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nicht an. Sie fragt ihn: »Was habe ich getan, daß du plötzlich so ärgerlich wurdest und mich töten wolltest?« Er antwortet: »Ich kann<br />

so eine enthaltsame Einstellung nicht ausstehen.« Sie verspricht ihm, daß sie ihre Gefühle nicht mehr unterdrücken will »um<br />

vernünftig zu erscheinen«. Dann gehen sie gemeinsam zum Zentrum zur Blume.<br />

Offensichtlich verbieten es uns unsere Instinkte sie zu ignorieren während wir im Körper sind und tatsächlich wurde Beatrice noch oft<br />

wegen äußerer Probleme von Emotionen hin und her gerissen, von Eifersucht und dem Wunsch gegen die unbegreifliche Fremdheit<br />

ihrer Gegenübertragung zu rebellieren. Ich habe Jung einmal von einem Mann erzählt, <strong>der</strong> ins Leben zurückgekommen ist, nachdem<br />

ihn die Ärzte für tot gehalten hatten. Er hatte berichtet, er sei während dieser Zeit an einem Ort gewesen, <strong>der</strong> ihm vertrauter war als<br />

sein eigenes Heim. Er war ungeheuer erstaunt, daß dieser vertraute Ort <strong>der</strong> Tod war. Jung sagte, er selbst stelle sich den Tod auch so<br />

vor. Aber, fügte er hinzu »das Ich wird es nicht mögen. Von dieser Seite ist Protest zu erwarten. «<br />

Der Bärenmann scheint Beatrices Aufmerksamkeit auf diesen Protest zu lenken und sie achtet gehörig auf das was er sagt.<br />

Aber zunehmend wird sie zu ihrem Temenos gezogen, zuletzt geht sie jeden Tag dorthin. Man spürt, wenn Beatrice hinübergeht, wird<br />

es wirklich vertrauter für sie sein- als ihr eigenes Heim - ein Segen, den sie sicherlich ihrer wachsenden Hingabe an die aktive<br />

Imagination verdankt.<br />

Kurz vor ihrem Tod ist sie wie<strong>der</strong> im Zentrum und schreibt:<br />

Ich muß nun immer im Zentrum bleiben o<strong>der</strong> das Problem kann nie auf beiden Seiten gelöst werden. Vielleicht bin ich das Zentrum.<br />

Das Geheimnis <strong>der</strong> Blume ist in mir, ich bin sie und sie ist ich. Sie ist in mich eingegangen und ein menschliches Wesen geworden.<br />

Ich bin zwei, gewöhnlicher Mensch und das Geheimnis <strong>der</strong> Blume. Ich bin aus dem Zentrum gewachsen. Meine Wurzeln sind in <strong>der</strong><br />

schwarzen waldigen Erde, tief in <strong>der</strong> Erde. Hier bin ich aufgewachsen. Meine Blütenblätter haben sich entfaltet und dann ist die<br />

wun<strong>der</strong>bare Blume im Zentrum <strong>mit</strong> vier goldenen und vier silbernen Blütenblättern. Ich bin diese leuchtende Blume aus <strong>der</strong> auch ein<br />

Quell entspringt. Ich blühe hell in<strong>mit</strong>ten des dunklen Waldes. Bin ich wirklich die Blume?<br />

Dies ist das erste Mal, daß Beatrice in die Blume hineingeht, aber es ist keineswegs das erste Mal, daß sie dies tun wollte. Wie<strong>der</strong>holt<br />

hatte sie diesen Wunsch ihrem Geist-Mann <strong>mit</strong>geteilt, in welcher Form er sich auch zeigte. Aber immer verbot er ihr den Eintritt<br />

indem er sagte es sei gefährlich weil es oft nicht gelingt wie<strong>der</strong> zurückzukehren. Diesmal jedoch protestierte er nicht, die richtige Zeit<br />

für ihren eigenen beson<strong>der</strong>en Tod ist gekommen, sie wird den Weg zurück in ihren irdischen Körper nicht mehr finden, son<strong>der</strong>n darf<br />

nun in den feinstofflichen Körper eintreten um dessen Aufbau sie sich so sehr bemüht hat.<br />

Obwohl die bildliche Beschreibung ganz an<strong>der</strong>s ist, schil<strong>der</strong>t Beatrice doch dieselbe Erfahrung, die Jung nach seiner Krankheit im<br />

Jahr 1944 machte als er den Traum vom Yogi hatte. Er sagt:<br />

In jenem Traum befand ich mich auf <strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>schaft. Auf einer kleinen Straße ging ich durch eine hügelige Landschaft, die Sonne<br />

schien und ich hatte einen weiten Ausblick ringsum. Da kam ich an eine kleine Wegkapelle. Die Tür war angelehnt und ich ging<br />

hinein. Zu meinem Erstaunen befand sich auf dem Altar kein Muttergottesbild und auch kein Kruzifix, son<strong>der</strong>n nur ein Arrangement<br />

aus herrlichen Blumen. Dann aber sah ich, daß vor dem Altar, auf dem Boden, mir zugewandt ein Yogi saß, im Lotus-Sitz und in<br />

tiefer Versenkung. Als ich ihn näher anschaute, erkannte ich, daß er mein Gesicht hatte. Ich erschrak zutiefst und erwachte an dem<br />

Gedanken. Ach so, das ist <strong>der</strong>, <strong>der</strong> mich meditiert. Er hat einen Traum und das bin ich. Ich wusste, daß wenn er erwacht, ich nicht<br />

mehr sein werde.<br />

Er kommentiert dazu, daß offenbar sein Selbst sich <strong>mit</strong> seiner Geburt in eine tiefe Meditation zurückgezogen hat und nun seine<br />

irdische Form meditiert. Er fährt fort:<br />

Man könnte auch sagen es nimmt menschliche Gestalt an, um in die dreidimensionale Existenz zu kommen, wie wenn sich jemand in<br />

einen Taucheranzug kleidet um ins Meer zu tauchen. Das Selbst begibt sich <strong>der</strong> jenseitigen Existenz in einer religiösen Einstellung,<br />

worauf auch die Kapelle im Traumbild weist. In <strong>der</strong> irdischen Gestalt kann es die Erfahrungen <strong>der</strong> dreidimensionalen Welt machen<br />

und sich durch größere Bewusstheit um ein weiteres Stück verwirklichen.<br />

Beatrice betrachtet die Blume als ihr Selbst, hier fasst sie ihr Erlebnis in folgende Worte: » Ich bin ein gewöhnlicher Mensch, aber<br />

auch das Geheimnis <strong>der</strong> Blume«, gerade so wie <strong>der</strong> Yogi in Jungs Traum seine Gesichtszüge trug so war er selbst das Geheimnis des<br />

meditierenden Yogi und zugleich ein normales menschliches Wesen auf <strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>schaft. Er ist gleichzeitig Beobachter des schönen<br />

Blumenarrangements auf dem Altar und <strong>der</strong> meditierende Yogi.<br />

Aber Beatrice ist in die Blume eingetreten und fühlt sogar wie sie ihre Wurzeln hinunter in die dunkle Erde streckt. Da kein Protest<br />

von ihrem Geist-Mann erfolgt, <strong>der</strong> sich gewöhnlich sorgsam um sie kümmert, können wir erwarten, daß eine große Wandlung<br />

bevorsteht. Sie durfte jedoch noch einmal für kurze Zeit in ihren irdischen Leib zurückkehren. Am nächsten Tag schreibt sie:

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