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Parabeln auf sich wirken und sich dadurch verwandeln lassen - denn seine ganze Einstellung hat sich grundlegend geän<strong>der</strong>t -, son<strong>der</strong>n<br />

er erlaubt dem Unbewussten auch, seine eigenen Äußerungen zu durchdringen, was wir an <strong>der</strong> außerordentlichen Bedeutsamkeit <strong>der</strong><br />

Vergleiche sehen können, die er selbst anbringt, Analogien die Tausende von Jahren brauchten um zu reifen und die heute immer noch<br />

relativ unbekannt sind. Wenn diese Rede ein Teil unserer eigenen aktiven Imagination wäre, würden wir längere Zeit brauchen um sie<br />

zu verdauen, denn sie kommt sowohl aus dem Bewusstsein als auch aus dem Unbewussten. Seine Rede ist ein klassisches Beispiel<br />

dafür wie eine aktive Imagination durchgeführt werden sollte.<br />

In diesem fortgeschrittenen Stadium <strong>der</strong> aktiven Imagination bleibt die bewußte Einstellung auf ihrer Linie, <strong>der</strong> Mann möchte dem Ba<br />

sagen, daß er seine Sünden gegen ihn eingesehen hat, aber nicht die gegen die Allgemeinheit und daß er sich seiner selbst schämt.<br />

Diese Haltung wird aktiv und unentwegt beibehalten. Je<strong>der</strong> Satz beginnt da<strong>mit</strong>. Aber wenn er in seinem Geist nach neuen Vergleichen<br />

sucht, um sein Entsetzen zu erklären, wird deutlich, daß er seinem Unbewussten erlaubt einzufließen, denn das Bewusstsein könnte<br />

niemals solche bedeutungsvollen Parallelen finden, die so viele Jahre zur Reifung gebraucht haben.<br />

Wäre dies eine aktive Imagination aus unserer Zeit, müßten wir sehr sorgfältig darüber nachdenken, bevor wir anfangen könnten sie<br />

zu verstehen. Es ist ausgezeichnetes Material um den Grund für die transzendente Funktion zu legen, denn sie kommt sowohl aus dem<br />

Bewusstsein wie auch aus dem Unbewussten.<br />

Der Lebensmüde hat hier etwas vom Ba aufgenommen, denn sein Stil ist dem des Ba ähnlich geworden, er läßt bedeutsame<br />

Vergleiche in Form von Parabeln einfließen. Darüber hinaus hat er etwas vom objektiven Geist des Ba gewonnen und zwischen ihnen<br />

bildet sich deutlich die transzendente Funktion.<br />

Seinen Kommentar zur ersten Rede beendet Jacobsohn da<strong>mit</strong>, daß er betont, <strong>der</strong> lebensmüde Mann habe Vertrauen zu seinem Ba<br />

gewonnen, ebenso einen neuen Verantwortungssinn ihm gegenüber und er werde in <strong>der</strong> nächsten Rede <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Erklärung fortfahren,<br />

warum er noch keine Möglichkeit sieht seinen Wunsch nach Selbstmord zu wi<strong>der</strong>rufen.<br />

Der Mann beginnt die nächste Rede, indem er sagt:<br />

Zu wem soll ich heute noch reden? Die Brü<strong>der</strong> sind schlecht, die Freunde von heute sind lieblos.<br />

Je<strong>der</strong> folgende Abschnitt beginnt ebenfalls <strong>mit</strong> den Worten: »Zu wem soll ich heute reden?« und geht weiter <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Klage je<strong>der</strong> sei<br />

habgierig, frech, böse, ein Räuber usw. Niemanden kann er finden, <strong>der</strong> gut und milde ist, er hat keinen Vertrauten und ist maßlos<br />

einsam.<br />

Ohne Zweifel ist in dieser Rede noch eine gewisse Inflation und Projektion sichtbar, aber wir müssen an die Zeit denken, in <strong>der</strong> er<br />

lebte und dürfen nicht nach unseren Maßstäben urteilen.<br />

Die Einsamkeit entsteht vermutlich durch den Eingriff des Ba, denn wie Jung in »Psychologie und Alchemie« sagt, sind »solche<br />

Einbrüche unheimlich. Sie bedeuten eine schwerwiegende Alteration <strong>der</strong> Persönlichkeit, indem sie sofort ein peinliches persönliches<br />

Geheimnis bilden, welches den betroffenen Menschen von seiner Umgebung entfremdet und ihn gegen diese isoliert. «<br />

Der Ba hat <strong>der</strong> Gier und <strong>der</strong> Macht als Lebensziel ein Ende gesetzt, aber <strong>der</strong> Mann ist noch nicht frei genug von ihnen, so daß er nicht<br />

davor gefeit ist sie bei an<strong>der</strong>en Leuten übelzunehmen. Sogar 2000 Jahre später predigt das Christentum noch die Welt sein zu lassen,<br />

deshalb würden wir von unserem Mann Unmögliches verlangen, wenn wir erwarten, daß er den Zusammenprall <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Welt<br />

ungestraft aushält.<br />

Aber die Tatsache, daß er dem Ba seine äußeren Umstände erklärt, ist sehr wichtig für uns, denn auch wir sind gezwungen dem<br />

Unbewussten von unseren äußeren Bedingungen zu berichten und im Extremfall zu sagen, daß wir die Grenze unserer Tragfähigkeit<br />

erreicht haben. Wenn wir dies zu schnell sagen, dann wehe uns! Aber wenn wir wirklich an <strong>der</strong> Grenze des Erträglichen sind, wird uns<br />

das Unbewusste hören und seine Richtung än<strong>der</strong>n. Wir dürfen nie vergessen, daß die aktive Imagination ein Geben und Nehmen ist,<br />

wir müssen sowohl auf unser Unbewusstes hören- »Siehe, es ist gut wenn die Menschen hören« -, als auch die nötige Information von<br />

uns geben.<br />

Daß dies absolut notwendig ist, wurde mir einmal während einem Gespräch <strong>mit</strong> meinem Animus demonstriert. Zu meiner großen<br />

Überraschung sagte er plötzlich: »Wir sind in einer sehr heiklen Läge, aneinan<strong>der</strong>gekettet wie siamesische Zwillinge und doch in<br />

völlig verschiedenen Wirklichkeiten.« Er erklärte mir dann, daß unsere Realität für ihn genauso unsichtbar ist wie seine für uns.<br />

Deshalb dürfen wir bei aller Bemühung die Wirklichkeit des Unbewussten zu sehen, nie vergessen, ihm zu helfen die unsrige zu<br />

sehen. So wie <strong>der</strong> Mann zuerst den Standpunkt des Ba nicht sehen konnte, so konnte <strong>der</strong> Ba auch nicht sehen warum das äußere Leben<br />

für unseren Mann so unerträglich geworden ist, bis es ihm in den beiden folgenden Antworten erklärt wurde.

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