Diana Thater gorillagorillagorilla - Universalmuseum Joanneum
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Nichts eröffnet, dann definiert er die Umgebung des Tieres<br />
als einen „Umring der Reizbarkeit“, in dem das Tier zwar außerhalb<br />
seiner selbst gehalten wird und dennoch dieses Außen nie<br />
als Außen erfährt. „Pflanze und Tier hängen in einem Außerhalb<br />
ihrer, ohne weder das Draußen noch das Drinnen je zu ‚sehen‘“<br />
(P 238). Diese Sprache greift in etwas weniger vertrackter Art<br />
und Weise die Beschreibung der Tier-Umwelt auf, die Heidegger<br />
in Laufe eines viel früheren Seminars entwickelt hat. Heideggers<br />
Seminar aus den Jahren 1929/30, Die Grundbegriffe der<br />
Metaphysik, war über die komplette zweite Hälfte – in Buchform<br />
hunderte Seiten – der Untersuchung von Tieren und der spezifischen<br />
Logik ihrer Welten gewidmet.7 Indem er sich auf verschiedenste<br />
zeitgenössische Diskurse aus der Verhaltensforschung<br />
stützte (einschließlich Uexküll), gelangte er zu seinem Begriff des<br />
Enthemmungsrings, der um das Tier gezogen ist, es umringt,<br />
und das Tier paradoxerweise außerhalb seiner selbst zieht und<br />
ihm gleichzeitig jeden Zugang zum „eigentlichen Sein“ der Seienden,<br />
denen es begegnet, verwehrt. Nach Heidegger ist das<br />
Tier, anstatt Seienden an sich zu begegnen, in aller Offenbarkeit<br />
oder Verborgenheit ihrer Anwesenheit, von einer Konstellation<br />
von Elementen umgeben, die Triebe in seinem Innern hemmen<br />
oder enthemmen. Diese Triebe – Nahrungstrieb, Sexualtrieb<br />
und Aggression zugleich – strukturieren den Bereich tierischen<br />
Verhaltens oder Benehmens.<br />
Die fundamentale Disposition des Tieres lässt sich anhand<br />
des deutschen Wortes Benommenheit darstellen, welches im<br />
radikalen „nehmen“ (to take) wurzelt. Aufgrund dieser Anklänge<br />
(sowohl Benehmen im Sinne des englischen „behavior“ als<br />
auch die allgemeinere Bedeutung von „benommen/genommen“<br />
im Sinne des englischen „being taken“) ist es ganz besonders<br />
schwierig, Benommenheit im Englischen durch ein einziges Wort<br />
auszudrücken (dasselbe gilt übrigens auch für das Französische).<br />
Die englische Übersetzung der Vorlesung von 1929/30,<br />
von William McNeill, versinnbildlicht das Deutsche so getreu wie<br />
möglich, wenn sie „benumbedment“ vorschlägt, eine fast wörtliche<br />
Umsetzung zwischen zwei Sprachen, die aber dennoch<br />
den intendierten Sinn (absorption, capture, fascination) erfasst,<br />
wenn auch auf etwas schwerfällige Art und Weise.<br />
Wir können dem Begriff mehr Konsistenz verleihen, indem wir<br />
nachdrücklich auf Präpositionen eingehen, die mit dem Wort<br />
„nehmen“ eine Verbindung eingehen können: Ein Tier zu sein<br />
heißt von, in der Welt übernommen werden, mit der Welt mitgenommen<br />
werden. Und es ist dieses Mit-der-Welt-mitgenommen-<br />
Sein, was das Tier paradoxerweise aus der Welt ausschließt.<br />
Jason Smith 82 83<br />
which the animal is both held outside itself and yet,<br />
never encounters this outside as an outside. The<br />
animal is “suspended in something outside of [itself]<br />
without ever being able to ‘see’ either the outside or<br />
the inside” (P 160). This language repeats, in a less<br />
involved idiom, the characterization of the animal<br />
Umwelt that Heidegger developed in the course of a<br />
much earlier seminar. Heidegger’s 1929–30 seminar,<br />
The Fundamental Concepts of Metaphysics, devoted<br />
its entire second half — in book form, hundreds of<br />
pages — to a study of animals and the specific logics<br />
of their worlds.7 Relying on a wide range of contemporary<br />
ethological discourses (including Uexküll), he<br />
was able to speak of the “disinhibiting ring” [Enthemmungsring]<br />
that encircles and draws around the living<br />
animal, paradoxically drawing the animal outside of<br />
itself while refusing it any access to the “as such”<br />
of the beings it encounters. According to Heidegger,<br />
rather than encountering beings as such, in their manifestness<br />
or withdrawal from presence, the animal is<br />
surrounded by a constellation of elements that disinhibit<br />
or release an internal drive. These drives, at once<br />
nutritive, sexual or combative, structure the field of<br />
animal behavior or Benehmen.<br />
The fundamental disposition of the animal is isolated<br />
in the German word Benommenheit, built on the<br />
radical –nehmen (to take). Because of these echoes<br />
(both Benehmen as “behavior” and the more<br />
general structure of being “taken”) resounding in it,<br />
Benommenheit is particularly difficult to render with<br />
a single word in English (or French, for that matter).<br />
The English translation of the 1929–30 course by<br />
William McNeill shadows the German as closely<br />
as possible, offering “benumbedment”, an almost<br />
literal transposition between languages which nevertheless<br />
captures, if in an unwieldy way, the sense<br />
intended: absorption, capture, fascination.<br />
We can give the term texture if we put pressure on<br />
prepositions that the word “take” takes: to be an animal<br />
is to be taken over, by, in and with the world. It is this<br />
being taken with the world that, paradoxically, leaves<br />
the animal outside it. To be taken in is to be closed off<br />
from the being in its being. This riddling movement<br />
of being held out into an opening that remains closed