt alles zu tun, um dem Selbst zu helfen sich in ihr zu inkarnieren.<br />

Im nächsten Gespräch berichtet Anna dem Großen Geist, wie sie schon als Kind nach Größe verlangt habe, denn sie wollte ein<br />

Wun<strong>der</strong>kind sein. Er gibt zu, daß sie ein begabtes Kind gewesen sei und weil sie nicht wußte was sie da<strong>mit</strong> anfangen sollte, begann ihr<br />

Talent schon in diesen frühen Alter »krumm« zu wachsen. Aber nun sei sie alt genug, um zu erkennen, daß alle Größe dem Selbst<br />

gehört und daß er als Teil des Selbst ihre Begabung ist.<br />

Das überrascht sie und sie deutet an, daß sie <strong>mit</strong> ihm verheiratet sein müsse, da sie doch ihr Leben <strong>mit</strong> ihm geteilt hat, was er bejaht!<br />

Wir sehen hier wie gefährliches ist, nicht zwischen <strong>der</strong> persönlichen und <strong>der</strong> universalen Seite des Selbst zu unterscheiden. Sie war<br />

<strong>mit</strong> ihrem eigenen persönlichen kreativen Geist verheiratet, wie es alle schöpferischen Frauen sind. Aber sich selbst als Braut des<br />

archetypischen Bildes vom Großen Geist zu sehen, führte natürlich zu Inflation und großen Schwierigkeiten in den nachfolgenden<br />

Gesprächen.<br />

Sich als Braut zu betrachten hatte jedoch einen großen Vorteil, es lehrte sie, sich als weibliches Wesen zu erkennen. Bis dahin hatte<br />

sie sich in einen nie<strong>der</strong>en Mann verwandelt, wenn <strong>der</strong> Große Geist sie durch die Inspiration ergriff; davor hatte <strong>der</strong> Große Geist sie<br />

jetzt gewarnt. Aber nun weiß sie, daß sie sich wie alle wirklich weiblichen Frauen danach sehnt, vom Männlichen überwältigt zu<br />

werden. Bei ihrer Leidenschaft selber groß zu sein, ist es fraglich, ob sie dies aus den Händen ihres persönlichen kreativen Geistes<br />

angenommen hätte. Sie konnte jedoch voll und ganz daran glauben, daß sie die Braut des Großen Geistes war und sie erlaubte ihm, sie<br />

so oft zu überwältigen wie er wollte. Aber das führte zu mehr sexueller Erregung als ihr gealterter Körper ertragen konnte und er<br />

warnte sie, daß ein Mensch nicht einen Großen Geist heiraten kann und daß nur eine Göttin Shivas Shakti werden kann. Beide<br />

Warnungen stießen auf taube Ohren.<br />

Anna machte denselben Fehler wie Faust, als er sich zum Bräutigam <strong>der</strong> schönen Helena machte, statt sie Paris zu überlassen, zu dem<br />

sie wirklich gehörte. Jung hob dies mehrmals hervor und schrieb den frühen tragischen Tod des Euphorion, des Sohns von Faust und<br />

Helena, diesem Fehler zu. Aber Anna war sehr von <strong>der</strong> Idee, die Braut des Großen Geistes zu sein, ergriffen. Mehr und mehr verspürte<br />

sie jedoch den Wunsch, sie fallen zulassen, nicht nur als ihre Gesundheit litt, son<strong>der</strong>n auch als sie in eine Depression fiel und sie<br />

fühlte, daß alles verloren ging, was sie in ihrer langen Arbeit in aktiver Imagination gewonnen hatte. Ihr ganzer Friede und ihr<br />

Wohlgefühl waren völlig verschwunden. In diesem Dilemma war ein Traum für sie eine große Hilfe.<br />

Sie geht in einem Wald auf einem steil abfallenden Weg. Am Rande des Waldes kommt sie zu einem Bauernhof, während <strong>der</strong> Weg<br />

weiter zu einem See <strong>mit</strong> einem Badehäuschen hinabführt. Von <strong>der</strong> Frau des Bauern erhält sie den Schlüssel und geht hinunter um im<br />

See zu schwimmen, aber sie fühlt sich zu müde und beschließt nach Hause zurückzukehren. Sie geht zu dem Hof zurück und entdeckt,<br />

daß sie ihre Tasche <strong>mit</strong> ihrem ganzen Geld und einige Klei<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Hütte vergessen hat. Trotz ihrer Müdigkeit findet sie, daß sie<br />

wie<strong>der</strong> hinuntergehen muß, um die Sachen zu holen. Ein riesiger Postwagen fährt an ihr vorbei und sie sieht, daß aus dem Badehaus<br />

ein Postamt geworden ist. Sie ruft den Männern zu, daß sie sie <strong>mit</strong>nehmen sollen, aber sie sagen, <strong>der</strong> Lastwagen könne nicht<br />

weiterfahren, da die Straße zu eng werde. Der Wagen hat die Straße blockiert und sie kann nicht vorbei. Mit Kummer erwacht sie.<br />

Anna sah selbst, daß <strong>der</strong> Anfang des Traumes sehr positiv war und daß das Schwimmen im See das Eintauchen ins Unbewusste<br />

bedeutete, bei dem <strong>der</strong> Große Geist ihr half. Sie sah auch, daß alles schief ging, als sie dieses Eintauchen aufgab, was nur heißen<br />

konnte, daß sie ihr Vertrauen in den Großen Geist aufgab.<br />

Die Assoziationen zum Traum erhellen seine Deutung, beson<strong>der</strong>s hinsichtlich des Schlüssels, zu dem sie den Schlüssel assoziiert, den<br />

Blaubart seiner jungen Frau gab und <strong>der</strong> zu <strong>der</strong> verbotenen Kammer gehörte, in <strong>der</strong> sie die Skelette aller ihrer Vorgängerinnen fand.<br />

Sie sah auch, daß Blaubart die dunkle böse Seite des Großen Geistes war und daß sie <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Beziehung zu dieser dunklen Seite<br />

dieselbe Schwierigkeit hatte wie <strong>mit</strong> ihrer Beziehung zu Gottes o<strong>der</strong> ihrer eigenen dunklen Seite. Und doch ist es deutlich seine dunkle<br />

Seite, die den Schlüssel zu ihrem ganzen Bestreben hat, so daß ihre Vertrauenslosigkeit in ihn (das Schwimmen im See nicht zu<br />

wagen) alles falsch laufen läßt. Sie schreibt alles dieser Ursache zu und weist darauf hin, daß das Unbewusste sich immer wie<br />

Blaubart verhält, es gibt uns den Schlüssel, den es leicht behalten könnte und straft uns dann für seinen Gebrauch. Ein Beispiel dafür<br />

ist in <strong>der</strong> »Chymischen Hochzeit« von Rosenkreutz zu finden. Es war Cupido selbst, <strong>der</strong> Rosenkreutz zur Kammer <strong>der</strong> Venus führte<br />

und ihm einen Blick auf die schlafende Göttin gestattete, doch strafte Cupido ihn auch für sein Eindringen, in dem er ihn <strong>mit</strong> einem

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