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Diana Thater gorillagorillagorilla - Universalmuseum Joanneum

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freien Raum, einem Raum, der paradoxerweise durch eine technische „Einschränkung“<br />

erst eröffnet wird: „Ich schaffe eine technologisch kontrollierte Situation,<br />

in deren Rahmen Tiere in stärkerem Maße ausdrücken können, wer sie wirklich<br />

sind, anstatt was wir aus ihnen, immer erfolglos, zu machen versuchen. (…) Die<br />

Technologie ist die Klammer und innerhalb dieser agiert die Natur. Diese Methode<br />

macht Freiheit sichtbar.“ <strong>Diana</strong> <strong>Thater</strong>: Ein Gespräch zwischen Carol Reese und<br />

<strong>Diana</strong> <strong>Thater</strong> anlässlich der Eröffnung von Delphine in der Wiener Secession, Wien,<br />

2000. In: Delphine (2000), p. 24.<br />

9 Heidegger, Die Grundbegriffe der Metaphysik, p. 361.<br />

10 Agamben, Das Offene, p. 63.<br />

11 Ebd., p. 78.<br />

12 Dieser Satz wird in Das Offene auf p. 82 zitiert. Ursprünglich in:<br />

Martin Heidegger: Holzwege. Frankfurt am Main 1950, p. 35.<br />

13 Agamben, Das Offene, p. 83, meine Hervorhebung.<br />

14 Wie allgemein bekannt ist, hat Jeremy Bentham die nüchterne philosophische<br />

Meditation über das Leben des Tieres kurzgeschlossen – Hat das Tier eine Sprache?<br />

Lacht es? usw. –, indem er eine Frage aufwarf, deren Antwort gewiss und<br />

unleugbar ist: Können sie leiden? Zu Bentham und der Frage des Leidens des<br />

Tieres siehe Jacques Derrida: The Animal That Therefore I Am. Übers. von David<br />

Wills. New York: Fordham 2008, pp. 26–29.<br />

15 Derrida baut The Animal That Therefore I Am / L’animal que donc je suis um<br />

eine Reihe von „Leugnungen“ oder „Ableugnungen“ herum auf, die gemäß seiner<br />

Argumentation von Descartes bis hin zu Lacan und Levinas den philosophischen<br />

Diskurs strukturieren. Das Buch ist in einem gewissen Sinne ein Katalog all jener<br />

Fähigkeiten, die dem Tier von diesem Diskurs abgesprochen werden: die Fähigkeit,<br />

„auf etwas einzugehen“, statt nur darauf zu reagieren, die Fähigkeit, seine Spuren<br />

zu verwischen, die Fähigkeit, „vorgeblich etwas vorzugeben“, und so weiter. Indem<br />

er sich auf die ganze psychoanalytische Terminologie der Leugnung beruft und<br />

seine Lesart dieser Tradition als Versuch beschreibt, „die Ursache dieser Ableugnung“<br />

in dieser Konstellation der Diskurse zu „entziffern“, skizziert Derrida eine Art<br />

fetischistische Gespaltenheit, die der Reaktion der Philosophie auf das Tier innewohnt,<br />

bei der eine das Tier betreffende Wahrnehmung oder Erkenntnis so traumatisch<br />

ist, dass sie im Einklang mit der „normalen“ Ökonomie des psychischen<br />

Apparates gar nicht erst anerkannt und verdrängt werden kann, sondern vom philosophischen<br />

Subjekt radikal verworfen oder abgeleugnet werden muss. Diese<br />

Leugnung konstituiert das Subjekt als solches, ein Subjekt, das rund um eine Verwerfung<br />

oder innere Kluft gegliedert ist: Ich weiß, dass das Tier auf mich eingehen<br />

kann, doch ich möchte davon nichts wissen. Der Begriff „Leugnung“ strukturiert<br />

folglich eine Beziehung zwischen Wissen und Unwissenheit, Kenntnis und der<br />

Weigerung zu wissen, die für die Beziehung zwischen Mensch und Tier typisch ist.<br />

Die Einleitungsszene von Derridas Aufsatz, in der er in Bekennerform seine Scham<br />

dabei beschreibt, wenn ihn seine Katze nackt sieht, stellt einen Versuch dar, etwas<br />

einzuräumen oder einzugestehen, was alle Philosophen, die er analysiert, leugnen:<br />

dass man vom Blick eines Tieres, von dem man sagt, es wisse nichts über den Unterschied<br />

zwischen Nacktheit und Verborgenheit, gesehen werden kann und vor<br />

ihm Scham empfinden kann. Es sei, als ob keiner dieser Denker je von einem Tier<br />

gesehen worden wäre, sagt Derrida, als ob „ihr Blick nie den eines Tieres, der<br />

auf sie gerichtet war, gekreuzt hätte (vergessen wir das Nacktsein). (…) Sie haben<br />

immer die Tatsache außer Acht gelassen, dass das, was sie ‚Tier‘ nennen, sie<br />

anschaut und sich von hier unten an sie wendet, von einem gänzlich anderen<br />

Ursprung“ (p. 13). Genau diese philosophische Fiktion, das „Als ob“, das eine Erfahrung<br />

leugnet, die jeder schon gemacht hat, ist es, was Derrida in seiner autobiografischen<br />

