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ücken, um zu hören was Gott sagt. « Genau das ist es. Wir werden nur hören was Gott o<strong>der</strong> das Unbewusste uns sagt wenn wir uns<br />

sehr tief beugen.<br />

Unseren Schatten zu sehen und jedenfalls bis zu einem gewissen Grade anzunehmen, ist für die Erfahrung des Unbewussten eine<br />

conditio sine qua non, denn solange wir uns noch Illusionen hingeben über das was wir sind, haben wir keine Chance real genug zu<br />

sein um die Bil<strong>der</strong> des Unbewussten zu sehen o<strong>der</strong> seine Stimme zu hören. Die Natur und das Unbewusste kommen immer direkt zur<br />

Sache und die ist gewöhnlich sehr verschieden von dem, was wir erwarten. Wir brauchen einen unvoreingenommenen Geist, <strong>der</strong><br />

gelernt hat die Wahrheit über alles zu stellen, um zu registrieren und zu bewerten was wir sehen und hören.<br />

Deshalb ermutige ich Menschen, die <strong>mit</strong> mir arbeiten, selten in <strong>der</strong> frühen Phase <strong>der</strong> Analyse zur aktiven Imagination, vielmehr tue<br />

ich mein Bestes um ihre Aufmerksamkeit auf die Wirklichkeit des Unbewussten zu richten, bis ich fühle sie haben erfahren, daß sie<br />

<strong>mit</strong> etwas umgehen was genauso real ist wie die äußere Welt. Es gibt Ausnahmen, einige Menschen die in dieser Hinsicht begabt sind,<br />

können die aktive Imagination sogar zu Beginn <strong>der</strong> Analyse sehr hilfreich finden und sie legitimerweise anwenden, aber das ist sehr<br />

selten.<br />

Wenn Ihnen die aktive Imagination als ein Weg erscheint den Sie <strong>mit</strong> Gewinn gehen können und wenn Sie ziemlich sicher sind, daß<br />

es Ihr wahres Motiv ist mehr über sich selbst und die unbekannte Seite des Menschen zu erfahren, dann gilt es als erstes zu realisieren,<br />

daß <strong>der</strong> Weg dem Grundsatz des chinesischen Regenmachers von Kiang Tschou folgt.<br />

Diese Geschichte ist sehr oft erzählt worden, aber Jung <strong>der</strong> uns wenig direkten Rat gab, sagte einmal zu mir: »Geben Sie nie ein<br />

Seminar und selten eine Vorlesung ohne den Leuten diese Geschichte zu erzählen.« An einem <strong>der</strong> letzten Weihnachtsfeste vor seinem<br />

Tod, als er am Abendessen im Psychologischen Club in Zürich teilnahm, erzählte er sie nochmals. Nun war bestimmt niemand in dem<br />

Raum, <strong>der</strong> die Geschichte nicht kannte und doch än<strong>der</strong>te sich die ganze Stimmung nachdem er sie erzählt hatte. Da merkte ich wie nie<br />

zuvor, warum er mich angewiesen hatte sie oft zu wie<strong>der</strong>holen.<br />

Es herrschte eine schreckliche Dürre in dem Teil Chinas, wo Richard Wilhelm lebte. Nachdem die Menschen alle bekannten Arten<br />

den Regen zu bringen vergeblich versucht hatten, beschlossen sie nach einem Regenmacher zu schicken. Dies interessierte Wilhelm<br />

sehr und er gab sich Mühe auch dort zu sein wenn <strong>der</strong> Regenmacher käme. Der Mann reiste in einem gedeckten Wagen an, ein kleiner<br />

verhutzelter alter Mann, <strong>der</strong> die Luft <strong>mit</strong> offensichtlichem Abscheu schnüffelte. Als er ausstieg und bat er darum in einer kleinen Hütte<br />

außerhalb des Dorfes alleingelassen zu werden. Sogar sein Essen sollte draußen vor die Tür gestellt werden.<br />

Drei Tage lang war nichts von ihm zu hören, dann regnete es nicht nur, son<strong>der</strong>n es gab auch noch starken Schneefall <strong>der</strong> in dieser<br />

