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Boden einer Höhle nie<strong>der</strong>.<br />

Vierauge erlaubt ihm aber keine Pause. Sie müssen durch eine enge Spalte im Felsen weiterhasten. Edward kann sich kaum<br />

hindurchquetschen und gerade als es ein wenig besser wird hören sie ein schwaches Stöhnen. »Ein an<strong>der</strong>er Gefangener <strong>der</strong> Hexe!«<br />

ruft Vierauge und sie sehen ein Gesicht das sich an ein Fenster im Felsen presst. Ein schreckliches Gesicht, das aussieht als sei <strong>der</strong><br />

ganze Kopf gespalten worden und schlecht wie<strong>der</strong> zusammengewachsen. Es ist so bleich, daß Edward nicht sicher ist ob er eine<br />

Leiche o<strong>der</strong> einen sehr kranken Mann anschaut. Ein weiteres schwaches Stöhnen überzeugt ihn vom letzteren. Ihre vereinigten Kräfte<br />

können die Tür nicht bewegen, aber schließlich zerschmettert Edward das Schloss <strong>mit</strong> dem Gewehrkolben. Die Zelle ist so klein, daß<br />

<strong>der</strong> Gefangene nur knien o<strong>der</strong> sitzen kann. Edward zieht ihn heraus. Er ist sehr leicht und sie sehen, daß er ein buckliger Zwerg <strong>mit</strong><br />

einem Klumpfuß ist. Er ist hoffnungslos verkrampft, seine Klei<strong>der</strong> sind zerrissen. Vierauge versucht ihr Elixier in seinen Schlund zu<br />

gießen, aber Edward hält sie zurück, da <strong>der</strong> Zwerg völlig ohne Bewusstsein ist. Als er das Bewusstsein wie<strong>der</strong>erlangt hat, trinkt er<br />

gierig das Elixier, das seine gewöhnliche wie<strong>der</strong>belebende Wirkung zeigt.<br />

Der Bucklige kann kaum glauben daß er endlich frei ist, aber er grüßt die Taube wie eine alte Freundin die ihn täglich besucht hat,<br />

sein einziger Trost bis sie selber gefangen wurde. Als er hört, daß seine Befreier auf dem Weg sind die Hexe zu töten, freut er sich und<br />

sagt ihnen, daß er jeden Zoll des Weges kennt und sie sicher zu ihr führen will. Als sie zu dem Durchgang zurückkommen, eilt er vor<br />

ihnen her, während die Taube über ihm fliegt. Edward meint, sie seien das seltsamste Paar, das er sich vorstellen kann. Die schöne<br />

weiße elegante Taube und <strong>der</strong> hässliche kleine Bucklige <strong>der</strong> so peinvoll hinter ihr herhinkt.<br />

Der Bucklige lässt sie anhalten und sagt, daß die Hexe sie sehen würde, sie <strong>mit</strong> ihren Polypenarmen greifen und fressen würde, wenn<br />

sie auf diesem Wege weitergingen. Edward muß zuerst kriechen, dann flach liegen bleiben. Vierauge nimmt sein Gewehr und die<br />

Pistole, doch auch so bleibt Edward hoffnungslos stecken, wie er meint und er schreckt vor <strong>der</strong> Dunkelheit und <strong>der</strong> Erstickungsgefahr<br />

zurück. Vierauge und <strong>der</strong> Bucklige rufen über ihm, daß sich <strong>der</strong> Durchgang verbreitert, aber Edward kann sich nicht bewegen. Der<br />

Bucklige kommt zurück und holt Edwards Lampe aus seiner Tasche. Mit <strong>der</strong> besseren Sicht und durch die Hilfe des Buckligen kommt<br />

Edward zuletzt aus <strong>der</strong> Enge in eine Höhle in <strong>der</strong> er aufrecht stehen kann.<br />

