werden. So wie sich die Liebenden Tizians den gegenseitigen Verlust des Geheimnisses vergeben [Agamben bezieht sich hier auf seine Analyse von Tizians ‚Nymphe mit Schäfer‘ im Kapitel davor], so bleibt das Leben in der geretteten Nacht, das weder offen noch unerschließbar ist, in heiterer Beziehung zur eigenen Verborgenheit, hält sie außerhalb des Seins.“19 So wie die Liebenden einander den „Verlust des Geheimnisses“ verzeihen, werden diese beiden Liebenden in Analogie rasch durch einen einzigen Begriff ersetzt – Leben –, das, so wie es scheint, seiner eigenen Verborgenheit verzeiht („in heiterer Beziehung“ zu ihr steht) oder vielmehr seinem Platz außerhalb des Konflikts zwischen Offenheit und Verborgenheit. is referring to his analysis of Titian’s ‘Shepherd and Nymph’ from the previous chapter] forgive each other for their own lack of mystery, so in the saved night, life — neither open nor disconcealable — stands serenely in relation with its own concealedness; it lets it be outside of being.”19 Just as the lovers pardon one another for their “lack of mystery”, these two lovers are quickly replaced, in the analogy, with a single term — life — that would appear to forgive (“stand serenely in relation with”) its own concealedness, or rather, its place outside of the conflict between openness and concealedness.
Anmerkungen 1 Einige talmudische Traditionen legen nicht nur nahe, dass der erlegte Leviathan auf einem solchen Gastmahl verspeist wird, sondern auch, dass seine Haut zur Herstellung des Zelts dienen soll, unter dessen Dach das Gastmahl stattfindet. 2 Zofia Ameisenowa: „Animal-headed Gods, Evangelists, Saints and Righteous Men.“ In: JWCI 12. 1949, pp. 21–45. 3 Giorgio Agamben: Das Offene. Der Mensch und das Tier. Frankfurt 2002, p. 13. 4 Jakob von Uexkülls Streifzüge durch die Umwelten von Tieren und Menschen (Berlin: J. Springer 1934) eignete sich Gilles Deleuze auf sehr schöne Art und Weise in seinem Aufsatz „Spinoza et nous“ an, der 1978 erstmals als Aufsatz veröffentlicht wurde und später als ein Kapitel in einer erweiterten Ausgabe von Spinoza: Philosophie pratique (1981, dt.: Spinoza. Praktische Philosophie (1988)), pp. 164–175. Deleuze bemerkt zum Beispiel, dass der Begriff „Ethologie“ seine Wurzel im Wort ethos habe – nicht Verhalten, sondern Lebensweise – und somit strenggenommen in unmittelbarer Beziehung zur „Ethik“ steht, die den Titel für Spinozas berühmtestes philosophisches Werk liefert. Eine rigorose Ethik trennt Ethik als Lebensweise von abstrakten Moralurteilen und trennt gleichzeitig die ethoi des tierischen Lebens von den Mechanismen des „Verhaltens“. Obwohl Agamben Deleuzes „spinozistischer“ Interpretation von Uexküll beiläufig zustimmt, liefert er keine Reaktion darauf. Vgl.: A Stroll Through the Worlds of Animals and Men: A Picture Book of Invisible Worlds. In: Instinctive Behavior: The Development of a Modern Concept. Hrsg. und übers. von Claire H. Schiller. New York: International Universities Press, Inc. 1957, pp. 5–80. 5 Agamben, Das Offene, p. 92. 6 Martin Heidegger: Parmenides. Gesamtausgabe. Bd. 54. Frankfurt am Main 1993. Auf dieses Buch wird im Text im Folgenden mit P in runden Klammern verwiesen. 7 Martin Heidegger: Die Grundbegriffe der Metaphysik: Welt, Endlichkeit, Einsamkeit. Frankfurt am Main 1983. Diese Vorlesung aus den Jahren 1929/30 wurde 1983 erstmals veröffentlicht und ist seither Gegenstand zahlreicher bedeutender Analysen gewesen. In De l’esprit (Paris: Galilée 1986) unterzog Jacques Derrida Heideggers in diesem frühen Seminar formulierte These, nämlich dass das Tier „weltarm“ sei, einer rigorosen philosophischen Befragung. Auf diese These bezieht sich auch der Titel des zwölften Kapitels von Das Offene, „Weltarmut“. Agamben verweist in keiner Passage direkt auf Derridas Interpretation dieses Seminars, obwohl offensichtlich ist, dass er diese Interpretation durcharbeitet. Vgl. Martin Heidegger: Die Grundbegriffe der Metaphysik. Welt, Endlichkeit, Einsamkeit. Frankfurt am Main: Klostermann 1983. 