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Es gibt in <strong>der</strong> Geschichte von Odysseus nur schwache Hinweise auf die Unterscheidung zwischen <strong>der</strong> persönlichen und den<br />

archetypischen Gestalten <strong>der</strong> Anima, denn diese Differenzierung entwickelte sich sehr langsam im Laufe <strong>der</strong> Geschichte. Jung wies<br />

einmal in einer Diskussion über die Erzählung von Amor und Psyche in Apuleius »Der goldene Esel« darauf hin, daß Psyche, als sie<br />

eine Göttin wurde - d.h. ein rein archetypischer Aspekt <strong>der</strong> Anima -, eine Tochter gebar, nicht einen Sohn. Bei <strong>der</strong> Geburt des<br />

persönlichen Aspektes <strong>der</strong> Anima stellt die Tochter eine an<strong>der</strong>e Anima Figur dar. Dieser Aspekt wird in Edwards Phantasie durch die<br />

Führerin verkörpert. Wir müssen daran denken, daß Apuleius etwa 1000 Jahre nach Homer lebte und obwohl er selbst heidnisch war,<br />

doch in eine Welt hineingeboren wurde, wo das neue Symbol des Selbst, Christus, schon viele heimliche Anhänger hatte. Der<br />

persönliche Aspekt <strong>der</strong> Anima, die Brücke zwischen dem Bewusstsein und dem Unbewussten, hat sich im christlichen Zeitalter<br />

enorm entwickelt. (Ein Beispiel ist die Gestalt <strong>der</strong> Beatrice in Dantes Göttlicher Komödie.) Jungs Beschäftigung <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Anima hat sie<br />

schließlich in das menschliche Bewusstsein gebracht.<br />

Zum Glück gelingt es <strong>der</strong> Führerin, Vierauges Ungeduld zu zügeln, die nach sofortiger Rache an <strong>der</strong> Hexe dürstet, die sie so viele<br />

Jahre in schmerzlicher Gefangenschaft gehalten hatte. Edward darf weiterschlafen. Als er erwacht bekommt er eine nahrhafte<br />

Mahlzeit und erst da bemerkt er die Bedeutung eines zweiten Bootes das geheimnisvoll aufgetaucht und an ihr eigenes Boot<br />

festgemacht worden war, während er sich auf seiner Suchfahrt befand. Er und Vierauge sollen nun zusammen zum Lager <strong>der</strong> Hexe<br />

aufbrechen um sie zu töten.<br />

Diesmal jedoch ist Edward gut ausgerüstet. Ihm wird eine Pistole gegeben <strong>mit</strong> ziemlich viel Munition sowie ein noch tödlicheres<br />

Gewehr. Außerdem erhält er sehr hohe Gummistiefel <strong>mit</strong> denen er in großen Tiefen waten kann. Auch ist er schon <strong>mit</strong> neuen Klei<strong>der</strong>n<br />

versehen worden, denn seine alten waren verbrannt und zerrissen als er auf <strong>der</strong> Vulkaninsel war. Vierauge hat einwenig von dem<br />

Elixier <strong>der</strong> Führerin bekommen, da<strong>mit</strong> sie Edward im Notfall wie<strong>der</strong>beleben kann, aber davon weiß er zu <strong>der</strong> Zeit noch nichts.<br />

Das Abenteuer, dem wir so weit gefolgt sind, umfasst acht Teile und erstreckte sich über zwei Monate, während seine Reise <strong>mit</strong><br />

Vierauge und alle Gefahren, denen sie ausgesetzt sind, aus 14. Teilen besteht und Edward 6 Monate lang ausfüllte. Er beschreibt sie<br />

sehr lebhaft und ausführlich und man sieht, daß er vollkommen darin aufgeht, aber oft am Ausgang zweifelt. Vierauge ist viel<br />

ungeduldiger und for<strong>der</strong>n<strong>der</strong> als die Führerin, aber allmählich merkt sie, daß, sie Edward am Leben erhalten muß, da <strong>der</strong> Ausgang <strong>der</strong><br />

Reise von seinem Überleben abhängt.<br />

Die Hexe hat ihr Lager an einem gut geschützten Ort aufgeschlagen. Die Insel ist äußerst schwer zu betreten und es erfor<strong>der</strong>t endlose<br />

Geduld das Gestrüpp wegzuschneiden und das Boot ins Stauwasser hinaufzuziehen. Als sie landen, stoßen sie auf ein todbringendes<br />

