Diana Thater gorillagorillagorilla - Universalmuseum Joanneum
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„Wenn wir nun dem Geschlossenen, der Erde und der lethe –<br />
gemäß der Interpretation der Vorlesung von 1929–30, die wir<br />
bislang nahegelegt haben – ihre eigenen Namen ‚Tier‘ und<br />
‚bloßes Lebewesen‘ wiedergeben, so wird der ursprüngliche politische<br />
Konflikt zwischen Unverborgenheit und Verborgenheit<br />
gleichsam zu demjenigen zwischen Humanität und Animalität<br />
des Menschen.“13<br />
Eine solche Formulierung würde jeder Heidegger-Exeget bestenfalls<br />
als Missbrauch erachten – eine Verwechslung verschiedener<br />
Ebenen der Allgemeingültigkeit, verschiedener Momente in<br />
seinem Denken. Wenn Heidegger von einem Konflikt oder<br />
„Streit“ zwischen Erde und Welt spricht, spricht er von einer<br />
ursprünglichen, präethischen und präanthropologischen Gewalt,<br />
die dem Sein selbst innewohnt, ein Ringen zwischen dem Sog<br />
der Verbergung und der Stärke des Risses, des Aufbrechens<br />
des Offenbaren oder Offenen. Es ist dieser Kampf (in anderen<br />
Texten aus derselben Schaffensperiode spricht Heidegger<br />
von einem polemos), der dem Seienden innewohnt und ganz<br />
alleine das Seiende der Verborgenheit entreißt, indem er es<br />
einer Menschheit öffnet, die es möglicherweise empfängt und<br />
beschützt, einer Menschheit, die dessen Geschenk oder Opfer<br />
vielleicht bewahrt. Es ist eine Gewalt, die keine erkennbaren<br />
Wunden hinterlässt. Dieses Aufbrechen ist die Bedingung für<br />
alles Erkennen, das, was sich vor allem anderen wie eine Wunde<br />
ereignet haben muss – zum Beispiel die Wunde, die dem Tier<br />
von der Menschheit zugefügt wurde –, könnte erscheinen, draußen<br />
im Offenen, offenbar, erkennbar. Indem er nahelegt, der<br />
„eigene Name“ des Verschlossenen oder des Verborgenen, der<br />
Erde, sei Tier oder bloßes Leben, unternimmt Agamben den<br />
Versuch einer gewaltsamen Umkehrung eines fundamentalen<br />
Grundsatzes in Heideggers Denken. Wo Heidegger darauf insistierte,<br />
dass die Frage nach dem Lebendigen, nach dem Leben,<br />
ein verzwicktes Problem der Philosophie sei, war diese Frage<br />
immer der Frage nach dem Seienden oder, um genauer zu sein,<br />
der Frage nach der Bedeutung des Seienden, das wir sind,<br />
untergeordnet. Agambens Umkehrung ordnet die Frage nach<br />
dem Seienden – nach dem Seienden, das wir sind – der Frage<br />
nach dem Leben unter; sie isoliert die Spezifität der menschlichen<br />
Existenz oder des Daseins als ein Ergebnis einer Trennung,<br />
die dem Leben innewohnt, eines Konflikts oder Streits, der<br />
das Leben von sich selbst abspaltet. Obwohl das Offene nicht<br />
explizit zur Homo Sacer-Serie gehört, die Agamben 1995 mit<br />
dem gleichnamigen Buch begann, wiederholt er darin dessen<br />
grundlegende Prämisse. Das Zeitalter der Ontologie und die<br />
Frage nach der Seinsgeschichte müssen in ein weiter gefasstes<br />
“If we now, following the interpretation of the 1929–30<br />
course that we have been suggesting, restore to the<br />
closed, to the earth and to lethe their proper name<br />
of ‘animal’ and ‘simply living being’, then the originary<br />
political conflict between unconcealedness and concealedness<br />
will be (…) that between the humanity and<br />
the animality of man.”13<br />
Such a formulation would be considered by any scholar<br />
of Heidegger to be abusive at best — a confusion of<br />
different levels of generality, of different moments in his<br />
thought. When Heidegger speaks of a conflict or strife<br />
[Streit] between earth and world, he is speaking of an<br />
originary, pre-ethical and pre-anthropological violence<br />
that is internal to Being itself, a war between the pull<br />
of concealment and the force of rupture, the breaking<br />
open of the manifest or overt. It is this war (in other<br />
texts from the same period, Heidegger will speak of a<br />
polemos) internal to Being that alone forces Being<br />
outside of itself, opening it to a humanity that might<br />
receive and shelter it, to a humanity that might keep<br />
its gift or offering. It is a violence that leaves no identifiable<br />
wounds. This breaking open is the condition for<br />
the identification of anything at all, what must have<br />
already occurred before anything like a wound — for<br />
example, the wound inflicted on the animal by humanity<br />
— could appear, out in the open, manifest, identifiable.<br />
By suggesting that the “proper name” of the closed or<br />
the concealed, of the earth is the animal or even mere<br />
life, Agamben is attempting a violent inversion of a<br />
basic axiom of Heidegger’s thought. Where Heidegger<br />
insisted that the question of the living, of life, was a<br />
vexing problem for philosophy, it was always subordinate<br />
to the question of Being and, more specifically, the<br />
question concerning the meaning of the being we are.<br />
The reversal performed by Agamben thus subordinates<br />
the question of being — of the being who we are — to<br />
the question of life; it isolates the specificity of human<br />
existence or Dasein as an effect of division internal to<br />
life, a conflict or strife splitting life off from itself. The<br />
Open, though it is not explicitly a part of the Homo<br />
Sacer series that began with Agamben’s 1995 book of<br />
the same name, nevertheless reiterates the latter’s<br />
fundamental premise. The epoch of ontology, and the<br />
question and history of Being, must be inscribed with a<br />
more ample field of thought, understood as a symptom