8 Jean-Luc Nancy entwickelt die Implikationen dieser Figur des Freien in seinem Buch The Experience of Freedom, in dem er argumentiert, diese Uröffnung oder dieser ursprüngliche freie Raum sei die ontologische Bedingung für das, was wir in der Sprache der Philosophie und des politischen Denkens „Freiheit“ nennen. Das Freie wäre im Gegensatz zur Freiheit nicht länger an die Metaphysik der Subjektivität und des „Willens“ gebunden. Nancy legt nahe, dieser erweiterte Sinn des Freien sei von einem bestimmten Blickwinkel aus betrachtet nicht mehr allein dem Menschen vorbehalten, und geht sogar so weit zu behaupten, dass „in diesem Sinne der Stein frei ist“ (The Experience of Freedom. Übers. von Bridget McDonald. Stanford University Press 1993, p. 159). Diese Behauptung sollte, so provokant sie ist, als Reaktion auf Heideggers These gelesen werden, nach der das Tier weltarm sei. Nancy deutet hier kurz an, dass sogar der Stein „frei“ sei und daher eine Beziehung zur Welt habe, in welchem Falle es sich notwendigerweise schließen lasse, dass sich auch das Tier im freien Raum des Offenen bewege. Doch nichts davon wird thematisch näher ausformuliert. Vgl.: L’expérience de la liberté. Paris: Galilée 1988. Darüber hinaus ist anzunehmen, dass Nancy auch einen berühmten Brief im Sinn hat, den Spinoza an G.H. Schaller geschrieben hat, in dem es wieder um die Frage nach dem Stein und der Freiheit ging. In einem Interview mit Carol Reese formuliert <strong>Diana</strong> <strong>Thater</strong> eine Beziehung zwischen dem Tier und einem bestimmten Jason Smith 90 91 Notes 1 Some Talmudic traditions suggest that not only will the slain Leviathan be eaten at such a banquet, but that its skin will be used to make the tent beneath which the feast will take place. 2 Zofia Ameisenowa: “Animal-headed Gods, Evangelists, Saints and Righteous Men.” In: Journal of the Warburg and Courtauld Institute. Vol. 12. 1949, pp. 21–45. 3 Giorgio Agamben: The Open. tr. Kevin Attell. Stanford University Press 2004, p. 3. 4 Jakob von Uexküll’s Streifzüge durch die Umwelten von Tieren und Menschen (Berlin: J. Springer, 1934) is beautifully appropriated by Gilles Deleuze in his essay “Spinoza et nous”, first published as an essay in 1978 and later as a chapter of an augmented edition of Spinoza: Philosophie Pratique. Paris: Minuit, 1981, pp. 164–75. Deleuze notes, for example, that the term “ethology” has its root in the word ethos—not behavior, but way of life—and therefore maintains a strict relation with the “ethics” that provides the title of Spinoza’s most famous philosophical work. A rigorous ethics divorces ethics as a way of life from the abstract judgments of morality and, at the same time, divorces the ethoi of animal life from the mechanisms of “behavior”. While Agamben acknowledges Deleuze’s “Spinozist” reading of Uexküll in passing, he offers no response to it. Cf. A Stroll Through the Worlds of Animals and Men: A Picture Book of Invisible Worlds. In: Instinctive Behavior: The Development of a Modern Concept, ed. and trans. Claire H. Schiller. New York: International Universities Press, Inc. 1957, pp. 5–80. 5 Agamben, The Open, p. 92. 6 Martin Heidegger: Parmenides. tr. André Schuwer and Richard Rojcewicz. Bloomington: Indiana University Press 1992. This text is cited parenthetically in the body of this essay as P. Reference to the English translation of Heidegger’s seminar will be followed by the location of the passage in the original German edition. Cf. Martin Heidegger: Parmenides. Vol. 54 of Gesamtausgabe. ed. Mandred S. Frings. Frankfurt am Main: Klostermann 1993. 7 Martin Heidegger: The Fundamental Concepts of Metaphysics: World, Finitude, Solitude. translated by William McNeill and Nicholas Walker. Bloomington: Indiana University Press 1995. This lecture course from 1929–30 was first published in 1983, and has been the subject of many important analyses since. In his De l’esprit (Paris: Galilée 1986), Jacques Derrida undertook a rigorous philosophical interrogation of Heidegger’s thesis, formulated in this early seminar, that the animal is “poor in world” [weltarm]. This thesis will be the source for the title of The Open’s twelfth chapter, “Poverty in World”. Agamben nowhere refers directly to Derrida’s reading of this seminar, a reading which Agamben is nevertheless clearly working through. Cf. Martin Heidegger: Die Grundbegriffe der Metaphysik. Welt, Endlichkeit, Einsamkeit. Frankfurt am Main: Klostermann 1983. 8 Jean-Luc Nancy develops the implications of this figure of “the Free” [das Freie] in his The Experience of Freedom, arguing that this primor - dial opening or free space is the ontological condition for what, in the language of philosophy and political thought, we call “freedom” [Freiheit]. The Free, unlike freedom, would no longer be bound to the metaphysics of subjectivity and the “will”. Nancy suggests that this expanded sense of the free is, from a certain perspective, no longer reserved for the human, even daring to assert that, “in this sense, the stone is free (The Experience of Freedom. transl. Bridget McDonald. Stanford University Press, 1993, p. 159). This proposition, provocative
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