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»Genau das meine ich«, was sie veranlaßt auf ihre christliche Einstellung zurückzukommen und ihn zu fragen, ob er selber Satan sei!<br />

Er antwortet: »Nein, ich bin nicht das böse Prinzip, aber weil die Gegensatz Prinzipien erfüllt werden müssen - als Bedingung des<br />

Lebens -, weiß ich, daß die, die böse Taten (bewußt) tun, dem Willen Gottes dienen.« Anna fragt, ob die Menschen dies nicht Gott<br />

überlassen können. Aber <strong>der</strong> Große Geist antwortet: »Wenn du es Gott überläßt, tut er es durch dich, aber du kehrst ihm den Rücken<br />

zu.<br />

Das ist <strong>der</strong> Grund warum dein Rücken so müde ist und dein Nacken so wehtut. Du kannst dann in die Wolken schauen. Aber deine<br />

Augen sind dann durch das viele Licht auch übermüdet. Und außerdem ist diese ganze Haltung eine Lüge.«<br />

Er fährt <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Erklärung fort, daß wir ohnehin Böses tun, denn wir sind von Natur aus »halb gut, halb schlecht«, aber »in bewussten<br />

Händen nimmt das Böse eine an<strong>der</strong>e Färbung an. Das ist es, was du für an<strong>der</strong>e Leute tun kannst, du kannst sie von einem Teil ihres<br />

Bösen entbinden, indem du dein eigenes Böses als bewußte Tat materialisierst«. Der Große Geist geht jedoch noch weiter und erklärt<br />

das Leiden an körperlichen Symptomen als Ergebnis dessen, daß die Tatsache <strong>der</strong> Gleichwertigkeit <strong>der</strong> Gegensätze umgangen wird.<br />

Nach dem Propheten Jesaja sagt <strong>der</strong> Herr selbst: »Ich mache das Licht und schaffe die Finsternis, ich gebe Frieden und schaffe Unheil.<br />

Ich bin <strong>der</strong> Herr, <strong>der</strong> dies alles tut.« (45,7) Deshalb erwartet Gott offenbar von uns, daß wir diese beiden von ihm geschaffenen<br />

Gegensätze akzeptieren.<br />

Lei<strong>der</strong> - o<strong>der</strong> vielleicht zum Glück - haben wir, die wir noch leben nach zwei Weltkriegen, die uns gezeigt haben, daß die christliche<br />

Lösung das Böse zu unterdrücken nicht mehr wirkt, nun die Aufgabe eine Beziehung zu beiden Gegensätzen herzustellen, eine<br />

Aufgabe die dem Menschen in diesem Ausmaß bisher vielleicht noch nie gestellt worden ist. Dies gehört offensichtlich zum Wechsel<br />

<strong>der</strong> Zeitalter. Wir können nicht länger wie die Fische im Unbewussten schwimmen, vielmehr müssen wir unseren Teil <strong>mit</strong> dem<br />

Wassermann, dem Wasserträger, tragen. Es war Jungs Auffassung, die Zukunft <strong>der</strong> Welt könnte davon abhängen, wie viele Menschen<br />

diese Aufgabe erfüllen können.<br />

Anna fragt dann, ob ihr Verhalten gegen Frau C. nicht ein Schritt in diese Richtung ist, wo<strong>mit</strong> <strong>der</strong> Große Geist übereinstimmt. Aber<br />

dann fragt sie ihn, ob sie sehr vorsichtig sein dürfe. Er erwi<strong>der</strong>t, sie könne auch so weitermachen, ihren Anteil am Bösen <strong>mit</strong>tels eines<br />

schmerzenden Rückens zu tragen, falls ihr das lieber sei, aber dann würde er sich zurückziehen und sie seinem kleinen Bru<strong>der</strong><br />

