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Begegnungen <strong>mit</strong> jungen Männern zu haben. Lei<strong>der</strong> folgte darauf eine schlecht aufgenommene Liebe zu ihrem Freudschen<br />

Analytiker. Sie lebte <strong>mit</strong> diesem Kummer bis in die Lebens<strong>mit</strong>te hinein, als sie in <strong>der</strong> Schweiz eine Jungsche Analyse anfing.<br />

Abschließend denke ich, wir schulden Anna großen Dank, daß sie die Veröffentlichung dieses Materials erlaubte, eine Großzügigkeit,<br />

die in ihrem Beruf allgemein ist, denn Künstler aller Gattungen üben sich ständig darin ihre innersten Reaktionen dem kritischen Auge<br />

des Publikums auszusetzen.<br />

Darstellung <strong>der</strong> Fallgeschichte Von Anna Marjula<br />

Auf den folgenden Seiten habe ich versucht die allmähliche Entwicklung des Individuationsprozesses in meinem Leben zu<br />

beschreiben. Ich habe die Form einer Vorlesung gewählt, um mein Fall-Material zu gestalten, weil mir das die Gelegenheit gab, »den<br />

Patienten« zu objektivieren und mich <strong>mit</strong> einem imaginären Vortragenden zu identifizieren.<br />

Die aktive Imagination, wie sie methodisch von C. G. Jung entwickelt wurde und ihre heilende Wirkung auf meine Neurose werden in<br />

diesem Essay ausführlich dargestellt.<br />

Folgenden Personen, die mir geholfen haben, dieses Material für die Veröffentlichung vorzubereiten, möchte ich meinen Dank<br />

ausdrücken: Barbara Hannah, Marie-Louise von Franz, Marian Bayes und Mary Elliot.<br />

1 Einführung in den Fall<br />

Diese Vorlesungen sollen das positive Ergebnis zeigen, daß eine bestimmte Patientin durch ihren aufrichtigen Versuch erreichte,<br />

schattenhafte Teile ihrer Psyche bewußt zu machen und zu assimilieren, Teile die vergessen o<strong>der</strong> unterdrückt waren o<strong>der</strong> die ihr nie<br />

bekannt gewesen sind, und was noch wesentlicher ist, den heilenden Einfluß zeigen, den sie durch ihren absichtlichen und aktiven<br />

Kontakt <strong>mit</strong> dem archetypischen Hintergrund alles menschlichen Lebens erfahren, hat ein Kontakt <strong>mit</strong> einigen <strong>der</strong> großen<br />

Unbewussten Mächte, die in <strong>der</strong> kollektiven ewigen Quelle des Lebens enthalten sind und die alle Bewegungen <strong>der</strong> Menschheit o<strong>der</strong><br />

in kleineren Wellen jedes Individuums in seinem o<strong>der</strong> ihrem täglichen Leben ernähren aktivieren und beeinflussen.<br />

Zu Beginn ist eine Einführung in ihre äußere Geschichte und ihren Fall von Neurose erfor<strong>der</strong>lich. Eine Zusammenfassung ihrer<br />

Dialoge <strong>mit</strong> archetypischen Figuren wird folgen und wir werden versuchen dem wachsenden Einfluß nachzugehen, den diese Dialoge<br />

auf die Patientin und als Folge davon, auf den Heilungsprozeß ihrer Seele hatten.<br />

Die Geschichte <strong>der</strong> Patientin<br />

Die Patientin ist gegen Ende des letzten Jahrhun<strong>der</strong>ts in Europa geboren. Ihr Vater war Jurist. Die Familie bestand aus Vater, Mutter,<br />

zwei Töchtern und einem Sohn. Die Patientin war die zweite Tochter. Sie war ein hellwaches Kind, lernte gut in <strong>der</strong> Schule und war<br />

speziell begabt für Musik und Dichtung. Als sie dreizehn war, verlor sie ihre Mutter und als sie zwanzig war, starb ihr Bru<strong>der</strong>, einige<br />

Jahre später beging ihre Schwester Selbstmord. Der Tod ihres Vaters trat ein als sie 47 Jahre alt war. So blieb sie als das einzige<br />

überlebende Mitglied <strong>der</strong> Familie zurück. Dies ist in Kürze ihre Familiengeschichte. Sie blieb unverheiratet und wandte sich beruflich<br />

<strong>der</strong> Musik zu. Ihre innere psychologische Geschichte war sehr stark durch den dominierenden Charakter des Vaters bestimmt (was<br />

einen negativen Vaterkomplex <strong>mit</strong> sich brachte) sowie durch den frühen Tod <strong>der</strong> Mutter.<br />

Die Patientin war ein nervöses Kind, das unter Schlaflosigkeit und Appetitmangel litt. Als sie noch sehr jung war, war ihr Verhalten<br />

das einer Introvertierten. Sie verfasste Gedichte und komponierte gewöhnlich in <strong>der</strong> Toilette, diese Schätze zeigte sie niemandem<br />

außer ihren Puppen. Sie war jedoch voller Leben, ein recht glückliches Kind, gut im Sport und in Spielen und bei ihren kleinen<br />

Kameraden beliebt. Es war ein schrecklicher Schlag für das Mädchen, als ihre zärtlich geliebte Mutter starb. Das verhin<strong>der</strong>te die<br />

harmonische Entwicklung ihres Wesens. Sie wurde in ihrer inneren Welt früh reif und äußerst scheu in <strong>der</strong> äußeren Welt. Und dies<br />

beson<strong>der</strong>s <strong>mit</strong> Jungen, die sie in Panik brachten und sie deshalb nicht mochten, was den Stolz <strong>der</strong> Patientin furchtbar verletzte. Sie<br />

wurde neurotisch, aber niemand schien das zu bemerken. Wegen ihrer Scheu waren alle Ängste und Min<strong>der</strong>wertigkeitsgefühle in ihr<br />

verschlossen, wie eine Sache die geheim gehalten werden muß. Sie schämte sich dieser Min<strong>der</strong>wertigkeit sehr und versuchte sie durch<br />

Leistungen in <strong>der</strong> Schule und in <strong>der</strong> Musik zu kompensieren. Sie strebte immer <strong>mit</strong> aller Macht danach die beste Schülerin zu sein und<br />

sie war wirklich immer die beste Schülerin. Ihr Ehrgeiz nahm auf unglückliche Art zu. Doch ungeachtet <strong>der</strong> Tatsache, daß <strong>der</strong> Tod<br />

ihrer Mutter in ihrer Kindheit ein fatales Ereignis für sie war, verzögerte sich <strong>der</strong> Ausbruch ihrer Neurose um acht Jahre. Als sie 21<br />

Jahre alt war kam <strong>der</strong> Zusammenbruch. Er wurde durch eine Vision angekündigt, die sich später als Kernpunkt ihrer Neurose<br />

herausstellte.

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