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Beobachters, so wie sie sie hatten als sie sich <strong>der</strong> Blume aus <strong>der</strong> Dunkelheit näherten und sie von Beatrice zum ersten Mal als Mandala<br />

wahrgenommen werden konnte.<br />

Als sie die Imagination das nächste Mal wie<strong>der</strong>aufnimmt, ist ihr Geist-Mann zu einem Bärenmann geworden.. Jung berichtet in einem<br />

Brief von einer Vision des Niklaus von Flüe, einem Heiligen <strong>der</strong> Schweiz, <strong>der</strong> die Gestalt eines in Bärenfell gekleideten Pilgers sah,<br />

das einen goldenen Glanz enthielt. Jung sagt, daß dieser Pilger einerseits als Christus, an<strong>der</strong>erseits als Bär erschien und daß dies so<br />

sein muß. Das Übermenschliche braucht das Untermenschliche um im Gleichgewicht zu sein. Wahrscheinlich wurde Beatrices<br />

Geist-Mann aus demselben Grunde ein Bär. Sie war zu hoch oben und unterdrückte, wie wir sehen werden, zu viele Gefühle, von<br />

denen sie meinte, sie sollte sie nicht haben. Für jede Mutter z. B. ist es schwer, wenn ihre Kin<strong>der</strong> erwachsen werden und aus dem<br />

Haus gehen. Aber Beatrice hatte sich vorgenommen keine verschlingende Mutter zu sein und ihre Kin<strong>der</strong> ganz freizulassen, so daß sie<br />

sich nicht erlaubte, ihre dennoch traurigen Gefühle wahrzunehmen. Diese Emotionen waren deshalb unterdrückt und so wie Niklaus<br />

von Flüe die brutale Gefühlskälte eines unmenschlichen Tieres brauchte, um seine Frau und seine Familie zu verlassen und Ere<strong>mit</strong> zu<br />

werden, so braucht auch Beatrice etwas von dieser Art um all ihre Energie und ihr Interesse auf ihr Innenleben konzentrieren zu<br />

können, wie es das Unbewusste zunehmend von ihr zu for<strong>der</strong>n scheint.<br />

Offensichtlich spürt sie, daß diese Kälte von ihr gefor<strong>der</strong>t wird, denn im nächsten Teil ihrer Vision wird das Feuer durch Schnee<br />

ersetzt. Indem sie die Kraft und Wärme des Bären begrüßt, sagt sie zu ihm:<br />

Mein Geist-Mann, mein Gott, mein großer starker Bär, nimm mich in deine Arme und trage mich durch den kalten Schnee. Ich bin<br />

müde geworden und schwach und kann nicht mehr gehen. Mit deiner Hilfe und deinem Schutz bin ich nicht im Feuer verbrannt. Trage<br />

mich nun durch den Schnee, da<strong>mit</strong> ich nicht erfriere.<br />

Er beugt sich nie<strong>der</strong> und hebt mich vorsichtig auf ohne mich <strong>mit</strong> seinen Klauen zu zerkratzen. Er ist unglaublich stark, ich fühle die<br />

ganze Kraft eines wilden Tieres in ihm. Er wärmt mich <strong>mit</strong> seiner Körperwärme und seinem dicken weichen Fell. Ich bin glücklich bei<br />

ihm, meine Furcht hat mich verlassen.<br />

Oh, lass mich nicht wie<strong>der</strong> auf den kalten Boden hinunter. Trage mich zu deinem Haus, wo die wun<strong>der</strong>bare Blume blüht. Ich sehe sie<br />

von weitem, wie sie durch die kalte Nacht leuchtet. Sie ist mein Ziel und meine unzerstörbare Ordnung. Mein Geist-Mann, ich weiß,<br />

daß du unter deinem Fell ein König bist, ein Gott. Aber deine tierische Wärme beschützt mich und ich brauche auch deine Kraft und<br />

dein Wissen.<br />

Er antwortet: Ich brauche dich auch, du armes kleines menschliches Wesen.<br />

Beatrice sieht ihren Geist-Mann als einen Gott, so daß es auch angemessen ist wenn sie ihn wie Niklaus von Flüe als einen Bären<br />

sieht, denn wir müssen so tief herabsteigen wie wir nach oben gehen und umgekehrt, um die Gegensätze im Gleichgewicht zu halten.<br />

Sie braucht ihren tierischen Instinkt, denn die Bärin ist eine ausgezeichnete Mutter, solange ihre Jungen klein sind, aber sie wirft sie<br />

rücksichtslos hinaus, sobald sie für sich selbst sorgen können. Dann widmet sie sich ihren eigenen Belangen, so wie es Beatrice <strong>der</strong><br />

For<strong>der</strong>ung ihres Unbewussten gemäß tun sollte. Beatrice realisiert, daß sie die Wärme und Kraft des Bären braucht, um ihr bei <strong>der</strong><br />

vielleicht schwierigsten Reise im Leben zu helfen, die Reise vom Ich zum Selbst. Es ist manchmal eine sehr kalte Fahrt, so wie hier,<br />

und sie führt manchmal durch das Feuer des Leidens, wie vorher. Aber das Unbewusste gibt ihr volle Unterstützung, indem es sie bei<br />

je<strong>der</strong> Prüfung <strong>mit</strong> dem richtigen Gefährten versieht. Wenn man ihm vertraut und seinen For<strong>der</strong>ungen nachkommt, spielt das<br />

Unbewusste immer ein faires Spiel, wenn man aber nach den Worten des Geist-Mannes im Feuer (o<strong>der</strong> im Schnee) ist, kann man das<br />

Grundmuster nicht sehen.<br />

Später fährt sie fort:<br />

Ich suche immer nach dem Zentrum als Schutz vor meinen Emotionen. Aber an<strong>der</strong>erseits ist es gerade die Emotion, nämlich<br />

Eifersucht sowie meine Gegenübertragung, die mich in das Zentrum führt. Ohne sie würde ich nie dorthin gehen, denn ich wäre nicht<br />

dazu gezwungen.<br />

Das sie den Wert ihrer Emotionen erkennt ist sicher die Wirkung des Bären. Bevor er erschienen war, hatte sie ständig versucht sich<br />

über sie zu erheben. Dies ist oft auch notwendig, denn wir können nicht immer durch unsere Gefühle hin und her schwanken. Aber sie<br />

sollten nicht unterdrückt werden wie es Beatrice offenbar versuchte, vielmehr sollten sie akzeptiert werden. Und wir müssen den<br />

Schmerz und die Angst aushalten lernen die sie hervorrufen.<br />

Beim Versuch das Zentrum zu verstehen, gibt sie zu, daß sie es, wie wir alle, gar nicht verstehen kann, aber sie erfährt es immer mehr<br />

als ein Paradox. Sie sagt, sie lebe nahe am Feuer und das Selbst schütze sie vor dem Selbst. Und sie merkt, daß wenn sie am weitesten<br />

entfernt ist von Gott, sie ihm auch am nächsten ist. In <strong>der</strong> Emotion ist sie weit von ihm entfernt, aber gerade dann braucht sie ihn am<br />

meisten und sucht am ernsthaftesten nach ihm. Er ist das wilde schreckliche Feuer ihrer Leidenschaft und er ist die Erlösung davon.

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