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Diese Rede enthüllt ein Stadium in <strong>der</strong> aktiven Imagination, da <strong>der</strong> Mann tatsächlich keine Kenntnis vom Wesen des Ba hat, er<br />

projiziert lediglich seine eigenen dogmatischen Ideen auf ihn. Der Ba ist verärgert, daß <strong>der</strong> Mann in kindischer Art versucht die<br />

Verantwortung für den Selbstmord auf ihn zu wälzen. Wie Jung oft betont hat lebt das Unbewusste nicht in Raum und Zeit und nimmt<br />

deshalb relativ wenig Notiz vom Tod. Aber es interessiert sich dafür ob wir unser Leben vollständig leben o<strong>der</strong> nicht und ob wir dem<br />

Selbst ermöglichen sich auf Erden zu manifestieren.<br />

Die Frage »Was ist denn dein Ziel?« wird gestellt um den Mann zum Denken zu bewegen. Es ist wie im Traum Monicas, <strong>der</strong> Mutter<br />

des Augustinus, in dem ein Engel sie fragt, warum sie so unglücklich über ihren Sohn ist. Augustinus sagt dazu, <strong>der</strong> Engel habe es<br />

natürlich gewußt, sie aber gefragt um sie zum Nachdenken zu bewegen.<br />

In seinem Aufsatz »Die Frau in Europa« schreibt Jung: » Männlichkeit bedeutet, wissen was man will und das Nötige tun um es zu<br />

erreichen.« Der Ba scheint von <strong>der</strong> weiblichen Haltung des Mannes abgestoßen zu sein. Er will »auf den Tod zutreiben«, wie er es<br />

nennt und zwar auf eine völlig passive Art. Der Ba beschuldigt ihn nach dem Guten zu sehen, wie ein Verwalter - eigentlich meint er<br />

wohl wie ein Geizhals - nach seinen Schätzen sieht. Schließlich sind Gut und Böse nur menschliche Begriffe und <strong>der</strong> Mann projiziert<br />

menschliche Normen auf den Ba, <strong>der</strong> den Appell über die vermeintlichen Sünden des Mannes hinwegzusehen, verständlicherweise<br />

abwehrt o<strong>der</strong> vielmehr die Frage als unwesentlich fallen läßt.<br />

Der Mann, <strong>der</strong> den Ba noch nicht versteht, hört nur seine Anspielung auf das »Gute« und antwortet: »Ja, genau das interessiert mich,<br />

das Gute.« Er sieht es als gleichbedeutend <strong>mit</strong> korrekt ausgeführten Begräbnisriten und einem geordneten Dasein im Jenseits an. Er<br />

erklärt, daß er noch nicht ins Jenseits eingetreten sei, weil diese Frage noch nicht geklärt ist. Dabei betont er, er sei kein Räuber, er<br />

habe nichts Brutales an sich und versucht weiter den Ba zu überreden, daß er seinem Selbstmord zustimmt, indem er ihm die<br />

genaueste Erfüllung <strong>der</strong> Begräbnisriten verspricht, so daß <strong>der</strong> Ba von allen an<strong>der</strong>en Bas beneidet wird. Er droht dem Ba, daß er im<br />

Jenseits keine Heimat haben wird, wenn er den Mann in den Tod treiben läßt ohne ihm zu helfen..<br />

Die mo<strong>der</strong>ne Entsprechung zu dieser Unterhaltung wäre es, wenn wir unserem Animus o<strong>der</strong> unserer Anima sagten, sie kämen in eine<br />

so herrliche Lage, wenn sie genau nach unserem Willen handelten, daß <strong>der</strong> Animus von Frau Schmidt o<strong>der</strong> die Anima von Herrn Hinz<br />

grün vor Neid werden.<br />

Der lebensmüde Mann versucht wie<strong>der</strong> seinen Ba <strong>mit</strong> dogmatischen Ansichten über das Jenseits zu manipulieren. Da <strong>der</strong> Ba zur<br />

unsichtbaren Wirklichkeit gehört, sieht das so aus, als wollte <strong>der</strong> Mann seine Großmutter lehren Eier auszusaugen. Er ist hoffnungslos<br />

verwickelt, er möchte, daß <strong>der</strong> Ba die Frage des Selbstmordes klärt, die eigentlich eine Angelegenheit dieser Welt ist, wo er selber die<br />

Verantwortung übernehmen muß, er will aber auch den Ba über das Jenseits belehren, dessen Wirklichkeit sein Begreifen übersteigt.<br />

An<strong>der</strong>erseits - das möchte ich betonen - hat <strong>der</strong> Mann völlig recht, seinen bewussten Standpunkt bis zum Letzten zu verteidigen und<br />

dem Ba nicht nachzugeben bis er wirklich überzeugt ist. Er ist zu weit gegangen, aber wir können nur durch Irrtümer lernen. Der<br />

Hauptgrund für den Wert des Textes in Bezug auf die aktive Imagination besteht darin, daß er eine echte Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

zwischen dem Bewusstsein und dem Unbewussten darstellt. Beide verteidigen <strong>mit</strong> dem größten Kraftaufwand ihren Standpunkt.<br />

Der Ba antwortet:<br />

Wenn du an das Begräbnis denkst - Wehleidigkeit ist das, es ist das Bringen <strong>der</strong> Träne beim Traurigmachen des Menschen, es<br />

bedeutet (schließlich) das Wegholen des Menschen aus dem Hause um ihn auf den Hügel zu werfen -, dann kannst du nicht mehr nach<br />

oben hervorkommen um das Sonnenlicht zu sehen.<br />

Der Ba fährt fort, indem er dem Mann sagt, daß die Toten bei denen je<strong>der</strong> Ritus erfüllt ist und denen schöne steinerne Pyramiden<br />

gebaut wurden, nicht unbedingt besser dran sind als die Ermüdeten, die am Flußufer sterben und dort ohne Hinterbliebene und<br />

irgendwelche Begräbnisriten verwesen.<br />

Der Ba endet:<br />

Höre nun mich an! Siehe, es ist gut wenn die Menschen hören. Folge dem schönen Tag und vergiß die Sorge!<br />

Offenbar ist die ägyptische Religion stereotyp geworden, das Wasser des Lebens ist nicht mehr in ihr enthalten, denn <strong>der</strong> Ba betont<br />

<strong>mit</strong> Bestimmtheit, daß die Begräbnisriten allein nutzlos sind. Er ist nicht gegen sie, er sagt dem Mann nur, daß es unnütz und<br />

lächerlich ist seinen ganzen Glauben darauf zu gründen.<br />

Jacobsohn schreibt, daß <strong>der</strong> Ba einen Zweifel ausspricht, <strong>der</strong> damals gerade aus dem Unbewussten auftauchte, ob die traditionellen<br />

Zeremonien noch einen absoluten Wert haben o<strong>der</strong> nicht. Wahrscheinlich war es dieser Zweifel, <strong>der</strong> hinter <strong>der</strong> ganzen Umwälzung<br />

jener Zeit stand, ganz ähnlich wie <strong>der</strong> Zweifel daran, ob die christliche Einstellung zum Bösen noch gültig ist, heute vielleicht bei uns

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