überlassen, denn zugegebenermaßen sei es für sie leichter ihren Teil am Bösen Gott zu überlassen, als diesen Teil zu tun und da<strong>mit</strong><br />

sein Leiden <strong>mit</strong> ihm zu teilen. Dann mahnt er sie, den Größenwahn beiseite zu legen, es um Gottes (o<strong>der</strong> des Selbst) willen zu tun und<br />

nicht um doch noch groß zu werden, denn dann ist sie wirklich verloren.<br />

Anna denkt einige Zeit über dieses Gespräch nach und meint doch noch eine Chance zum Großwerden zu sehen. Daher schlägt sie<br />

ihm vor, daß sie, da ihre Nachgiebigkeit gegenüber dem Größenwahn zweifellos eine »schlechte Neigung« in ihr sei und sie das Böse<br />

ohnehin tun müsse, diese schlechte Neigung in ihr bewußtes Leben hineinnehmen könnte. Sie stimme ihm nicht zu, daß sie verloren<br />

sein würde falls sie das täte.<br />

Er wie<strong>der</strong>holt, daß sie verloren wäre, wenn sie es tut, aber er fügt hinzu, daß man in solch tiefen Bereichen <strong>der</strong> Seele manchmal<br />

verloren sein muß. Sie fragt ihn, ob er in diesen Bereichen ihre Stütze und ihr Führer sein will. Er sagt, er wolle ihr Führer sein, aber<br />

sie müsse die Verantwortung selbst übernehmen. »Größe fängt <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Übernahme von Verantwortung an« meint er. Dann spricht sie<br />

über ihre Schüchternheit, die sie so hemmt, sie glaube sie könne davon geheilt werden, wenn sie den Kampf gegen ihren Größenwahn<br />

aufgäbe. Er weist darauf hin, daß sie nun, da sie ihr ins Gesicht sehe, ihre Schüchternheit nicht um ihrer selbst willen überwinden<br />

solle. Sie fragt, ob Schüchternheit und Größenwahn nicht zwei Aspekte desselben Komplexes seien, was er bejaht.<br />

Dann fragt sie, ob sie da<strong>mit</strong> anfangen dürfe »ihrem Größenwahn ein bißchen zu schmeicheln« und er erwi<strong>der</strong>t: »Versuch es.« Sie fragt<br />

ihn, ob er sie verabscheue, er antwortet: »Nein, ich amüsiere mich.« Sie berichtet, daß sie fühlt wie eine Welle von Libido in sie<br />

hineinkommt. Ja, sagt er, sie habe es gewagt sich gegen ihn zu stellen, aber er warnt sie, daß sie sich nun <strong>mit</strong> seinem kleinen Bru<strong>der</strong> zu<br />

befassen habe. Sie akzeptiert das und sagt, daß sie es wage, weil <strong>der</strong> Große Geist ihr versprochen habe, ihr Führer zu sein, worauf er<br />

antwortet, daß es eher so aussieht, als denke sie, sie sei seine Führerin.<br />

Sie sieht seinen Standpunkt und begrüßt den kleinen Bru<strong>der</strong> sehr herablassend.<br />

Später überdenkt Anna dieses Gespräch sehr sorgfältig. Sie beginnt zu sehen, daß sie wie<strong>der</strong> sehr hochmütig <strong>mit</strong> dem Großen Geist<br />

war, wahrscheinlich weil sie von seinem kleinen Bru<strong>der</strong> besessen war. Der Große Geist sagt zu ihr, sie müsse noch näher zwischen<br />

ihnen beiden unterscheiden, denn dann kann es möglich sein, daß sie sich <strong>mit</strong> ihnen versöhnt. Sie sagt ihm, sie habe nun wirklich<br />

eingesehen, daß es Dienst am Ich und nicht Dienst am Selbst wie in ihrem Traum wäre, wenn sie ihrem Größenwahn nachgäbe. Sie<br />

erkenne dies als falsch und sei sich nun darüber bewußt, daß nur das Selbst groß in ihr sein kann. Sie dürfe sich nicht <strong>mit</strong> ihm<br />

identifizieren, vielmehr müsse sie Opfer bringen da<strong>mit</strong> es sich in ihr erfüllen kann.<br />

Wir sehen hier wie klug <strong>der</strong> Große Geist diese Gespräche leitet. Indem er ihr sagt, sie solle es »versuchen«, d.h. ihrem Größenwahn<br />

nachgeben, lernt sie aus eigener Erfahrung die Gefahr kennen, <strong>der</strong> einzige Weg etwas zu lernen. Er beendet dieses Gespräch <strong>mit</strong> den

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