Vierauge ist wie gewöhnlich sehr ungeduldig <strong>mit</strong> ihm und wirft ihm vor, daß er nie etwas an<strong>der</strong>es als rasten will. Schließlich gibt sie<br />

ihm das Elixier, das seine alte magische Wirkung hat. Der Bucklige sagt ihnen, daß sie nun bald am Ziel sind und lautlos kriechen<br />

müssen, denn die Hexe erwartet sie nicht von dieser Seite. Indem er dem Zwerg die Pistole gibt und das Gewehr selbst behält,<br />

schleicht Edward hinter dem Zwerg her und Vierauge hinter ihm. Der Teufel macht einen letzten Versuch und verspottet ihn wegen<br />

seiner Furcht, aber Edward weiß jetzt das es zu spät ist umzukehren und kann ihm wi<strong>der</strong>stehen. Edward fürchtet sich immer noch sehr,<br />

obwohl <strong>der</strong> Bucklige und Vierauge jeden Polypenarm angreifen, ist Edward durch den Medusaähnlichen Blick <strong>der</strong> Hexenaugen wie<br />

versteinert und es gelingt ihm nicht wie beabsichtigt auf ihren Kopf zu schießen. Aber die Taube stürzt sich auf die Augen und<br />

Edward, <strong>der</strong> endlich von diesem versteinernden Blick befreit ist, schießt ihr durch den Kopf und die Hexe sinkt leblos auf den Grund<br />

des Teiches. Dem furchtbaren Lärm des Kampfes folgt eine völlige furchterregende Stille.<br />

Nach einer Weile erscheint am an<strong>der</strong>en Ende des Wassers etwas Weißes. Edward ist daran zu schießen, als er gewahr wird, daß es<br />

eine sehr schöne Frau ist, nackend <strong>mit</strong> vier Brüsten. Die Hexe, die sich in eine positive Muttergöttin verwandelt hat! Sie dankt<br />

Edward, daß er sie erlöst hat und veranstaltet als Herrscherin des Landes ein großartiges Bankett, bei dem viele schöne nackte<br />

Mädchen aufwarten. Die Führerin und <strong>der</strong> Bootsmann <strong>der</strong> nun unverschleiert ist, kommen aus dem Boot und alle Gestalten, denen wir<br />

in Edwards Abenteuer begegnet sind, nehmen am Festmahl teil.<br />

Diese letzte Szene ist die einzige in <strong>der</strong> ganzen Phantasie die nicht ganz echt und unzweifelhaft aus dem Unbewussten kommt. Man<br />

fragt sich, ob Edward sich dieses Happy-End einfach ausgedacht hat, als er fand ein Jahr sei genug für eine Imagination und ob er<br />

deshalb, wie es sich auch schließlich herausstellte, nicht doch noch eine Menge Arbeit vor sich hat bis er den Grad <strong>der</strong> Individuation<br />

erreicht hat <strong>der</strong> nach <strong>der</strong> Vorausschau des Banketts seine geistige Bestimmung ist.<br />

Trotzdem bricht das Unbewusste an manchen Stellen sehr echt durch. Hauptsächlich zeigt es sich in <strong>der</strong> Gestalt des Bootsmannes, <strong>der</strong><br />

vor dem Festmahl immer verhüllt gewesen ist und sich nun als Schattenfigur zu erkennen gibt; von <strong>der</strong> Edward oft geträumt hat und<br />

die er immer von Herzen verabscheute. Der Bootsmann zeigt sich als das genaue Gegenteil Edwards, <strong>der</strong> sehr gut erzogen und<br />

anständig ist, nämlich als pri<strong>mit</strong>ive Person <strong>mit</strong> animalischen Zügen. Auf dem Bankett isst er sogar mehr wie ein Tier als ein Mann,<br />

was Edward schrecklich abstößt. Er hat mehr Mühe <strong>mit</strong> dem Bootsmann zutrinken als <strong>mit</strong> irgendeiner an<strong>der</strong>en Gestalt und seine<br />

endliche Bejahung dieser Figur ist nicht ganz sicher.<br />

Wir dürfen jedoch nicht die Tatsache übersehen, daß die Führerin über den unverschleierten Bootsmann zu Edward sagt er sei das<br />

Gegenstück zum Buckligen. Wer ist denn nun <strong>der</strong> bucklige Zwerg? Aus seiner Ähnlichkeit <strong>mit</strong> den Kabiren, jenen zwergenhaften<br />

schöpferischen Göttern, ergibt sich, daß <strong>der</strong> Bucklige ganz klar Edwards Kreativität darstellt. Wie oben erwähnt konnte Edward seine<br />

Kreativität nie in seine Arbeit einbringen. Deshalb hatte er nur sehr farblose Versuche hervorgebracht wenn er für sich arbeitete. Wir<br />

erfahren nun, warum das so war. Die Hexe hielt seine Kreativität in einer so engen Zelle gefangen, daß sie nur sitzen o<strong>der</strong> knien

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