Diana Thater gorillagorillagorilla - Universalmuseum Joanneum
Diana Thater gorillagorillagorilla - Universalmuseum Joanneum
Diana Thater gorillagorillagorilla - Universalmuseum Joanneum
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Eingenommen sein heißt, dass dem Tier der Zugang zum Seienden<br />
in seinem Sein versperrt ist. Diese seltsame Bewegung<br />
eines Einer-Öffnung-ausgesetzt-Seins, die dennoch verschlossen<br />
bleibt, ist das, was die enthemmte Benommenheit ausdrückt,<br />
die in der französischen Übersetzung von Benommenheit als<br />
„stupor“ ausgedrückt wird.<br />
Wo die Vorlesung über Parmenides von 1941/42 Einwände<br />
gegen das Thema „des Offenen“ erhebt – oder, ganz wichtig an<br />
dieser Stelle, gegen das, was in derselben Vorlesung „das<br />
Freie“8 genannt wird –, befasst sich die Vorlesung von 1929/30<br />
mit etwas ein wenig anderem, nämlich der „Offenheit des<br />
Benehmens“, die die Struktur oder Essenz des lebendigen Seins<br />
ausmacht. Agamben macht sich nichtsdestotrotz die Nähe<br />
zwischen dem Topos des Offenen, wie er in der Vorlesung über<br />
Parmenides angesprochen wird, und der paradoxen „Offenheit“,<br />
die für das Tier und sein Milieu typisch ist, zunutze.<br />
Auch wenn es in der Vorlesung von 1929/30 um eine Beschreibung<br />
der ganz eigentümlichen „Offenheit“ des Tieres und<br />
dessen benommenen Benehmens geht, darf man die Offenheit<br />
des Tieres gegenüber seinem Enthemmungsring nicht mit der<br />
Öffnung verwechseln, die den Seienden Offenbarung ermöglicht:<br />
„In der Benommenheit ist für das Benehmen des Tieres Seiendes<br />
nicht offenbar, nicht aufgeschlossen, aber eben deshalb<br />
nicht verschlossen. Benommenheit steht außerhalb dieser<br />
Möglichkeit. Wir können nicht sagen: dem Tier sei das Seiende<br />
verschlossen. Das könnte es nur sein, wenn irgendeine Möglichkeit<br />
der Aufgeschlossenheit bestände.“9<br />
Das Paradoxon aus der Vorlesung über Parmenides ist wieder<br />
da. Insoweit, als das Tier das Offene nicht sieht, das heißt die<br />
Offenbarkeit des Seienden als solches, ist es nicht nur ausgeschlossen<br />
von der Aufgeschlossenheit des Seins, sondern auch<br />
abgeschnitten von dessen Verschlossenheit; seine eigene Verschlossenheit<br />
ist ihm verschlossen. Agamben formuliert diese<br />
Unterscheidung auf folgende Weise: „Der ontologische Rang der<br />
animalischen Umwelt kann folgendermaßen definiert werden:<br />
sie ist offen, aber nicht offenbar.“10 Das ist eine subtile<br />
Unterscheidung, auch wenn darauf alles lastet. Das Tier kann<br />
das Seiende nicht zur Erscheinung oder zur Geltung bringen,<br />
während es seine Anwesenheit entfaltet. Aus demselben Grund<br />
wird das Tier auch immer um die Verweigerung des Seienden<br />
gebracht und kann es nicht als sich nicht preisgebend bzw.<br />
als sich entziehend erfahren.<br />
off is what constitutes the animal’s stimulated<br />
benumbedment, what the French translation of<br />
Benommenheit calls its “stupor”.<br />
Where the 1941–42 course on Parmenides takes issue<br />
with the theme of “the Open” — or what, importantly,<br />
this same course also calls “the Free”8 — the earlier<br />
course from 1929–30 concerns something slightly different,<br />
namely “openness [Offenheit] of behavior” that<br />
determines the structure or essence of the living being.<br />
Agamben exploits, nevertheless, the proximity between<br />
the topos of the Open as it is addressed in the course<br />
on Parmenides and the paradoxical “openness” characteristic<br />
of the animal and its milieu.<br />
If what is at stake in the lecture course from 1929–30 is<br />
a description of the “openness” peculiar to the animal and<br />
its captivated behavior, the animal’s openness to its circle<br />
of stimulability cannot be confused with the opening that<br />
makes possible the revelation [Offenbarung] of beings:<br />
“Beings are not manifest [offenbar] to the behavior of<br />
the animal in its captivation, they are not disclosed to<br />
it and for that reason are not closed off from it either.<br />
Captivation stands outside the possibility. As far as the<br />
animal is concerned we cannot say that beings are<br />
closed off from it. Beings could only be closed off if<br />
there were some possibility of disclosure at all.”9<br />
The paradox from the course on Parmenides returns.<br />
To the extent that the animal does not see the open,<br />
that is, the manifestness of the being as such, it is not<br />
only shut off from the disclosure of the being, it is also<br />
cut off from its non-revelation, closed to its very closure.<br />
Agamben formalizes the distinction in this way: “The<br />
ontological status of the animal environment can now<br />
be defined: it is offen [open], but not offenbar [revealed,<br />
literally ‘openable’]”10. This is a subtle distinction, even<br />
if everything rides on it. The animal cannot let the being<br />
come into presence, or come into its own as it presences.<br />
By the same token, the animal is also deprived<br />
of the refusal of beings, and cannot experience them as<br />
not giving themselves, as withdrawing.<br />
After discussing this distinction between offen and<br />
offenbar, Agamben then returns to the 1941–42 lecture