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Diana Thater gorillagorillagorilla - Universalmuseum Joanneum

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die These einer neuen Deklination würde auf eine neuerliche<br />

Einschreibung dieses Verhältnisses zwischen Mensch und Tier<br />

zurück in die Ökonomie der Gewalt hinauslaufen, auf der die<br />

Geschichte der Menschheit aufbaut. Doch was das Bildnis stattdessen<br />

nahelegt, ist etwas, das Agamben wie folgt ausdrückt:<br />

„die Figur der ‚großen Unwissenheit‘, die beide außerhalb des<br />

Seins lässt, gerettet in ihrer eigentlichen Unrettbarkeit“5.<br />

————<br />

Das Offene beginnt mit einem Bild aus dem Bereich der messianischen<br />

Theologie. Die Geschichte, die uns Agamben dann in<br />

der Folge erzählt – die der Herstellung einer „anthropologischen<br />

Maschine“, die menschliches und tierisches Leben trennt –,<br />

entfaltet sich chronologisch. Jeder Augenblick, von Aristoteles’<br />

„vegetativer Seele“ in De Anima bis hin zum vom Naturwissenschaftler<br />

Jakob von Uexküll beschriebenen minimalistischen<br />

Milieu der Zecke bezeichnet eine Version (oder „Deklination“)<br />

dieser Maschine, die den Menschen vermittels eines inneren<br />

Ausschlusses seiner eigenen Animalität produziert. Dieser<br />

Bogen, der von den frühesten Reflexionen über die Trennung<br />

des Lebens aus der griechischen Antike bis hin zu den wichtigsten<br />

Erkenntnissen der Verhaltensforschung des 20. Jahrhunderts<br />

reicht, findet seinen Abschluss in einer ausführlichen<br />

Betrachtung der Stellung und Gestalt des Tieres im Werk von<br />

Martin Heidegger. Heidegger würde daher den Abschluss dieser<br />

Geschichte repräsentieren – ihre ultimative Herauskristallisierung<br />

und einen potenziellen Wendepunkt zugleich. Die Struktur von<br />

Heideggers Denken über das Tier stellt sowohl die reinste Vollkommenheit<br />

der anthropologischen Maschine dar als auch die<br />

Möglichkeit, diese Maschine zu sabotieren, sie abzuschalten.<br />

Der Titel von Das Offene ist einer Passage aus Heideggers Vorlesung<br />

über Parmenides aus den Jahren 1941/42 entnommen.6<br />

Im Schlussabschnitt dieses Seminars findet sich eine Interpretation<br />

eines berühmten Gedichts von Rilke, der „8. Duineser<br />

Elegie“. Gleich in den ersten Zeilen des Gedichts wird „das<br />

Offene“ genannt, dieses seltsame Substantiv, das sich aus der<br />

Nominalisierung eines Adjektivs ergibt. „Mit allen Augen sieht die<br />

Kreatur das Offene“ – so beginnt das Gedicht –, wogegen unsere<br />

allzu menschlichen Augen nach innen gerichtet sind und wir<br />

diesen „reinen Raum“, diesen nicht von Grenzen unterbrochenen<br />

und vom Tod unberührten Raum, nicht sehen können. Heidegger<br />

ficht diese Umdrehung der Hierarchie von Mensch und Tier an.<br />

Und er tut dies, indem er einen Keil zwischen zwei Figuren des<br />

Offenen treibt – „zwischen dem, was Rilke ‚das Offene‘ nennt,<br />

und dem Offenen im Sinne der Unverborgenheit des Seienden<br />

Jason Smith 80 81<br />

animal back into the economy of violence that structures<br />

the history of humanity. What is proposed by the<br />

image is instead what Agamben calls a “figure of the<br />

‘great ignorance’ which lets both of them be outside of<br />

being, saved precisely in their being unsavable”5.<br />

————<br />

The Open begins with an image drawn from the field<br />

of messianic theology. The story Agamben subsequently<br />

tells, that of the fabrication of an “anthropological<br />

machine” that divides life between man and animal,<br />

unfolds chronologically. Each moment, from Aristotle’s<br />

“vegetative soul” in De Anima to the minimalist milieu<br />

of naturalist Jakob von Uexküll’s tick, constitutes a<br />

version (or “declension”) of this machine that produces<br />

the human through an internal exclusion of its own<br />

animality. This course, which runs from the earliest<br />

Greek reflection on and division of the living to the most<br />

important ethological research of the 20th century,<br />

is concluded with a long reflection on the position and<br />

figure of the animal in the work of Martin Heidegger.<br />

Heidegger would, therefore, represent the closing out of<br />

this history, at once its final crystallization as well as a<br />

potential turning point. The configuration of Heidegger’s<br />

thought of the animal represents both the purest refinement<br />

of the anthropological machine and the possibility<br />

of sabotaging this machine, of shutting it down.<br />

The Open takes its title from a passage in Heidegger’s<br />

1941–42 lecture course on Parmenides.6 The final section<br />

of this seminar offers a reading of a famous Rilke<br />

poem, the “eighth Duino elegy”. The poem’s first lines<br />

name “the open”, this strange substantive formed by<br />

nominalizing an adjective. “With all eyes the creature<br />

sees/the open” intones the poem, while our eyes, all too<br />

human, are turned inward and are incapable of seeing<br />

this “pure space”, unbroken by limits and untouched by<br />

death. Heidegger contests this inversion of the hierarchy<br />

between man and animal. And he does so by driving<br />

a wedge between two figures of the open. In this single<br />

word, we are told, a “gaping abyss” opens between<br />

“what Rilke names the open and the ‘open’ in the sense<br />

of the unconcealedness of beings” (P 159). The open<br />

for Heidegger names that originary disclosure and clearing<br />

out on the basis of which, and within which, beings<br />

can come and go, become manifest or withdraw into

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