Jahreszeit ganz unbekannt war. Sehr beeindruckt suchte Wilhelm den Regenmacher auf und fragte ihn wie er Regen und sogar Schnee<br />

machen könne. Der Regenmacher erwi<strong>der</strong>te: »Ich habe den Schnee nicht gemacht, ich bin nicht dafür verantwortlich.« Wilhelm<br />

bestand darauf, daß eine furchtbare Dürre geherrscht habe und daß nach drei Tagen große Mengen Schnee gefallen seien. Der alte<br />

Mann sagte: »Oh, das kann ich erklären. Sehen Sie, ich komme von einem Ort, wo die Menschen in Ordnung sind, sie sind im Tao,<br />

deshalb ist das Wetter auch in Ordnung. Aber ich kam hierher und sah, daß die Leute in Unordnung waren und mich da<strong>mit</strong> ansteckten.<br />

So blieb ich allein bis ich wie<strong>der</strong> im Tao war und dann schneite es natürlich.«<br />

Der größte Nutzen <strong>der</strong> aktiven Imagination ist es uns wie <strong>der</strong> Regenmacher in Einklang <strong>mit</strong> dem Tao zu bringen, so daß um uns herum<br />

die richtigen Dinge statt <strong>der</strong> falschen geschehen können. Obwohl vielleicht das Reden vom chinesischen Tao einer Sache einen<br />

exotischen Geruch verleiht die in Wirklichkeit eine Angelegenheit <strong>der</strong> täglichen Erfahrung ist, finden wir denselben<br />

Sinnzusammenhang auch in unserer Alltagssprache: »Er ist <strong>mit</strong> dem linken Fuß zuerst aufgestanden«. Dieser. Ausdruck umschreibt<br />

eine seelische Verfassung in <strong>der</strong> wir nicht in Harmonie <strong>mit</strong> dem Unbewussten aufgewacht sind. Wir sind schlecht gelaunt und<br />

unangenehm und wir haben als Folge davon eine zersetzende Wirkung auf unsere Umgebung, also das genaue Gegenteil <strong>der</strong> Wirkung<br />

die offensichtlich vom Regenmacher aus Kiang Tschou ausging.<br />

Diese Auswirkungen kann man klar an den Gegensätzen <strong>der</strong> Gebetsausübung und <strong>der</strong> Schwarzen Magie beobachten. Die Mystiker<br />

stellten ihr ganzes Streben unter das Ziel sich <strong>mit</strong> Gott zu vereinigen, o<strong>der</strong> in unserer Sprache in sich selbst hineinzugehen, bis das<br />

Selbst in großem Maße an die Stelle des Ego getreten ist. Es gibt eine Vielzahl von wun<strong>der</strong>baren Berichten über die Wirkungen, die<br />

die Mystiker auf ihre Umgebung gehabt haben sollen. Die hl. Gertrud, eine benediktinische Abtissin, konnte z. B. vermutlich sogar<br />

das Wetter beeinflussen. Es gibt unzählige Geschichten über ihre Fähigkeit durch Gebet den Hagel abzuwenden, einen schweren Frost<br />

zu beenden, die Ernte im letzten Augenblick vor dem Sturm zu retten usw. Es ist interessant, daß sie in ihren überlieferten Gebeten<br />

betont sie wolle Gott nicht ihren egoistischen Willen aufzwingen, son<strong>der</strong>n seine Aufmerksamkeit auf die Tatsachen lenken. Das heißt,<br />

sie versucht, eine vollkommene Harmonie zwischen sich und Gott herzustellen, die nicht dadurch gestört wird ob er ihre Gebete erhört<br />

o<strong>der</strong> nicht. Dabei geht es hier nicht darum ob diese Wirkungen, seien sie natürlich o<strong>der</strong> wun<strong>der</strong>bar, wirklich stattgefunden haben,<br />

son<strong>der</strong>n um die Tatsache das unzählige Menschen daran glaubten. Dies ist an sich psychologischer Beweis genug für die<br />

tiefverwurzelte Überzeugung des Menschen, daß <strong>der</strong> Einklang <strong>mit</strong> Gott o<strong>der</strong> <strong>mit</strong> dem Selbst eine Auswirkung auf die Umgebung hat.

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