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Familiengeschichte ist halb persönlich und halb unpersönlich. Sie ist wie eine Leiter, die die beiden Reiche verbindet. Die neu<br />

gewonnene Erkenntnis ihres persönlichen wie ihres Animus-Aspektes wird dir nun helfen <strong>mit</strong> Gott zurechtzukommen, denn während<br />

du <strong>mit</strong> deinen Familienschrecken kämpftest, hast du die ganze Zeit auch <strong>mit</strong> dem Teufel gerungen, <strong>der</strong> ein Teil von Gott ist.<br />

Patientin: Ist <strong>der</strong> Teufel <strong>der</strong> Teil Gottes, <strong>der</strong> meine Harfe nicht annehmen will?<br />

Große Mütter: Es ist das bestimmte Lied, das Gott nicht auf deiner Harfe spielen will. Gott zieht es vor, das dem Teufel zu überlassen.<br />

Er hat die Sonnenstrahlen und den kosmischen Gesang für sich reserviert.<br />

Als Ergebnis dieses Gespräches versucht die Patientin nun ihre innere Geschichte unter ihrem geistigen Aspekt anzuschauen.<br />

Zunächst nennt sie diesen Aspekt Wi<strong>der</strong>spiegelung im Himmel. Aber in dieser Verbindung scheinen Worte wie Spiegelbild,<br />

Luftspiegelung, Bild usw. nicht am Platze. Sie denkt, es wäre besser, wenn sie ihren Standort wechselte und ihre menschliche<br />

Tragödie so betrachten könnte, als wäre sie das verkleinerte Abbild eines universellen Dramas. Sie versucht sogar ihr eigenes Leben<br />

als unendlich kleines irdisches Symbol für himmlische Entwicklungen zu sehen.<br />

Um diesen geistigen Standpunkt zu finden, unternimmt sie nun eine symbolische Reise in ein unbekanntes Land unter <strong>der</strong> Aufsicht <strong>der</strong><br />

Großen Mutter, in <strong>der</strong> Hoffnung den neuen Blickwinkel zu erlangen, nach dem sie sich sehnt. Sie erlebt diese Reise als ein äußerst<br />

gefährliches Abenteuer, das sie in einer langen Serie von Gesprächen <strong>mit</strong> ihrer Großen Mutter beschreibt.<br />

Die Dialoge enthalten eine aktive Phantasie von <strong>der</strong> eine gekürzte Version in Form einer Erzählung wie<strong>der</strong>gegeben werden soll. Die<br />

Patientin nennt ihre Phantasie:<br />

Eine Seiltänzerin überquert einen Abgrund<br />

In dieser Phantasie steht die Patientin am Rande eines Abgrundes, <strong>der</strong> zwischen zwei Reichen liegt, ihrem alten irdischen Standpunkt<br />

und dem mehr geistigen Lebenskonzept nach dem sie strebt.<br />

Ein Seil verbindet die beiden Seiten <strong>der</strong> Kluft und offenbar soll dieses Seil eine Brücke ersetzen. Dies soll die Überquerung durch eine<br />

Seiltänzerin werden. Zuerst prallt sie vor <strong>der</strong> Gefahr zurück. Aber die Große Mutter beruhigt sie, indem sie sagt, daß sie, die Große<br />

Mutter, das Seil ist und daß die Patientin nicht zu Schaden kommen kann, weil sie fest an dieses Seil angeheftet ist, wenn auch nur <strong>mit</strong><br />

einem Zeh. Außerdem sagt die Große Mutter, habe sie eine Balancierstange in den Händen, nämlich ihre Instinkte. Folglich beschließt<br />

die arme ungeübte Seiltänzerin die Überquerung zu wagen.<br />

Als sie aber den halben Weg zurückgelegt hat, ist sie so unklug, in die Tiefe hinabzublicken und dort sieht sie, wie ihr Animus und ihr<br />

Schatten zusammen Walzer tanzen und sich küssen. Ihr Anblick macht sie schwindlig. Sie verliert das Gleichgewicht und fällt<br />

hinunter, bleibt aber kopfüber am Seil hängen, an dem sie <strong>mit</strong> nur einem Zeh befestigt ist.<br />

Gerade dieses schicksalhafte Ausgleiten trennt nun die Liebenden. Die Patientin hängt zwischen ihnen, den Kopf nach unten, als wäre<br />

sie ein Schwert das sie zerteilt. Die Notwendigkeit diese Qual zu beenden, läßt sie an ihre Balancierstange denken (ihre Instinkte). Sie<br />

versucht <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Stange den Boden des Abgrundes zu erreichen, um den Kontakt <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Erde (ihrer eigenen Erde) herzustellen. Aber<br />

die Stange ist nicht lang genug. Wie kann sie sie verlängern? Schließlich zwingt ihre Todesangst sie, nach ihrem Schatten zu schreien<br />

und sie anzuflehen, daß sie ihr zu Hilfe kommt. Und dann, nach <strong>der</strong> Vereinigung <strong>mit</strong> ihrem Schatten, werden ihre Instinkte lebendig,<br />

worauf die Stange immer länger wird. Als sie den Boden des Abgrundes berührt, gelingt es ihr, ihre aufrechte Stellung auf dem Seil<br />

zurückzugewinnen, indem sie sich kräftig vom Boden abstößt. Danach geht sie auf dem Seil weiter bis sie die an<strong>der</strong>e Seite <strong>der</strong> Kluft<br />

erreicht.<br />

Natürlich ist es auf dem Papier leicht gesagt, daß die Patientin sich <strong>mit</strong> ihrem Schatten vereinigt hat, aber in Wirklichkeit war sie in<br />

äußerster Not als sie um Hilfe rief und ihr Schrei nach dem Schatten wurde in Todesangst ausgestoßen. Die Patientin drückt ihre Not<br />

wie folgt aus.<br />

Eine Unterredung <strong>mit</strong> dem Schatten<br />

Patientin: Schatten! Laß diesen Animus sein. Komm zu mir. Du gehörst zu mir!<br />

Schatten: Ja! Jetzt, nachdem <strong>der</strong> Teufel aus ihm ausgetrieben ist, ist dieser Animus nichts mehr als ein Häufchen Elend. Ich bin nicht<br />

an ihm interessiert, ich nicht. Ich ziehe kleine Flirts <strong>mit</strong> richtigen Männern vor und ich will durch dich an sie herankommen!<br />

Patientin: Du sagst »kleine Flirts«. Das ist in Ordnung. Aber ich will nicht, daß du mich <strong>mit</strong> deinem Sex-Appeal überflutest.

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