Bezeugung oder Beichte umkehrt. In einem kurzen Aufsatz mit dem<br />

Titel „Leugnen wir das Menschliche im Tier?“ spricht der Verhaltensforscher Frans<br />

B.M. de Waal von einer ähnlichen Form der Leugnung, die den wissenschaftlichen<br />

Diskurs über das Tier strukturiert, und behauptet, es sei notwendig „anzuerkennen“,<br />

as it is, should be read as a response to Heidegger’s thesis that the<br />

animal is poor in world. Here, Nancy suggests that even the stone is<br />

“free” and therefore has a relation to the world, in which case it would<br />

be necessary to conclude that the animal, as well, moves in the free<br />

space of the open. But none of this is articulated thematically. Cf.<br />

L’experience de la liberté. Paris: Galilée, 1988. It is likely that Nancy also<br />

has in mind a famous letter Spinoza wrote to G.H. Schaller, where it is<br />

again a question of the stone and of freedom. In an interview with Carol<br />

Reese, <strong>Diana</strong> <strong>Thater</strong> articulates a relation between the animal and a<br />

certain free space, a space paradoxically opened by a technological<br />

“constraint”: “I create a technologically controlled situation, within which<br />

animals are free to express more fully who it is they are, rather than<br />

what it is that we try, always unsuccessfully, to make them be. (…) The<br />

technology binds, and within that, nature acts. This method makes freedom<br />

visible.” <strong>Diana</strong> <strong>Thater</strong>: A Conversation between Carol Reese and<br />

<strong>Diana</strong> <strong>Thater</strong> on the occasion of the opening of Delphine at the<br />

Secession, Vienna, 2000. In: Delphine (2000), p. 24.<br />

9 Heidegger, The Fundamental Concepts of Metaphysics, p. 248.<br />

10 Agamben, The Open, p. 55, tr. modified.<br />

11 Ibid., p. 69.<br />

12 This line is quoted in The Open, p. 72. The relevant English<br />

translation of this passage in found in Martin Heidegger: Basic Writings.<br />

Revised and Expanded Edition. ed. David F. Krell. San Francisco:<br />

Harper Collins Publishers 1977, p. 174.<br />

13 Agamben, The Open, p. 73, my italics.<br />

14 Jeremy Bentham, as is well known, short-circuited the sober, philosophical<br />

meditation on animal life—does the animal have language?<br />

does it laugh? and so on—by asking a question whose answer is certain<br />

and undeniable: can they suffer? On Bentham and the question of<br />

animal suffering, see Jacques Derrida: The Animal That Therefore I Am.<br />

transl. David Wills. New York: Fordham, 2008, pp. 9226–29.<br />

15 Derrida organizes The Animal That Therefore I Am around a series<br />

of “denials” or “disavowals” that, according to his argument, structure<br />

the philosophical discourse on the animal from Descartes to Lacan and<br />

Levinas. The book is, in a sense, a catalogue of all of those capacities<br />

denied the animal by these discourses: the capacity to “respond” rather<br />

than react to a supposedly human language, the capacity to erase its<br />

traces, the capacity to “pretend to pretend”, and so on. By invoking the<br />

psychoanalytic register of disavowal, and characterizing his reading of<br />

this tradition as an attempt to “decipher” the “symptom of this disavowal”<br />

in this constellation of discourses, Derrida outlines a kind of fetishistic<br />

split internal to philosophy’s response to the animal, in which a<br />

perception or knowledge concerning the animal is so traumatic that is<br />

cannot even be acknowledged and repressed, according to the “normal”<br />

economy of the psychic apparatus, but must be radically rejected or<br />

disavowed by the philosophical subject. This disavowal constitutes the<br />

subject as such, a subject organized around a fault or internal cleft: I<br />

know that the animal can respond, but I don’t want to know anything<br />

about it. The term “disavowal”, then, structures a relation between<br />

knowledge and ignorance, knowing and a refusal to know, that is characteristic<br />

of the relation between the human and the animal. The opening<br />

scene of Derrida’s essay, in which he describes in a confessional<br />

mode his shame in being seen naked by his cat, represents an attempt<br />

to acknowledge, or avow, what all of the philosophers he analyzes deny:<br />

that one can be seen by, and feel shame before, the gaze of an animal<br />

that is said to know nothing of the difference between nakedness and

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