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Hier war Beatrice wahrscheinlich durch einen Aufsatz von Richard Wilhelm über »Tod und Erneuerung in China« beeinflusst, in dem<br />

er darlegt, daß <strong>der</strong> Chinese das Leben nicht so hoch einschätzt wie wir. Einige <strong>der</strong> ältesten chinesischen Dokumente betonen, daß es<br />

das größte Glück für einen Mann ist, wenn er einen Tod findet <strong>der</strong> sein Leben krönt, während es das größte Unglück ist, einen<br />

vorzeitigen Tod zu finden anstatt seinen eigenen beson<strong>der</strong>en Tod. Die Konfuzianer glauben, daß man sich auf dieses Ereignis<br />

vorbereiten sollte, man sollte im Laufe des Lebens versuchen einen Körper aufzubauen, eine Art feinstofflichen Körper von<br />

spiritueller Essenz, <strong>der</strong> aus Gedanken und Taten besteht, ein Körper <strong>der</strong> dem Bewusstsein Unterstützung gibt wenn es seinen einstigen<br />

Helfer, den physischen Leib, verlassen muß. Beatrice hofft offenbar, daß diese Blume sich in einen feinstofflichen spirituellen Körper<br />

entwickelt, <strong>der</strong> ihrem Bewusstsein hilft wenn sie stirbt. Ich weiß nicht ob Jung ihr von seiner Vorahnung, daß sie früh sterben wird,<br />

erzählt hat. Jedenfalls muß sie es selber gefühlt haben, denn sie war für ihr relativ junges Alter ungewöhnlich stark daran interessiert<br />

sich diese Stütze aufzubauen. Wie wir sehen werden, hatte sie vollkommen recht, das zu tun.<br />

Bei dem folgenden Material spürt man, daß Beatrice überaus optimistisch war o<strong>der</strong> vielmehr daß sie die Zukunft vorwegnahm wenn<br />

sie sagt, daß sie schon in das Haus eingezogen sei. Auf jeden Fall hat sie sein objektives Vorhandensein wahrgenommen und es ist ihr<br />

erklärtes Ziel dort einzuziehen.<br />

Wie viele von uns war Beatrice sehr ängstlich in bezug auf weltliche Ereignisse. Sie entschloss sich <strong>mit</strong> ihrem positiven Animus,<br />

ihrem Geist-Mann, darüber zu reden. Sie sagt:<br />

Großer Geist-Mann: hilf <strong>der</strong> Menschheit, daß wir uns nicht gegenseitig zerstören und daß wir nicht untergehen. Hilf uns gegen die<br />

dunklen Dämonen die uns bedrohen. Hilf uns gegen den Gott des Bösen, <strong>der</strong> uns zerstören will und <strong>der</strong> mehr Böses ausdenkt als wir<br />

planen.<br />

Er erwi<strong>der</strong>t: Denke an die Blume, denn in ihr ist alles eins.<br />

Dann sieht sie einen weißen Vogel. Er fliegt in die Blume hinein, badet in ihrem Licht und fliegt wie<strong>der</strong> in die Welt hinaus.<br />

Ihr Geist-Mann zieht <strong>mit</strong> Recht ihre Aufmerksamkeit auf die vereinigten Gegensätze in <strong>der</strong> Blume, denn die einzige Hoffnung für<br />

unsere zerrissene Welt besteht darin, daß die sich bekämpfenden Gegner einig werden. Dies war auch das Hauptbestreben <strong>der</strong><br />

Alchemie. Die Alchemisten versuchten ständig die Gegensätze <strong>mit</strong>einan<strong>der</strong> zu vermählen, denn nur wenn sie vereinigt sind, wird es<br />

wahren Frieden geben.<br />

Ob Beatrice es wusste o<strong>der</strong> nicht, tat sie doch alles was sie konnte für den Zustand <strong>der</strong> Welt, als sie ihrem Geist-Mann gehorchte und<br />

zur Blume ging. Der Vogel den sie hinein und wie<strong>der</strong> hinausfliegen sah in die Welt, gibt uns den Schlüssel. Wir können nicht hoffen<br />

dauernd vom Kampf <strong>der</strong> Gegensätze in dieser Welt befreit zu werden, aber wir können uns daran erinnern, daß es einen Ort in uns<br />

selbst gibt, wo sie geeint sind und wir können lernen, ihn aufzusuchen und da<strong>mit</strong> seinem Licht die Möglichkeit zu geben in die Welt<br />

hinauszugehen. Wenn genügend Menschen die Wichtigkeit dieser Tatsache einsehen und an diesen inneren Ort gehen, werden sie<br />

fähig die Spannung <strong>der</strong> Gegensätze in <strong>der</strong> Außenwelt zu ertragen, was nach Jung wesentlich ist, um einen Atomkrieg zu vermeiden.<br />

Der Vogel zeigt uns wie wir das tun können.<br />

Beatrice hinterließ einen Bericht über ihre Besuche bei <strong>der</strong> Blume, die mindestens zweimal im Monat erfolgten. Wahrscheinlich<br />

dachte sie die meiste Zeit daran und tatsächlich wurden ihre Besuche allmählich immer häufiger.<br />

In ihrer nächsten Aufzeichnung vom Besuch bei <strong>der</strong> Blume hat sie die in ihr vereinigten Gegensätze klarer als je zuvor<br />

wahrgenommen. Sie sagt:<br />

Ich gehe zu <strong>der</strong> wun<strong>der</strong>baren Blume und meditiere in ihr. Etwas das zuvor gegensätzlich war ist in ihr eins geworden. Das ist das<br />

Wun<strong>der</strong>. Vielleicht könnte <strong>der</strong> Geist dieser Blume die Welt heilen und sie vor dem Krieg schützen. Ich werde beten, daß sie das tut.<br />

Und zwei Wochen später:<br />

Ich gehe an den Ort, wo zwei eins geworden sind, wo Gold und Silber, Sonne und Mond sich vereinigt haben und wo <strong>der</strong> Mensch<br />

auch eins <strong>mit</strong> sich selbst und untereinan<strong>der</strong> werden kann.<br />

In <strong>der</strong> Alchemie repräsentieren Sonne und Mond die äußersten Gegensätze. Jung befasst sich da<strong>mit</strong> sehr detailliert in »Mysterium<br />

Coniunctionis«. Die Sonne stellt den männlichen und <strong>der</strong> Mond den weiblichen Gegensatz dar. Diese beiden <strong>mit</strong>einan<strong>der</strong> zu<br />

vermählen, heißt die beiden äußersten Gegensätze zu einen. In dieser Phantasie kann Beatrice sehen, daß das Selbst in ihr die<br />

Spannung extremer Gegensätze aushalten kann, wozu das Ich allein ganz unfähig wäre. Gold und Silber sind in <strong>der</strong> Alchemie auch ein<br />

allgemein gebräuchliches Gegensatzpaar. Gold ist immer <strong>der</strong> Sonne zugeordnet, Silber dem Mond.

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