begegnungen-mit-der-seele.pdf
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länger gelebt hätte -, so wie es immer bei <strong>der</strong> aktiven Imagination geschieht, wenn die Lösung zu oberflächlich ist o<strong>der</strong> wenn sie <strong>der</strong><br />
einen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite nicht genug Raum läßt.<br />
Was immer unsere Absicht darüber sein mag, ich hoffe, daß dieses Gespräch die außerordentliche Schwierigkeit solcher<br />
Unterredungen <strong>mit</strong> dem Unbewussten zeigt, sowie den totalen Einsatz den sie erfor<strong>der</strong>n und auch wie wichtig es ist an <strong>der</strong> Errichtung<br />
<strong>der</strong> Ganzheit zu arbeiten, nämlich das Selbst in den Mittelpunkt zu stellen und nicht das Ich. Der Ba beschreibt es als gemeinsames<br />
Heim für das Bewusstsein und das Unbewusste, Hugo als bräutliche Hingabe <strong>der</strong> Seele an Christus. Grundsätzlich meinen beide<br />
dasselbe: die Ganzheit und innere Einheit des Menschen.<br />
6 Heilung einer Neurose: Das Beispiel Anna Marjula<br />
Einleitung<br />
Das vorliegende Stück aktiver Imagination war Jung bekannt. Er dachte sehr positiv darüber und versprach sogar den Text -<br />
zusammen <strong>mit</strong> an<strong>der</strong>en Dokumenten - in ein geplantes eigenes Buch aufzunehmen. Jedoch starb Jung bevor er sein Vorhaben<br />
durchführen konnte. Anna Marjula war natürlich sehr enttäuscht. Da Jung mir aber geraten hatte, Annas Manuskript nicht allein zu<br />
veröffentlichen, suchte ich nach einem Kompromiß. Vor etwa zehn Jahren wurde es <strong>mit</strong> Hilfe des Psychologischen Clubs und des C.<br />
G. Jung Instituts Zürich unter dem Titel „ Der heilende Einfluß <strong>der</strong> aktiven Imagination in einem speziellen Fall von Neurose« von<br />
Anna Marjula privat gedruckt und es zirkulierte in dieser Form unter Leuten, die eine gewisse Kenntnis <strong>der</strong> Jungschen Psychologie<br />
besaßen.<br />
Seitdem habe ich viele Anfragen bekommen, den Text <strong>der</strong> Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Gegen eine Publikation in diesem<br />
Buch, in dem er von verschiedenen an<strong>der</strong>en Beispielen aktiver Imagination begleitet ist, bestehen Jungs damalige Bedenken nicht.<br />
Ohne Zweifel handelt es sich um ein ungewöhnlich gutes Beispiel, so daß es schade wäre, wenn <strong>der</strong> Text einfach unterginge.<br />
Den ersten Teil des ursprünglichen Textes, <strong>der</strong> hauptsächlich aus Gesprächen <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Großen Mutter besteht, lege ich hier vor. Der<br />
zweite Teil besteht aus Zeichnungen, die Anna Marjula am Anfang ihrer Analyse bei Toni Wolff gemacht hat. Die Zeichnungen selbst<br />
waren daher ein Vorläufer ihrer aktiven Imagination, aber sie wären für sich genommen ganz unverständlich. Die Deutungen in dem<br />
kleinen Buch wurden von Anna einige Zeit nach ihren Gesprächen <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Großen Mutter verfasst und da sie bewußte Deutungen<br />
waren, haben sie nicht direkt <strong>mit</strong> <strong>der</strong> aktiven Imagination zu tun. Auch wurde kein Versuch gemacht, die beiden Teile<br />
zusammenzubringen. Es scheint deshalb besser zu sein, diesen Abschnitt des Textes auszulassen und ihn durch eine<br />
Zusammenfassung einiger Begegnungen <strong>mit</strong> dem Großen Geist zu ersetzen, die Anna erfahren hatte, nachdem das Büchlein gedruckt<br />
war. Sie scheinen auch besser zu unserem Material zu passen, zudem sind sie nie zuvor erschienen, nicht einmal privat. Ich habe auch<br />
meine Einführung in ihre Arbeit gekürzt, weil <strong>der</strong> ganze erste Teil vom Gegenstand <strong>der</strong> aktiven Imagination allgemein handelt, was<br />
schon in <strong>der</strong> Einführung zu diesem Buch behandelt wurde.<br />
Die Arten aktive Imagination zu machen sind außerordentlich verschieden und individuell, aber die Methoden des Sehens und Hörens<br />
sind die üblichsten, Anna-Marjula übte beide aus. Bei <strong>der</strong> visuellen Methode, die sie zuerst gebrauchte, hielt sie sich fest an daß was<br />
sie in den Bil<strong>der</strong>n sah, von denen einige im zweiten Teil ihres Manuskriptes erschienen. Natürlich ist das ganze Material sehr<br />
verdichtet und verkürzt, aber die Phantasie von <strong>der</strong> Seiltänzerin ist ein gutes Beispiel für die visuelle Methode in <strong>der</strong> Bewegung. Es<br />
war jedoch die Methode des Hörens, die im Gespräch wie<strong>der</strong>gegeben wird, die ihr am meisten half. Außerdem erreichte sie eine<br />
ungewöhnlich hohe Ebene <strong>der</strong> aktiven Imagination bei diesem Gespräch, ein Niveau, das ein ungewöhnliches Maß an Arbeit,<br />
Konzentration, Ehrlichkeit, Mut und Selbstkritik erfor<strong>der</strong>t.<br />
Anna neigte nie dazu sich in Phantasien zu ergehen, im Gegenteil, sie hatte große Schwierigkeiten ihren Wi<strong>der</strong>stand gegen die aktive<br />
Imagination zu überwinden und die seltsamen Inhalte auszuhalten, die das Unbewusste hervorbrachte. Man kann sehen, daß einige<br />
dieser Inhalte keinesfalls harmlos waren, in diesem Sinne versteht man, warum so viele Leute sich vor <strong>der</strong> aktiven Imagination<br />
fürchten. Aber die Inhalte waren von Anfang an präsent - die gefährlichsten erschienen (von ihr zwar unerkannt) in den frühesten<br />
Bil<strong>der</strong>n - und natürlich waren sie desto gefährlicher je weniger sie gesehen wurden.. Man wußte, daß alarmierende Größenideen am<br />
Werk waren, aber sie lösten sich in Nichts auf, sobald ein Versuch unternommen wurde, sie bewußt zu machen, sofort setzte eine<br />
Gegenbewegung ein und gefährliche Min<strong>der</strong>wertigkeitsgefühle nahmen ihren Platz ein.<br />
Psychiater werden sicher Themen und Ideen wie<strong>der</strong>erkennen, die in vielen Fällen zur Einweisung in eine Klinik geführt haben, aber<br />
das erhöht nur den Wert dieses Materials. Die Art wie die Große Mutter manchmal <strong>mit</strong> diesem explosiven Material umgeht, zeigt daß<br />
das Unbewusste selbst die Gegengabe zu seinem eigenen Gift besitzt. Wie Anna offen zugibt, hat sie sich oft vor dem Wahnsinn<br />
gefürchtet und <strong>der</strong> Selbstmord ihrer Schwester zeigt in dieser Hinsicht eine ererbte Schwäche. Außerdem hat ihr Animus über mehrere<br />
Jahre jeden Fortschritt regelrecht zerstört, wie sie selbst sagt und alles getan um ihre Neigung zur Panik zu verstärken. Obgleich ich