Tier nach dem an<strong>der</strong>en, wie giftige Kröten von Kalbsgröße, Schlangen je<strong>der</strong> Art und am schlimmsten eine Gottesanbeterin von<br />

Mannsgröße. Diese erschreckt Edward beson<strong>der</strong>s, weil er Jahre zuvor einen Traum von solch einem Wesen gehabt hatte. Gewöhnlich<br />

schießt er prompt und <strong>mit</strong> perfekter Zielsicherheit (wie alle Männer seiner Nation war er ein ausgezeichneter Schütze), aber Vierauge<br />

muß ihn erst schelten, bis er endlich auf die Gottesanbeterin zielt. Er reißt sich noch rechtzeitig zusammen und <strong>der</strong> Körper <strong>der</strong><br />

Gottesanbeterin saust in den Abgrund.<br />

Im Laufe dieser und vieler an<strong>der</strong>er abenteuerlicher Begebenheiten entdecken sie eine am Bein angekettete Taube, von <strong>der</strong> Vierauge<br />

sagt, sie sei eine Gefangene <strong>der</strong> Hexe und müsse befreit werden. Edward, <strong>der</strong> sein Messer auf <strong>der</strong> Vulkaninsel verloren hatte, meint<br />

dies sei eine unmögliche Aufgabe, aber Vierauge sagt ihm, er solle in den Taschen seiner neuen Klei<strong>der</strong> suchen. Dort findet er ein<br />

Messer das sogar besser ist als sein eigenes. Es ist eine Säge daran die durch Metall schneiden kann. Das ist jedoch eine lange<br />

mühselige Arbeit. Edward möchte auf halbem Wege aufgeben, aber Vierauge will von solchem Kleinmut nichts hören. Schließlich hat<br />

er den Vogel befreit. Nachdem die Taube freudig über ihren Köpfen gekreist ist, setzt sie sich auf Edwards Schulter und reibt den<br />

Kopf dankbar an seinem Gesicht. Vierauge bemerkt, daß sie bevor alles ausgestanden ist, jeden Grund haben werden, <strong>der</strong> Taube<br />

dankbar zu sein.<br />

Das zeigt sich sogleich, denn das nächste Hin<strong>der</strong>nis zu dem sie kommen, ist ein hohes schmiedeeisernes Tor. Zuerst scheint es<br />

unüberwindlich zu sein, wie üblich denkt Edward, daß sie nun geschlagen sind und diesmal ist auch Vierauge in Verlegenheit. Aber<br />

<strong>mit</strong> einem freudigen Ruf fliegt die Taube über das Tor. Nach einiger Zeit kommt sie <strong>mit</strong> dem Schlüssel zurück <strong>der</strong> ihr beinahe zu<br />

schwer ist. Erleichtert öffnen sie unter einigen Schwierigkeiten das Tor, denn das Schloss ist sehr hartnäckig, weil es jahrelang nicht<br />

gebraucht wurde. Dann stehen sie auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite.<br />

Anscheinend haben sie aber da<strong>mit</strong> nichts gewonnen. Das Riff, auf dem sie gegangen waren, endet und <strong>der</strong> einzige Weg auf dem sie<br />

weiterkommen, befindet sich auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite des Abgrunds. Sogar Vierauge ist zuerst entmutigt, aber die Taube kommt noch<br />

einmal als Rettung. Mit ungeheurer Anstrengung gelingt es ihr das Ende eines Seiles hinaufzubringen. Sich ans Tor hängend zieht<br />

Edward ein schmales Brett hoch, das <strong>mit</strong> einem Eisenring am Seil befestigt ist, es reicht gerade über den Abgrund und Vierauge<br />

überquert ihn sofort indem sie die Dunkelheit <strong>mit</strong> ihrer Fackel erleuchtet. Edward fürchtet sich mehr denn je. Das Brett ist nicht nur<br />

schmal son<strong>der</strong>n schwankt auch gefährlich, außerdem kann er die Höhe nicht ertragen. Angespornt von Vierauges Spott beginnt er <strong>mit</strong><br />

<strong>der</strong> Überquerung des Abgrundes, aber in <strong>der</strong> Mitte überwältigt ihn fast <strong>der</strong> Schwindel. Er sagt hinterher, daß er bestimmt in den Tiefen<br />

zerschmettert wäre, hätten ihn nicht die Strahlen ihrer Augen herübergezogen und dankbar fällt er auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite auf dem

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